Wie das Unternehmen mitteilte, sind konkret die Windhager Zentralheizung Technik GmbH wie auch die Windhager Zentralheizung GmbH betroffen, angestrebt werde ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Es sei davon auszugehen, dass das Insolvenzgericht am kommenden Montag die Verfahren eröffnen wird.
Der Kreditschutzverband (KSV) von 1870 hat Freitagnachmittag eine erste Auflistung der festgestellten Überschuldung der Firmengruppe veröffentlicht. Für die Windhager Zentralheizung GmbH betragen die Passiva rund 8,2 Millionen Euro, bei der Windhager Zentralheizung Technik GmbH sind dies rund 78,2 Millionen Euro. Dem stehen rund 23,6 Millionen Euro an Aktiva gegenüber, die Gesamtdifferenz beträgt demnach rund 63 Millionen Euro. Daten für die Windhager Logistik GmbH müssen laut KSV noch erhoben werden.
Windhager-Boss für Weitermachen
Die Auslandsbeteiligungen Windhager Schweiz, Deutschland und Italien seien von dem Antrag nicht betroffen. Bereits laufende intensive Verhandlungen mit Investoren hätten bis zum heutigen Tag nicht erfolgreich abgeschlossen werden können. "Wir setzen die Gespräche mit möglichen Investoren fort, um damit die Weiterführung der Unternehmen zu sichern. Wir bemühen uns, den weiteren Betrieb im Rahmen der insolvenzrechtlichen Gegebenheiten bestmöglich sicherzustellen", teilte Windhager-Geschäftsführer Stefan Gubi mit.
Informationen über die Höhe von Aktiva und Passiva und den Insolvenzursachen waren zunächst nicht bekannt. Bereits im Sommer 2023 hatte Windhager 179 seiner knapp 450 Österreich-Mitarbeiter für drei Monate in Kurzarbeit geschickt, nachdem das Arbeitsmarktservice (AMS) einen entsprechenden Antrag des Unternehmens bewilligt hatte. Der Umsatz beim auf die Herstellung von Pelletheizungen spezialisierten Unternehmen war damals massiv eingebrochen.
Gewerkschaft: Dezember-Löhne ausständig
Seitens der Salzburger Landesvertretungen der zuständigen Gewerkschaften GPA und PRO-GE hieß es am Freitagabend, man habe bereits erste Gespräche mit den Betriebsräten geführt und für kommende Woche einen Termin für eine Betriebsversammlung fixiert.
"Da leider die Dezembergehälter und -löhne noch nicht bezahlt wurden, muss es nun schnell gehen. Die Gewerkschaft wird gemeinsam mit der Arbeiterkammer Salzburg die Beschäftigten bei der Beantragung ihrer ausständigen Entgelte beim Insolvenzentgeltsicherungsfons unterstützen", teilte die Gewerkschaft in einer Aussendung mit.
Nach dem Boom kam der Rückschlag
Der Seekirchner Heizsystemhersteller hat eine Achterbahnfahrt hinter sich: Zum 100-Jahr-Jubiläum eröffnete das Traditionsunternehmen 2021 eine firmeneigene Erlebniswelt in Seekirchen. Mehrere Millionen wurden in die "World of Windhager" und ein neues vollautomatisches Lager investiert.
Gleichzeitig begannen rosige Zeiten: 2021 stieg die Nachfrage nach Pelletsheizungen, auch dank hoher Förderungen, mit Beginn des Ukraine-Kriegs 2022 explodierte sie regelrecht. Mehr als 100 zusätzliche Mitarbeiter wurden eingestellt, Material aufgestockt und in die Anlagen - etwa eine automatische Schweißroboterlinie - investiert.
Bald war das Personal aber nicht mehr ausgelastet: Die Pelletspreise gingen durch die Decke und die Nachfrage nach den Heizsystemen brach wieder ein. Auch der Rückgang bei Neubauten durch die verschärften Kreditregeln samt hohen Zinsen führte zuletzt zu weniger Nachfrage.
Zu schaffen machte Windhager auch die lange Debatte um das neue Heizungsgesetz in Deutschland, das bei Kunden Verunsicherung auslöste. Rund 70 Prozent seines Umsatzes macht Windhager im Export, der Hauptmarkt ist Deutschland.
Über den Sommer 2023 schickte Windhager einen Teil der 400 österreichischen Mitarbeiter in Kurzarbeit. Das Unternehmen verlängerte die Kurzarbeit im Winter um weitere zwei Monate verlängern. Vom AMS gab es aber beim zweiten Mal kein grünes Licht - und keine Förderung. Auch diese Entscheidung traf das Unternehmen schwer.
Hinzu kommen hohe Investitionen: Nahe Gmunden errichtet Windhager derzeit um rund 100 Millionen Euro ein neues Werk für Wärmepumpen. Eröffnet werden soll es - so waren bislang die Pläne - im Sommer 2024.