Modulsystem für Pflichtschulabschluss
Wer keinen Pflichtschulabschluss hat, kann ihn jetzt über eine neue Modulausbildung beim BFI nachholen. Das eröffnet neue Berufschancen und weitere Ausbildungsmöglichkeiten.

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Modulsystem für Pflichtschulabschluss
Der erfolgreiche Einstieg ins Berufsleben ist umso schwerer, je geringer der Ausbildungsstand ist. Statistiken des AMS zeigen, dass zuerst immer die unqualifiziertesten Personen in der Arbeitslosigkeit landen. Viele von ihnen haben keinen Pflichtschulabschluss. In Österreich gab es laut Statistik Austria 2010 etwa 70.000 Personen ab 15 Jahren, die keinen positiven Hauptschulabschluss haben. Auf Salzburg entfallen davon zirka sieben Prozent. Laut der "Initiative Erwachsenenbildung" verlassen 5000 Jugendliche pro Jahr österreichweit das Bildungssystem ohne Hauptschulabschluss. Zwischen 300.000 und 600.000 Menschen in Österreich verfügen nicht über ausreichende Kompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen. Für BFI-Bildungsmanager Sylvio Buttinger-Lehr gibt es verschiedene Gründe, warum jemand keinen Pflichtschulabschluss vorweisen kann: "Einige von ihnen haben trotz neun Jahren Schulbesuchs die vierte Klasse Hauptschule nicht positiv absolviert. Es gibt aber auch Personen, die aus dem Ausland kommen und keine neun Jahre Schulbesuch vorweisen können." Der Abschluss sei aber extrem wichtig. Er ist zwar einerseits der niedrigste formale Bildungsabschluss, den man in Österreich machen kann, er ist aber eine Einstiegsvoraussetzung in weiterführende Ausbildungen, etwa im Pflegebereich. Abschluss kann man nachholenSchon bisher gab es die Möglichkeit, den Pflichtschulabschluss nachzuholen. "Es gab und gibt den externen Hauptschulabschluss, bei dem man den Unterrichtsstoff der vierten Klasse Hauptschule in Form externer Prüfungen in allen Fächern ablegt, natürlich bei einer Hauptschule. Es ist kein Unterricht notwendig, aber auch hierzu werden Vorbereitungskurse angeboten", erklärt Buttinger-Lehr. Seit 1. September 2012 gibt es nun die Möglichkeit, den Haupt- bzw. Pflichtschulabschluss in modernerer und attraktiverer Form beim BFI nachzuholen. Dabei werden die Teilnehmer zielgerichtet und erwachsenengerecht auf die Anforderungen des Arbeitsmarkts und weiterführender Schulen vorbereitet. "Außerdem erfüllt ein solcher Abschluss beispielsweise auch die Aufnahmekriterien für die Pflegehilfeausbildung und für die Ausbildung in einem medizinischen Assistenzberuf", betont Buttinger-Lehr. Der Pflichtschulabschluss wird vom BMUKK und Land Salzburg gefördert, somit sind Kurse, Kursunterlagen und Prüfungen für alle Teilnehmenden völlig kostenlos. Anstatt einer strikten Trennung der klassischen Schulfächer fasst das neue Modell der Pflichtschulabschlussprüfung diese in fachlichen und kompetenzorientierten Schwerpunkten zusammen. "Damit ist es erwachsenengerecht organisiert, ähnlich dem Modell der Berufsreifeprüfung", betont der Experte. Insgesamt gibt es sechs Module, davon sind vier Pflichtmodule (Deutsch - Kommunikation und Gesellschaft, Englisch - Globalität und Transkulturalität, Mathematik, Berufsorientierung). Aus den Wahlpflichtmodulen Gesundheit und Soziales, Kreativität und Gestaltung, Natur und Technik sowie einer weiteren Sprache wählt man zwei aus. Buttinger-Lehr: "Das Fach Deutsch - Kommunikation und Gesellschaft nimmt beispielsweise auch Bezug auf wichtige staatsbürgerliche Themen, wie etwa zeitgeschichtliches Wissen und politische Bildung. In Englisch - Globalität und Transkulturalität etwa sind auch Inhalte aus dem Fach Geografie verpackt." Die beiden vom BFI angebotenen Wahlpflichtmodule Gesundheit und Soziales und Natur und Technik bieten wiederum gute Voraussetzungen für eine weitere Ausbildung in technischen Berufen oder im sozialen, medizinischen oder Pflegebereich. Ein weiteres Beispiel ist das Pflichtmodul Berufsorientierung, das neben einem Bewerbungs- und Persönlichkeitstraining auch eine Auseinandersetzung der Teilnehmer mit ihren eigenen Stärken und beruflichen Interessen vorsieht sowie deren Beurteilung im Kontext des heimischen Bildungs- und Arbeitsmarkts.