SN.AT / Salzburg / Wirtschaft

Wie fad wär's ohne Winterrad: Zwei Jobradler berichten aus ihrer Welt

Radlos in Schallmoos? Das sind diese Leute ganz sicher nicht: Sie strampeln täglich in die Arbeit - und ihr Dienstgeber Porsche als Autobauer unterstützt sie dabei.

Gerhard Lassacher strampelt täglich in den Job – sommers wie winters.
Gerhard Lassacher strampelt täglich in den Job – sommers wie winters.
Familie Marschall aus Salzburg-Parsch fährt zu viert Lastenrad.
Familie Marschall aus Salzburg-Parsch fährt zu viert Lastenrad.
Ricarda Marschall mit ihrem mobilen Kleinkind-Trio im Korb des Lastenrades.
Ricarda Marschall mit ihrem mobilen Kleinkind-Trio im Korb des Lastenrades.

Ob er sich in der Arbeit ebenso abstrampelt, hat sich in der Kürze der Zeit nicht eruieren lassen. Sicher ist: Er strampelt täglich in die Arbeit, und das, obwohl es sich bei seinem Dienstgeber um einen Autohersteller handelt.

Keine Parkmöglichkeit in der Altstadt

Aber der Reihe nach: Aufs Fahrrad kam Gerhard Lassacher, als er in jungen Jahren beim Goldenen Hirschen kochte. "Ich konnte in der Altstadt nirgendwo parken, es war eine Notwendigkeit", sagt er. Die Jahre verflogen, der Küchenjob ist längst an den Nagel gehängt. Was blieb, ist der Drahtesel an seiner Seite, "so billig wie möglich, aber fahrtauglich. Ich habe ihn bei Velorep gekauft."

Mittlerweile arbeitet Lassacher in der IT-Abteilung bei Porsche in Schallmoos. Wohnhaft ist der gebürtige Radstädter am Messezentrum. Nicht gerade ums Eck.

Wenn der Schweinehund siegt, steigt er in den Bus

Von dort aus entlang der Salzach, über die Lehener Brücke, Elisabethstraße, das Bahnhofs-Viadukt hindurch und die Lastenstraße hinauf nach Schallmoos radelt er täglich zwei Mal 15 Minuten. 80 bis 90 Prozent des Jahres gehe das so, lacht Lassacher, "außer der innere Schweinehund siegt. Wenn es am Vortag stark geschneit hat, es nasskalt ist oder friert oder wenn ich Einkäufe erledigen muss, steige ich in den Bus."

Klimaticket kostet ihn 25 Euro im Jahr

Sein Arbeitgeber Porsche hat ihn beim Ankauf eines Klimatickets unterstützt und trägt bis auf einen Selbstbehalt von 25 Euro die Kosten der 365 Euro. Lassacher hat noch einmal 120 Euro draufgelegt. Jetzt ist sein Klimaticket für zwei Personen gültig - damit auch sein Lebenspartner nicht auf der Strecke bleibt.

Lieber ist den beiden Herren aber, wenn sie nebeneinander auf ihren Fahrrädern in die Arbeit strampeln. "Radfahren hat schon auch eine soziale Komponente", ist sich Lassacher sicher.

Porsche tritt als Leasingnehmer ein

Sportwagenbauer Porsche bietet seine Unterstützung an, wenn es darum geht, für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Rad zu leasen. Unter dem Motto "Lease a bike" tritt Porsche stellvertretend für den Arbeitnehmer als Leasingnehmer ein. Das Unternehmen kann die Mehrwertsteuer rausrechnen, die vereinbarte Rate wird vom Bruttogehalt abgezogen (vor Lohnsteuer und Sozialversicherung). Der Arbeitnehmer kommt bei den Kosten so auf etwa 65 Prozent des Neuwerts.

Die Nachfrage ist groß

"Eine Win-win-Situation", sagt Klaus Fetka, HR-Mann bei Porsche. 100 Leute hätten das seit dem Frühjahr schon so in Anspruch genommen. Auch die Händler seien begeistert, weil die Leute zu hochwertigeren Rädern greifen, als sie es ohne Unterstützung machen würden.

Einziger Haken: Wer durch den Abzug der Leasingrate unter den KV-Mindestbezug rutschen würde, darf an dieser Aktion nicht teilhaben. Leute, die etwa unter einem fixen Besoldungssystem wie dem des Landes arbeiten, sind davon ausgeschlossen. "Antiquiert" nennt Fetka diese unflexible Haltung der KV-Partner.

Radfahren als soziale Komponente

Wo das Radfahren doch auch eine soziale Komponente hat, wie Jobradler Lassacher schildert. Ricarda Marschall, seit 2018 bei Porsche in der Rechtsabteilung beschäftigt, fährt überhaupt zu viert. Im Korb ihres Elektro-Lastenrades sitzen drei Kinder. Alle drei besuchen den Kindergarten am Arbeitsplatz der Mutter.

Überzeugte Jobradlerin, außer bei Glätte

Marschall ist überzeugte "Jobradlerin", sie fährt das ganze Jahr, außer bei Glätte, um mit den Kindern kein Risiko einzugehen. Die gefährliche Sterneckstraße meidet sie auf ihrer täglichen Route von Parsch nach Schallmoos und retour, stattdessen wird auf kleine Nebenstraßen ausgewichen. Marschall: "Wir reden viel auf der Fahrt, da wird jeder Bagger, jede Baustelle kommentiert." Man sei flexibler als im Auto, fahre nach der Arbeit manchmal noch ins Lepi, in den Zoo oder auf den Spielplatz - und das bis direkt vor die Sandkiste.

Für die Großeinkäufe steigt sie ins Auto um

Nur für Großeinkäufe vor dem Wochenende steigt das Team Marschall auf das Familienauto um. Sie komme aktiver am Arbeitsplatz an, wenn sie davor schon den Kreislauf angekurbelt und Frischluft getankt habe, so die Dreifach-Mama. Gegen die Kälte könne man sich mit Fellen, guter Kleidung und im Fall der Kinder mit einer Überdachung schützen.

15-Minuten-Distanz ist machbar

"15 Minuten dauert eine Strecke, das halten sie aus." Zum Umweltgedanken gesellt sich der positive Zeitfaktor. Die Investition von 6500 Euro für das Lastenrad habe die Familie eben einmalig getätigt und dafür beim Land Salzburg eine Förderung eingestrichen. Von der Stadt wünscht sie sich, dass sie am Ausbau des Radwegenetzes konsequent dranbleibt: "Da ist längst noch nicht alles perfekt."

WIRTSCHAFT-NEWSLETTER

Abonnieren Sie jetzt kostenlos den Wirtschaft-Newsletter der "Salzburger Nachrichten".

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.