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"Unsere Gäste werden tendenziell jünger" - Anna Marx im Interview

Auf eine bald 100-jährige Geschichte blickt das Fridolfinger Familienunternehmen Marx Reisen zurück. Wir haben mit Geschäftsführerin Anna Marx über den Status quo der Reisebranche, aktuelle Trends und neue Zielgruppen gesprochen.

Anna Marx leitet gemeinsam mit ihrer Mutter Rosa Maria Marx (nicht im Bild) das Fridolfinger Unternehmen Marx Reisen.
Anna Marx leitet gemeinsam mit ihrer Mutter Rosa Maria Marx (nicht im Bild) das Fridolfinger Unternehmen Marx Reisen.
Skandinavien ist ein beliebtes Reiseziel der Reisebusse. Hier ein Bild vom Nordkap.
Skandinavien ist ein beliebtes Reiseziel der Reisebusse. Hier ein Bild vom Nordkap.

Die Reisebranche hat schwierige Jahre hinter sich. Das erlebte auch der Fridolfinger Traditionsbetrieb Marx Reisen hautnah mit. Wir treffen Anna Marx, gemeinsam mit ihrer Mutter Rosa Maria Marx Geschäftsführerin, zum Gespräch.

Der Reisesektor hat durch die Pandemie einen Dämpfer erlebt, Zahlen zeigen, dass sich die Branche wieder im Aufschwung befindet. Wie haben Sie persönlich diese Entwicklung erlebt?

Anna Marx: 2020 war völliger Stillstand, 2021 wenig möglich, 2022 dann schon mehr. Seit 2023 läuft es eigentlich wieder relativ normal. Gerade alles, was den europäischen Bereich betrifft. Was Fernreisen angeht, waren wir 2023 noch nicht auf dem gewohnten Stand wie vor Corona, aber ich denke, dass sich das heuer auch wieder normalisieren wird.

Wenn man die Reisebranche im Jahr 2019 mit heute vergleicht: Was hat sich seitdem bei Ihnen konkret verändert?

Was wir spüren, ist eine starke Preiserhöhung, etwa bei Flügen oder Hotels, und generell in allen Bereichen. Wir haben auch immer noch nicht die kompletten Flugkapazitäten. Das ist aber alles im Aufbau - heuer wird sich das sicherlich auch noch mal verbessern. Was die beliebtesten Reiseziele betrifft, hat sich nicht unbedingt etwas verändert. Das sind nach wie vor der Mittelmeerraum oder auch Skandinavien.

Wann ist denn die Nachfrage nach Reisen generell am größten und woran könnte das liegen?

Bei uns ist das auf alle Fälle im Sommer. Die meisten Abreisen haben wir von Mai bis September. Grund dafür ist einfach der Sommerurlaub - in welcher Form auch immer. Die einen machen Rundreisen, die anderen Erholungsbadereisen, je nachdem. Aber generell ist das eben die Hauptreisezeit.

Welche saisonalen Unterschiede gibt es denn zwischen Reisen im Sommer und Winter?

Im Sommer sind gerade die Mittelmeerländer gefragt. Spanien, Griechenland, Italien, Kroatien - das sind die klassischen Destinationen für den Badeurlaub. Und im Winter haben wir die Skigebiete, die Wellnesshotels und halt auch die Fernstrecke in die Sonne. Dubai oder überhaupt die Vereinigten Arabischen Emirate sind in diesem Hinblick beliebte Ziele. Aber genauso auch die Karibik, Jamaika, Thailand oder Vietnam. Auch Asien war im vergangenen Winter ein starkes Fernreiseziel.

Gibt es im Gegenzug dazu auch Reiseziele, die an Beliebtheit verloren haben?

Im Grunde ist das relativ konstant. Aber die jeweiligen politischen Gegebenheiten führen schon immer wieder zu Verschiebungen bzw. sind ausschlaggebend dafür, ob eine Reise möglich ist oder nicht. Situations- oder kriegsbedingt haben wir da Verschiebungen. Russland ist natürlich jetzt ein No-Go. Auch Israel. Der Nahostkonflikt führt zum Beispiel dazu, dass wir dorthin natürlich momentan keine Reisen durchführen können.

Sie leiten Marx Reisen gemeinsam mit Ihrer Mutter, der Fuhrpark umfasst rund 30 Busse. Gegründet hat das Unternehmen 1927 Ihr Urgroßvater, angefangen mit einem umfunktionierten Lkw. Wie kam der Fokus auf Busreisen?

Ich denke, das liegt bei uns an der Reiseaffinität in der Familie. Mein Uropa ist am Wochenende Ausflugstouren gefahren. Später hat dann meine Oma das Geschäft weitergeführt. Sie war sehr reiselustig und weltoffen, hat damals auch viele Reisebegleitungen gemacht. Und meine Großeltern haben das im Endeffekt dann mehr in Richtung touristischen Verkehr geleitet. Während andere Unternehmen sich also mehr auf Linienverkehr und Co. spezialisiert haben, war es bei uns einfach der Reiseverkehr.

Marx Reisen teilt sich ja heute in zwei Tätigkeitsbereiche auf. Wie genau sieht das aus?

Zum einen haben wir ja unsere Reisebüros (Anm.: in Freilassing, Altötting, Traunstein und Wals-Himmelreich), in denen wir von Flugreisen über Kreuzfahrten bis hin zu Busreisen alle Reiseformen abdecken. Und auf der anderen Seite steht das Busunternehmen an sich. In unserer Zentrale in Fridolfing haben wir den Hauptanteil bei den Busreisen. Aber wir bieten auch viele kombinierte Reisen, also Rundreisen mit Flug-An- und -Abreise an. 2023 sind die Fluganreisen eher zurückgegangen. Wir merken, dass momentan Busreisen an sich im Trend liegen. Viele Gäste sind im letzten Jahr auch wieder rein mit dem Bus gefahren, weil das einfach unproblematisch war. Es ist einfach eine angenehme, komfortable Reiseform, bei der man sich um nichts kümmern muss. Man hat sein Gepäck direkt mit dabei, weiß, dass niemand streikt oder dass es kein Theater mit Sicherheitschecks etc. wie am Flughafen gibt.

Wer nimmt Ihr Angebot denn überwiegend in Anspruch? Sind das eher Ältere oder auch Junge?

Generell werden die Gäste jetzt einen Tick jünger. Ein möglicher Grund könnte das Thema Nachhaltigkeit sein, weil ja der Bus (Anm.: laut Daten des Umweltbundesamts) das nachhaltigste Verkehrsmittel ist. Es könnte aber auch damit zusammenhängen, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis etwa bei einer Busrundreise in der Gruppe im Vergleich zu individuellen Buchungen recht gut ist. In der Gesamtbetrachtung haben wir mehr ältere Fahrgäste, aber die Tendenz wird jünger. Wenn wir jetzt beispielsweise zum "Mondschein-Rodeln" (Anm. in Schladming) fahren, haben wir nur Junge im Bus. Das ist dem Reiseziel gedankt, weil das eine reine Partyfahrt ist. Aber auch bei einer Städterundreise nach Stockholm sind zum Beispiel viele Jüngere mit dabei. Bei Kur- und Wellnesszielen ist das Publikum hingegen eher älter. Es hängt also immer auch ein bisschen mit dem jeweiligen Reiseziel bzw. dem Reisegrund zusammen. Aber auch bei anderen Fahrten, also generell gesehen, haben wir den Eindruck, dass es im Schnitt eher jünger wird.

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