Wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht, ist eine qualitativ hochwertige, zeitlich flexible Kinderbetreuung in der Region entscheidend. Sie kann dafür sorgen, dass mehr Mütter länger arbeiten können. Gleichzeitig ergeben sich daraus positive Effekte auf Bildungsergebnisse und die schulische Integration benachteiligter Kinder.
Aufholpotenziale für Österreich in der Kinderbetreuung
Um Strukturen und Rahmenbedingungen der institutionellen Kinderbetreuung im internationalen Vergleich zu bewerten, hat das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria einen vergleichenden Scoreboard-Indikator entwickelt. Dieser Indikator berücksichtigt Leistungskennzahlen der Kinderbetreuung sowie Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ähnlich wie in der Betrachtung von 2021 zeigen sich für Österreich hohe Aufholpotenziale. Dabei hat sich der Indexwert gegenüber der letzten Berechnung im Jahr 2021 marginal von 0,47 auf 0,48 des zum Bestwert 1 skalierten Index verbessert. Die führenden Staaten, wie Schweden und Dänemark (je 0,78), aber auch Slowenien (0,77) oder Norwegen (0,71), erzielen deutlich höhere Werte. Im Vergleich der EU-27 plus Schweiz und Norwegen belegt Österreich aktuell den 20. Platz.
Längere Betreuungszeiten für unter Dreijährige im Fokus
Aufholpotenziale liegen insbesondere in einer Erhöhung der Kinderbetreuungsquote bei unter Dreijährigen mit längeren Betreuungszeiten über 29 Stunden pro Woche. "Hier gilt es, sich an den skandinavischen Ländern oder auch Slowenien zu orientieren, die höhere Betreuungsquoten als hierzulande aufweisen. Institutionelle Kinderbetreuung findet bei unter Dreijährigen in einem nennenswerten Ausmaß nur bei kurzen Betreuungsumfängen unter 30 Stunden pro Woche statt. Eine tägliche Betreuungszeit von weniger als sechs Stunden ist kaum mit einer Vollzeitbeschäftigung der Mütter bzw. beider im Haushalt lebenden Elternteile vereinbar", erläutert EcoAustria-Direktorin Monika Köppl-Turyna. In Slowenien arbeiten zudem deutlich mehr Mütter Vollzeit. In Österreich dominiert in dieser Gruppe die Teilzeitbeschäftigung. Dies führt zu betreuungsbedingten Diskontinuitäten in den Erwerbskarrieren von Müttern und trägt zu einem überdurchschnittlichen Gender-Pay-Gap bei. Hier liegt Österreich mit einem Indexwert von 0,13 nur knapp über dem im Vergleichsrahmen schlechtesten Wert im Ranking. Nicht zuletzt stellt der Personalmangel eine Herausforderung dar.