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Komfort nicht nur für die Gäste

Kost und Logis gratis, das ist für die Mitarbeiter im Tourismus nicht mehr die Regel. Allerdings: Der Standard bei den Personalunterkünften ist stark gestiegen.

Komfort nicht nur für die Gäste
Komfort nicht nur für die Gäste
Das Romantikhotel Gmachl in Elixhausen hat erweitert. Der Schriftzug "Villa Herzblut", verziert mit schwungvollen Girlanden, prangt auf dem neuen Haus. Anfang Oktober wurde es eröffnet, zwei Millionen Euro hat die Eigentümerfamilie Gmachl-Hirnböck investiert - dieses Mal nicht für die Gäste, sondern für die Mitarbeiter. Die 36 Wohnungen in der Villa Herzblut - WLAN und Fitnessraum inklusive - sollen bei den Beschäftigten für Wohlbefinden abseits der Arbeit sorgen.

Das neue Personalhaus sei zwar ein Mehraufwand, sagt Hirnböck, "aber ich kann im Hotel nicht nach perfekten Kissen schauen, wenn ich das nicht auch nach hinten an die Mitarbeiter weitergebe". Außerdem: Als Familienbetrieb könne man nur von den Mitarbeitern freigespielt werden. "Je besser es denen geht, umso besser geht es auch uns."

Fritz Hirnböck ist mit seiner Einstellung nicht allein. Zumindest in der gehobenen Hotellerie gehören spartanische Mitarbeiterzimmer unterm Dachstuhl und angemietete Substandardhäuser fürs Personal der Vergangenheit an.

Drei Milliarden Euro hat die österreichische Tourismus- und Freizeitindustrie im vergangenen Jahr investiert. Davon seien, "flockig gerechnet", fünf bis sechs Prozent für Komfortverbesserungen bei den Mitarbeiterunterkünften verwendet worden, schätzt der Geschäftsführer der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT), Franz Hartl. Tendenz: weiter steigend. Noch vor zehn Jahren sei "so gut wie gar nichts ins Personal geflossen". Umsatzrelevante Investitionen wie Wellnessbereiche hätten Priorität genossen. Mittlerweile aber habe sich gezeigt, "dass Hotels, die gute Gäste haben, auch gute Mitarbeiter haben", sagt Hartl.

Mit dem Komfort aber steigt auch für das Personal der Preis. In den neuen Häusern wohnen die Beschäftigten meist nicht mehr gratis. Die Gmachl-Mitarbeiter zahlen für die im Schnitt 30 Quadratmeter großen Garçonnièren knapp sieben Euro pro Quadratmeter, Lehrlinge zehn Prozent ihrer Entschädigung. Verglichen mit der Stadt, wo Hotelbeschäftigte durchwegs privat und zu oft hohen Mietkosten wohnten, sei die Miete im Personalhaus gering, betont Hirnböck. Seine Einschätzung: "Was nichts kostet, ist nichts wert." Das Personal muss auch für die Reinigung des Stiegenhaus im neuen Wohnhaus sorgen.

Im Schnitt 200 Euro im Monat nimmt auch Wilfried Holleis vom Grand Hotel Zell am See für die Personalunterkunft. Auch er hat gerade 2,5 Mill. Euro in den Bau eines neuen und damit vierten Mitarbeiterhauses investiert. Personal im Hotel unterzubringen, sagt Holleis, sei "eine schlechte Nutzung".

In der Spitzenhotellerie werden komfortable Wohnmöglichkeiten mittlerweile auch als Leuchttürme gesehen, um die besten Fachkräfte anzulocken. Das Stock Resort Finkenberg im Tiroler Zillertal etwa bietet seinen Mitarbeitern eine Fünf-Sterne-Team- Lodge. Ausstattung: Außenpool, Buddha-Lounge auf der Dachterrasse, Panoramafitnessraum, Gymnastik und Yoga mit Personalvitaltrainern, Infrarotkabine, Outdoorkletterwand, Energieparcours sowie Wäsche- und Bügelservice. Die noble Unterkunft mit 100 Einheiten ist für die Mitarbeiter zwar kostenfrei, für die Reinigung aber werden 60 Euro pro Monat und Kopf kassiert. Tiefgaragenplätze kosten extra.

Nicht ganz so luxuriös, aber wirtschaftlich erfolgreich ist die Lösung, die vier Leoganger Hoteliers umgesetzt haben. Sie errichteten an der Talstation der Asitzbahn ein gemeinsames Mitarbeiterhaus, das jüngst auf 99 Einheiten erweitert wurde. "Größer geht's leider nicht mehr", bedauert Riederhof-Hotelier Friedl Herbst. Die bisherige Investitionssumme von 5,7 Mill. Euro habe sich gerechnet. "Müssten wir für die Mitarbeiter Zimmer anmieten, käme das doppelt so teuer", betont Herbst. Die neuen Unterkünfte hätten auch zu wesentlich geringerer Personalfluktuation sowie weniger Krankenständen geführt.

Tirols Tourismussparten-Obmann Harald Ultsch schätzt, dass in der Ferienhotellerie der Gesamtaufwand für Verpflegung und Unterbringung der Mitarbeiter zehn bis 15 Prozent der Gesamtkosten beträgt.