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Von Red Bull in die Millionenliga der Influencer: Wie die Pongauerin Karin Teigl als "Constantly_K" Karriere machte

Unter dem Namen Constantly_K sorgt Karin Teigl im Internet für Furore und ist eine der erfolgreichsten Modeinfluencerinnen des Landes. Davor war sie bei Red Bull beschäftigt, auch als Stadionsprecherin.

Anderssein ist ihr Markenzeichen. Dazu zählen auch zahlreiche Charityaktionen, mit denen sie mit ihrer Community schon über eine halbe Million Euro an Spenden einsammelte.
Anderssein ist ihr Markenzeichen. Dazu zählen auch zahlreiche Charityaktionen, mit denen sie mit ihrer Community schon über eine halbe Million Euro an Spenden einsammelte.
Karin Teigl zählt zu den bekanntesten Modeinfluencerinnen des Landes.
Karin Teigl zählt zu den bekanntesten Modeinfluencerinnen des Landes.
Ihren Pongauer Dialekt kultiviert Teigl auch in ihrer neuen Heimat Wien und bei Auftritten als Gastrednerin bei Kongressen.
Ihren Pongauer Dialekt kultiviert Teigl auch in ihrer neuen Heimat Wien und bei Auftritten als Gastrednerin bei Kongressen.
Karin Teigl, die damals noch Kaswurm hieß, war in ihren 20ern Co-Stadionsprecherin in der Bullenarena (hier beim Interview mit Sprunglegende Andi Goldberger) und arbeitete im Eventmanagement des Hangar-7.
Karin Teigl, die damals noch Kaswurm hieß, war in ihren 20ern Co-Stadionsprecherin in der Bullenarena (hier beim Interview mit Sprunglegende Andi Goldberger) und arbeitete im Eventmanagement des Hangar-7.
Ehepaar und Geschäftspartner: Ihren späteren Ehemann Georg Teigl, der bei Red Bull seine Profikarriere als Fußballer begann, lernte sie auch in ihrer Salzburger Zeit kennen.
Ehepaar und Geschäftspartner: Ihren späteren Ehemann Georg Teigl, der bei Red Bull seine Profikarriere als Fußballer begann, lernte sie auch in ihrer Salzburger Zeit kennen.

Es ist der Traumberuf vieler Jugendlicher: Influencerinnen inszenieren auf Plattformen wie Instagram und TikTok ihren Lebensstil und haben sich zu den Werbeikonen der digitalen Welt gemausert - satte Gagen inklusive. Zu den Erfolgreichsten im Land gehört mit Karin Teigl eine gebürtige Pongauerin. Auf Instagram folgen "Constantly_K", wie sie sich nennt, 330.000 Menschen. In zehn Jahren hat die Salzburgerin zwei Firmen mit zehn Beschäftigten und mehreren Millionen Umsatz aufgebaut.

Ihr Job klingt nach Glamour, Luxus, schillernden Events und Geschenken. Doch der Glitzerwelt, in der sie groß geworden ist, steht Teigl distanziert gegenüber: "Ich bin nicht der Typ für den roten Teppich. Ich habe früh gelernt, dass man hackeln muss, um es zu etwas zu bringen."

Schon als 13-Jährige begann sie im Lokal ihres Onkels zu kellnern - um ihren Modevogel, wie sie das nennt, ausleben zu können. Ungewöhnliche Outfits zogen sie früh in den Bann. Ihre alleinerziehende Mutter unterstützte sie, machte der Tourismusschulabsolventin aber klar: "Wenn du deinen Modespleen ausleben willst, musst du dafür arbeiten."

Es folgten Lehr- und Wanderjahre in den USA und London, ehe sie mit Mitte 20 nach Salzburg zurückkehrte und bei Red Bull anheuerte - im Eventmanagement des Hangar-7 und als Co-Stadionsprecherin in der Bullenarena in Kleßheim. In dieser Zeit lernte sie ihren späteren Ehemann kennen, Ex-Profifußballer Georg Teigl. Mit ihm begann ihre Influencerkarriere. "Klassisch als Spielerfrau", sagt sie und lacht. Ihr Lebensgefährte hatte bei Red Bull Leipzig angeheuert, in ihrer Freizeit entdeckten sie das Fotografieren. Dabei entwickelte sich, was ihr Markenzeichen werden sollte: Teigl, wie sie in schrillen Outfits auf den Straßen posiert.

Die Pongauerin war damals bereits 30, der Instagram-Hype schon in vollem Gang. "Am Anfang war es ein Jux", doch bald war ihr klar: "Ich will Vollgas geben." Sie arbeitete beinahe rund um die Uhr, bis zu 18 Stunden täglich. Während sich Kolleginnen mit einem Posting pro Tag begnügten, produzierte Teigl drei. Sieben Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr, über sechs Jahre lang. Der Algorithmus, der darüber entscheidet, wer wie oft auf den digitalen Plattformen angezeigt wird, wurde so ihr Freund. Bis heute ist er Fluch und Segen zugleich: "Das ist echte Hackn, weil sobald du weniger oder nichts mehr postest, bist du weg."

Was Teigl auszeichnet, ist ihr Anderssein. Sie pfeift auf Schönheitsklischees und glamouröse Partys, schminkt sich kaum und redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. "Ich will authentisch bleiben, mich nicht verbiegen." Sie wolle Menschen inspirieren, ihnen aber kein perfektes Glitzerleben vorgaukeln. "Bei mir gibt es auch kein Avocado-Brot oder Kurztrips nach Paris, wo ich Wein in einer Bar schlürfe", sagt die heute in Wien lebende Teigl.

Gut dotierte Werbeaufträge bleiben dennoch der Schlüssel des Erfolgs, wurden zu Marksteinen ihres Aufstiegs. Den Durchbruch schaffte sie mit der italienischen Unterwäschemarke Intimissimi, die sie zum Österreich-Model erkor. "Da war ich drei Jahre in allen Geschäften präsent." Mittlerweile wird sie auch in der realen Welt viel beachtet, ist auf Covers von Magazinen zu sehen oder tritt als Gastrednerin in Schulen oder bei Kongressen auf. Auch bei Claudia Stöckl in der Sonntags-Radioshow "Frühstück bei mir" war sie schon zu Gast.

Dies auch deshalb, weil Teigl ihren Erfolg und ihre große Community dafür nutzt, anderen Gutes zu tun. Als die Coronapandemie über das Land hereinbrach, war dies für sie und ihre Kolleginnen ein wirtschaftlicher Jackpot, während viele Geschäftstreibende in eine Pleite schlitterten. Teigl begann, kostenlose Werbung für bedrohte Kleinunternehmen zu machen. Parallel entwarf sie Geschenkboxen mit wertvollen Inhalten, die die Menschen für rund 300 Euro kaufen konnten und deren Erlös diesen Betrieben zugutekam. Über eine halbe Million Euro hat sie eingesammelt. "Es gab Tage, da haben wir rund um die Uhr Pakete zusammengestellt", erzählt sie und empfindet seither noch mehr Sinn in ihrem Tun. "Es ist schön zu sehen, dass man mit der Community so viel Gutes tun kann." Dieser Tage rief sie zu Spenden für Licht ins Dunkel und Wings for Life auf - 56.000 Euro kamen zusammen.

Menschen zu ermutigen, an sich zu glauben und etwas zu wagen - das ist Teigl wichtig. Sie macht das aber ohne rosarote Brille. Jugendlichen, die Influencer werden wollen, rät sie: "Lern zuerst einen gescheiten Beruf." Wer den Job als reines Spaßprogramm begreife, werde dauerhaft keinen Erfolg haben, obwohl man mit einer großen Community für ein Posting heute Tausende Euro bekommen kann. "Ich habe sechs Jahre nicht einen freien Tag gehabt. Die Menschen unterschätzen, was es heißt, ständig online sein zu müssen."

Erfrischend ist auch die Selbstreflexion, mit der die heute 40-Jährige auf ihr Business blickt. Sie begrüßt, dass dank Kontrollen langsam Schluss damit ist, dass Werbung nicht als solche ausgewiesen wird. Sie kennzeichne alles als Anzeige, was bezahlt sei. "Alles andere ist irreführend und eine Verarschung."

Die Pongauerin beschäftigt auch, dass sich auf den digitalen Plattformen viele Minderjährige tummeln, denen nicht nur Schönsein, Luxus und Konsum als Lebenswerte vermittelt werden sollten. "Natürlich bin ich selbst Teil dieser Konsummaschine", räumt sie ein. "Wenn ich einen Rabattcode für ein Produkt anpreise, sage ich aber stets dazu: Überlegt euch, ob ihr das braucht. Und wenn ja, gönnt euch was G'scheites und kauft nicht jeden Blödsinn." Wenn manchmal der Eindruck vermittelt werde, es sei normal, zum 18. Geburtstag eine Luxushandtasche zu bekommen, sagt Teigl: "Nein, das ist nicht normal." Hier hätten Influencer "große Verantwortung". Und der werde man mit Transparenz und Offenheit gerecht. Dazu gehöre auch zu sagen, dass "nicht immer alles geil ist".

Dass das Geschäft immer professioneller werde, gibt ihr Zuversicht. Auch, dass sie ihren beruflichen Plan B längst umgesetzt hat. Im 9. Bezirk in Wien betreibt sie eine Agentur für Internetmarketing, die ihr gemeinsam mit ihrem Mann und einer dritten Teilhaberin gehört. Die Agentur vermarktet auch andere Influencer und entwirft digitale Werbekampagnen für Firmen. Der Staubsauger- und Haarpflegegeräte-Produzent Dyson war ihr erster Großkunde. Heute zählt die Agentur bereits zehn Beschäftigte.

Gerade weil ihr Aufstieg so schillernd war, blickt sie "demütig und dankbar" auf ihre Pongauer Wurzeln. Das Aufwachsen unter finanziell kargen Verhältnissen habe sie geerdet. Ihr Pongauerisch kultiviert sie bis heute. Jüngst bei einem Wirtschaftskongress in der Hofburg vor Tausenden Zuhörern.

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