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Von Harvard bis Salzburg: Wie sich Uni-Absolventen vernetzen

Inskription, Studium, Sponsion - und dann? In Alumni-Clubs sollen Absolventen vernetzt bleiben. Das große Vorbild ist die Universität von Barack Obama und Bill Gates. Und die ist auch in Österreich aktiv.

Von Harvard bis Salzburg: Wie sich Uni-Absolventen vernetzen
Von Harvard bis Salzburg: Wie sich Uni-Absolventen vernetzen
Von Harvard bis Salzburg: Wie sich Uni-Absolventen vernetzen
Von Harvard bis Salzburg: Wie sich Uni-Absolventen vernetzen

Alexander Schwartz hat in Graz, Wien und Zürich studiert. Dennoch gehört er keinem Absolventenclub der drei Universitäten an. Der Partner bei der Wiener Unternehmensberatung Aracon Consulting fühlt sich einer anderen Alma Mater zugehörig: Seit rund einem Jahr ist Schwartz Präsident des Harvard Clubs Austria. Der Name des Clubs hält, was er verspricht: "Alle unsere rund 150 Mitglieder waren in irgendeiner Form in Harvard. Entweder haben sie dort studiert, die Sommerakademie absolviert oder geforscht", beschreibt Schwartz. Der 42-Jährige hat als Postdoc an der Elite-Uni im Großraum Boston studiert. Harvard gilt weltweit als jene Uni, deren Absolventen das größte Privatvermögen haben. Barack Obama, Mark Zuckerberg und Bill Gates waren an der Ostküsten-Uni inskribiert.

Der Harvard Club ist ein Paradebeispiel dafür, wie global vernetzt amerikanische oder britische Universitäten sind. "Die Harvard Alumni Association wurde vor mehr als 50 Jahren gegründet. Der österreichische Ableger feiert heuer sein 30-Jahr-Jubliäum", erläutert Schwartz. Auch der allererste Alumniverband wurde in den USA, genauer in Williamsburg (Virginia), ins Leben gerufen - und zwar 1821, also vor 193 Jahren.Der Networking-Gedanke im MittelpunktDas Grundkonzept der "postgradualen Studentenverbindungen" ist schnell erklärt: Ehemalige Studenten schließen sich in einem offiziell von der jeweiligen Universität ins Leben gerufenen Club zusammen, um den Kontakt zur eigenen Alma Mater nicht zu verlieren. Und vor allem, um bei regelmäßigen Treffen zu netzwerken: "Freilich steht der Networking-Gedanke im Mittelpunkt. Zudem sind vor allem Mitglieder in Auslandsclubs Botschafter der Uni."

Auslandsclubs von österreichischen Universitäten gibt es nicht. Doch dem Trend hin zu Absolventenvereinen werden auch die heimischen Hochschulen gerecht - wenngleich mit einiger Verspätung. Den Alumniverband der Uni Wien gibt es etwa seit 1994. Nach einem Neustart vor fünf Jahren hat sich mittlerweile ein neues Organisationsteam gebildet, geleitet von Ingeborg Sickinger. "Der Relaunch kam nicht von ungefähr. Das Thema Alumni-Arbeit hat einen immer größeren Stellenwert", beschreibt Sickinger, die den Verband hauptberuflich leitet. Finanziert wird der Club wie die meisten seiner Art: durch die Uni, durch Sponsoring und durch Mitgliedsbeiträge. Für die 33 Euro pro Jahr bekommen die Mitglieder Vergünstigungen bei Partnern, Einladungen zu Veranstaltungen und den Effekt, "dass man mit der Uni in Verbindung bleibt". Bei allem stehe der Netzwerkgedanke im Fokus: "Networking ist wichtig, zweifelsohne. Zudem kann man sich bei den Treffen über neue Entwicklungen im jeweiligen Fachgebiet informieren."Das leidige Thema SpendenDie Absolventenbetreuung ist inzwischen auch im heimischen Universitätsgesetz verankert. Die "Pflege der Kontakte zu den Absolventinnen und Absolventen" gehöre zu den festen Verpflichtungen heimischer Unis. Dieser Pflicht kommen die Alumniverbände in Österreich jedoch anders nach als Clubs in Großbritannien oder den USA: "Spenden ist im angloamerikanischen Raum das Thema schlechthin", sagt Ingeborg Sickinger. Am Tag des Abschlusses würden schon die Spendenbriefe ins Haus flattern: "Und am besten sollte man die Uni noch gleich in seinem Testament anführen." In Österreich sei das grundsätzlich anders. Spendenaufrufe gebe es - aber ohne Druck: "Wir sehen unsere Absolventen nicht als piggy bank (Sparschwein, Anm.)." Weniger drastisch sieht das Harvard-Club-Präsident Alexander Schwartz: "Mir wurde von Harvard nie Druck gemacht. Es gab noch nicht einmal eine Spendenanfrage." Dennoch sei ihm bewusst, dass US-Unis stärker auf Spenden angewiesen seien - ganz dem Bildungssystem entsprechend: "Amerikanische Universitäten werden in erster Linie von Privatmitteln finanziert. Sie müssen sich also nach Sponsoren umschauen." Ferner wachse die Bindung zur Universität schon zu Studienzeiten viel stärker, beschreibt Schwartz. "Man lebt auf dem Campus, tritt schon in Studentenverbindungen ein, trägt T-Shirts mit dem Uni-Logo. So etwas prägt."

Das Centrum für Hochschulentwicklung mit Sitz in Gütersloh empfiehlt deutschsprachigen Universitäten, ebenso auf eine stärkere Bindung während des Studiums zu setzen. Und Geschäftsführer Frank Ziegele ergänzt: "Die zentrale Frage ist meist, auf welcher Ebene Alumni-Arbeit angesiedelt wird." Ziegele rät, den Hebel schon während der Studieneingangsphase anzusetzen, gleichzeitig jedoch eine Einrichtung zu installieren, die die Gesamtkoordination übernimmt. "Optimal ist etwa, wenn man Absolventen und Studenten schon früh zusammenbringt. So schafft man Bindung."Der Salzburger Alumni-ClubEinige dieser Tipps werden an den österreichischen Universitäten bereits beherzigt. An der Uni Wien gibt es etwa ein Mentoren-Programm, bei dem Absolventen Studenten unter ihre Fittiche nehmen. An der Universität Salzburg wird das "Alumni Forum" abgehalten, bei dem Absolventen vor Studenten über ihren Werdegang referieren. Zudem gibt es einen "Job Shadowing Day", bei dem Studierende einem Alumni über die Schulter schauen dürfen. "Ein deutscher Kollege hat es auf den Punkt gebracht: Wenn man mit der Alumni-Arbeit erst nach Studienabschluss beginnt, ist der Drops bereits gelutscht", erzählt Josef Leyrer. Der Leiter des Alumni-Clubs an der Universität Salzburg hat den Absolventenverein vor zwölf Jahren selbst ins Leben gerufen. Um die Bindung zur Uni bereits während der Studienzeit herzustellen, können Studenten ebenso Mitglieder des Salzburger Alumni-Clubs werden. Den Kritikpunkt, dass durch solche Schritte das exklusive Netzwerk unter Absolventen leide, lässt Leyrer nicht gelten: "Wir wollen an der Uni und in der Gesellschaft gut verankert sein. Deshalb sind uns interessierte Nicht-Absolventen willkommen. Diese machen zudem nur rund ein Prozent unserer 4000 Mitglieder aus." Grundsätzlich ist Leyrer der offenere Ansatz heimischer Alumni-Clubs "wesentlich lieber" als das amerikanische System: "Freilich ist bei uns der Bezug zu den Unis nicht so stark wie etwa in Harvard. Dafür haben wir einen offenen Universitätszugang samt individueller Studiengestaltung. Das möchte ich auf keinen Fall opfern."

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