In Zeiten des Personalmangels versuchen immer mehr Unternehmen, mit eigenen Betriebskindergärten zu punkten.
Auch im Magistrat der Stadt Salzburg mit 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das Thema mit der neuen Regierung angekommen. Laut dem Arbeitsübereinkommen, das SPÖ, KPÖ plus und Bürgerliste unterzeichnet haben, soll ein Magistrats-Betriebskindergarten geschaffen werden.
"Ein solches Angebot gehört mittlerweile zu einem guten Arbeitgeber dazu", meint Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ). Ziel sei auch, Fachkräfte und weibliche Führungskräfte rascher zurück in den Beruf zu holen. Heuer wird die Personalvertretung den Bedarf erheben, zugleich beginnt die Standortsuche. 2025 sollen die Räume adaptiert werden. Es werde sich zeigen, ob bereits im Herbst 2025 gestartet werden könne, betont Auinger. Er ist überzeugt, dass die Nachfrage mit dem Angebot massiv steigen wird. Wegen des Einzugsgebiets biete sich ein Standort im Norden der Stadt an. Auinger denkt nicht an einen Neubau, sondern an die Umnutzung eines Gebäudes. Zum Start sollen zwei bis drei alterserweiterte Gruppen öffnen.
Stiegl stellt Wohnung in neu gebauter Anlage zur Verfügung
Um Eltern den Wiedereinstieg in den Beruf zu erleichtern, hat nun auch Stiegl gegenüber der Privatbrauerei in Maxglan eine betriebseigene Kinderbetreuung eröffnet. Untergebracht ist sie seit Jänner in einer der 60 Mietwohnungen, die Stiegl im Vorjahr in der Bräuhausstraße errichtet hat. Die Hälfte sind Mitarbeiterwohnungen. Die Wohnung für die Kinderbetreuung liegt im Erdgeschoß und hat einen Garten mit Spielgeräten.
"Wir sind ein Familienunternehmen und möchten junge Eltern bestmöglich unterstützen", betonte Stiegl-Bräuin Alessandra Kiener am Mittwoch bei der Präsentation des Stieglitz-Kids-Club. Eine interne Befragung der 780 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern habe gezeigt, dass der Bedarf für die Betreuung von unter Dreijährigen am größten sei. Gestartet wurde mit einer Kleinkindgruppe für Ein- bis Dreijährige, die abwechselnd von einer Tagesmutter und einem Tagesvater des Salzburger Hilfswerks familienähnlich betreut werden. Derzeit besuchen vier Kinder die Einrichtung, ab Herbst werden acht Kinder betreut. Am Nachmittag können auch zwei Schulkinder die Gruppe besuchen. Sie wird ganzjährig mit nur zwei Wochen Schließzeit zu Weihnachten geführt und ist von 7 bis 17.30 Uhr geöffnet. Der Tarif ist sozial gestaffelt, die Eltern bezahlen im Schnitt 180 Euro. Sollte die Nachfrage steigen, ist zusätzlich eine alterserweiterte Gruppe geplant. Mittelfristig ist laut Stiegl ein Betriebskindergarten denkbar.
"Schwierig, in der Stadt einen Platz für unter Dreijährige zu bekommen"
Ab Herbst wird auch die Tochter von Stiegl-Mitarbeiterin Christina Rebhan den Kids-Club besuchen. Nora ist ihr zweites Kind. "Es ist schwierig, in der Stadt einen Platz für unter Dreijährige zu bekommen, ich habe schon während der Schwangerschaft mit der Suche begonnen", schildert die Salzburgerin. Sie sei sehr froh über das Angebot.
Die Nachfrage nach Kinderbetreuung sei groß, betont Stiegl-Personalchefin Kerstin Vockner. Soeben habe sich eine Personalverrechnerin aus innergebirg beworben, die im Herbst anfangen werde. "Für sie war die Kinderbetreuung das entscheidende Kriterium." Das Angebot biete die Möglichkeit, Schlüsselkräfte früher in die Arbeit zurückzuholen. Vockner sieht die Zukunft in betriebsübergreifenden Kooperationen wie es sie bereits für das sechswöchige Sommerferienprogramm gibt, das Stiegl für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen in der Umgebung anbietet.
Salzburg AG errichtet eigenes Gebäude für sechs Gruppen
Ein Neubau für die betriebliche Betreuung von bis zu 72 Kindern entsteht derzeit neben der Zentrale der Salzburg AG. Der Konzern investiert zwei Millionen Euro. Die Betreuung der Kinder übernimmt das Tageselternzentrum (TEZ), das 2023 auch in die institutionelle Kinderbetreuung eingestiegen ist. Im Herbst starten zwei Gruppen für Kleinkinder und eine alterserweiterte Gruppe. Im Endausbau sind sechs Gruppen geplant.
Die Einrichtung wird bis auf zwei Wochen zu Weihnachten ganzjährig offen sein. Die Kinder sollen altersgerecht in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik gefördert werden.
Einen Platz bekommen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mindestens 20 Stunden pro Woche arbeiten, es gibt aber auch Sonderregelungen. Ein Ganztagesplatz für Kinder unter drei Jahren wird 150 Euro pro Monat kosten.
Porsche baut Kinderbetreuung erneut aus
Die Porsche Holding startete 2019 einen Betriebskindergarten mit drei Gruppen. Mittlerweile werden nach dem ersten Ausbau 72 Kinder betreut. Derzeit wird erneut mehr Platz geschaffen, damit heuer ab Herbst 96 Kinder in vier Kleinkindgruppen und vier alterserweiterten Gruppen von der Spielzeugschachtel GmbH betreut werden können.
"Die Erweiterung des Betriebskindergartens wurde notwendig, da die Anfrage nach Plätzen stetig steigt und die Mütter nach der Karenz wieder früher zurück in den Beruf kehren", betont Klaus Fetka, Leiter HR Kommunikation & Talent Acquisition der Porsche Holding Salzburg. Der Betriebskindergarten stelle die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Eltern sicher. Mit verlängerten Öffnungszeiten und keinen Ferien- oder Schließzeiten sei die Betreuung der Kinder sichergestellt.
Schmittenhöhebahn und Baumarkt Ebster in Zell am See kooperieren
Seit dem Start der von Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer initiierten und finanzierten Projektstelle für betriebliche Kinderbetreuung (www.beki-sbg.at) im Jahr 2020 wurden knapp 60 Salzburger Unternehmen aus fast allen Branchen zu betrieblicher Kinderbetreuung beraten. Das Interesse an diesem Modell sei in dieser Zeit kontinuierlich gestiegen, betont Leiter Rafael Paulischin-Hovdar. Außer konkreten Umsetzungsprozessen leiste die Projektstelle wichtige Informations- und Aufbauarbeit zu diesem in Salzburg noch vergleichsweise jungen Thema.
Betriebliche Kinderbetreuung könne ein Mehrwert für alle Beteiligten sein: für Unternehmen und Beschäftigte, für das pädagogische Personal und die Kinder. Neben der langfristigen Bindung von Personal auf Unternehmensseite ermögliche sie auch deutlich geringere Betreuungskosten und bedarfsorientierte Öffnungszeiten für Familien sowie qualitativ hochwertige Einrichtungen für Kinder und das pädagogische Personal.
Aktuell unterstützt die Projektstelle die Schmittenhöhebahn AG sowie den Baumarkt Ebster in Zell am See bei der gemeinsamen Umsetzung einer betrieblichen Kinderbetreuung. Das Besondere an diesem Projekt ist nicht nur der ungewöhnliche Branchenmix (Tourismus und Handel) und die Planung erweiterter Öffnungszeiten am Wochenende, sondern auch die Tatsache, dass es sich um die erste Kooperation zweier Salzburger Unternehmen im Bereich der betrieblichen Kinderbetreuung handelt.





