Markus F. ist Mitte dreißig, hat einen technischen Studienabschluss und ist seit Kurzem Abteilungsleiter. Ihm wurde bereits nach kurzer Zeit im Job klar: Die bisherigen Kompetenzen reichen hier nicht mehr, eine fundierte Managementausbildung ist vonnöten, um den neuen Job erfolgreich zu bewältigen und fit für eine Führungslaufbahn zu sein. Sein Arbeitgeber unterstützt in finanziell, möchte aber entsprechend auch einen hochwertigen Anbieter als Ausbildner für Markus F. haben. Der stößt bei seiner Suche auf ein Bewertungskriterium, das er von seinem Grundstudium her nicht kennt: Akkreditierungsagenturen wie FIBAA, AMBA oder AACSB. Hört sich gut an, denkt er sich, bloß, was steckt genau dahinter? Was sagt eine Akkreditierung aus? Und: Warum sind manche mehrfach akkreditiert?
Akkreditierungsagenturen vergeben über die gesetzliche Anerkennung der MBA-Programme in Europa hinaus "Gütesiegel", wobei in den vergangenen Jahren neben MBA zunehmend auch andere Studienfächer akkreditiert werden, um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen - insbesondere dort, wo die Studienangebote kostenpflichtig sind. Vergeben werden die Akkreditierungen nach transparenten Kriterien für eine gewisse Zeitspanne , dann muss "reakkreditiert" werden. Hauptsächliches Ziel der Akkreditierung ist es, internationale Vergleichbarkeit von Studieninhalten herzustellen.
Grundsätzlich gibt es Akkreditierungen für MBA-Programme, aber auch für ganze Business Schools, also sogenannte institutionelle Akkreditierungen. Die international bekanntesten und global relevantesten Akkreditierungen sind jene von AACSB, EQUIS und AMBA. Im deutschsprachigen Raum sind es die FIBAA, gefolgt von ACQUIN und AQAS. EQUIS und AACSB sind institutionelle Akkreditierungen, FIBAA und AMBA Programmakkreditierungen. Der MBA-Abschluss, den man absolviert, kann also mehrfach akkreditiert sein, über das Programm sowie über die Einrichtung selbst. Business Schools, die mit allen drei wichtigen internationalen Akkreditierungen (AACSB, AMBA, EQUIS) ausgezeichnet sind, haben eine sogenannte "Triple Crown"-Akkreditierung. Weltweit gibt es derzeit davon lediglich 35.
Ob diese Mehrfachakkreditierung auch für mehrfache Qualität spricht, ist strittig, denn auch mit nur einer Akkreditierung kann der Anbieter hochwertig sein. Sicher ist aber, dass der Name der Institution in diesen Fällen meist bekannter ist und der Preis mit der Menge der Akkreditierungen deutlich steigt - nicht nur, aber auch, weil Akkreditierungen mit erheblichen Kosten verbunden sind, sowohl an die Agentur selbst als auch durch intern gebundene Personalressourcen. Als sicher gilt weiters, dass die Akkreditierung bei zumindest einer relevanten Agentur ein Signal für Qualität und Qualitätssicherung beim Anbieter ist. Es empfiehlt sich deshalb auch, im Lebenslauf die Akkreditierung des Programms samt Agentur zur vermerken - immer mehr Recruiter schauen darauf.
Zu den wichtigen Agenturen im Detail: Die AACSB (Association to Advance Collegiate Schools of Business) ist in den USA seit fast hundert Jahren die zentrale Akkreditierungseinrichtung für MBA-Anbieter, spezialisiert auf Business und Accounting. Bislang wurden laut mba-guide.de rund 720 Institutionen in 48 Ländern akkreditiert, davon über 150 außerhalb der USA. In den USA haben knapp 30 bis 40 Prozent der Business Schools eine AACSB-Akkreditierung. Zu beobachten ist leider auch immer wieder, dass sich Hochschulen mit der "Akkreditierung" schmücken, nur weil sie Mitglied im dahinter stehenden Verband sind oder eine Partneruni in einem MBA-Programm das Gütesiegel erreicht hat. Für Interessenten gilt daher entsprechend: Genau hinschauen, ob die Akkreditierung echt ist, zum Beispiel in der vollständigen Liste auf www.aacsb. edu/accreditation/AccreditedMembers.asp.
EQUIS ist demgegenüber das "European Quality Improvement System", vergeben von der European Foundation for Management Development (EFMD). Diese Akkreditierung ist ebenfalls eine der wichtigsten Kennzeichnungen für Qualitätseinhaltung in der internationalen Managementausbildung. 1997 eingeführt, überprüft die EFMD wie die AACSB die Institution als Ganzes. Laut mba-guide.de sind derzeit 120 Institutionen in 32 Ländern akkreditiert. Damit repräsentiere EQUIS rund zehn Prozent der Business Schools. 30 Bewerber haben die Akkreditierung nach EQUIS-Angaben bisher nicht geschafft, offenbar auch einige renommierte Bewerber. Alle EQUIS-akkreditierten MBA-Anbieter sind hier zu finden: www.efmd.org
Die AMBA, die "Association of MBAs" wurde in Großbritannien 1967 ursprünglich als Interessenvertretung von MBA-Absolventen gegründet - heute ist das Tragen des Gütesiegels weltweit anerkannt und hoch geschätzt. AMBA akkreditiert im Gegensatz zu AACSB und EQUIS die MBA-Programme selbst. Aufgrund seiner Wurzeln ist AMBA bei der Akkreditierung primär an Nachfrager von MBA-Programmen gerichtet. Es soll sichergestellt werden, dass der Pro-zess unabhängig ist. Die Evaluation erfolgt durch einen sogenannten "Peer-Review" von AMBA-Gutachtern, die hauptsächlich Dekane oder MBA-Direktoren akkreditierter Institute sind.
Ebenfalls in der Gründungsgeschichte verhaftet ist das bis heute zweite Stand-bein der AMBA: Sie vergibt Studienkredite. mba-guide.de zufolge setzt sich die Vereinigung derzeit aus Programmen bei über 200 akkreditierten Institutionen in 81 Ländern zusammen und verfügt über ein Netzwerk von über 9000 Mitgliedern, die in 88 Ländern leben und arbeiten. Interessantes Detail am Rande: Von den Programmen in Großbritannien sind lediglich rund ein Viertel von der AMBA akkreditiert. Alle AMBA-akkreditierten MBA-Programme sind unter www.mbaworld.com zu finden.
In Deutschland gibt es zusätzliche nationale Akkreditierungsagenturen, die vielfach auch in den DACH-Raum ausstrahlen und dort aktiv sind. Diese Agenturen müssen allesamt vom 1998 im Zuge des Bologna-Prozesses gegründeten deutschen Akkreditierungsrat anerkannt, also ebenfalls "akkreditiert" sein, um tatsächlich Gütesiegel vergeben zu dürfen. Eine Liste der Agenturen gibt es unter www.akkreditierungsrat.de.
Die bekanntesten deutschen Akkreditierungsagenturen, auf die man auch in Österreich immer wieder stößt, sind die FIBAA, ACQUIN und AQAS. Die FIBAA (Foundation for International Business Administration Accreditation) ist auf gesellschaftswissenschaftliche Studienangebote spezialisiert und im deutschsprachigen Raum die Akkreditierung für MBA-Programme. Das fränkische ACQUIN (Akkreditierungs-, Certifizierungs- und Qualitätssicherungs-Institut) führt sowohl Programm- als auch Systemakkreditierungen durch. Die AQAS (Agentur für Qualitätssicherung durch Akkreditierung von Studiengängen) aus Köln ist auf fächeroffene, interdisziplinäre Programm- und Systemakkreditierungen spezialisiert.
Markus F. entscheidet sich letztendlich für einen Anbieter im DACH-Raum im mittleren Preissegment, mit einer Akkreditierung. Neben der gesetzlichen Anerkennung ist ihm die externe Akkreditierung nach Beschäftigung mit der Materie wichtig - bei welcher Agentur, hat für ihn aber weniger Bedeutung. Über die Akkreditierung hinaus sind für ihn vor allem praktische Aspekte entscheidender als weitere Akkreditierungen - die Vereinbarkeit mit Beruf und Familie, der gute Mix aus Präsenz- und Onlinelernphasen, das Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zum Mitbewerb.