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Oft fehlt es an Weitblick und Licht

Lichtblick. Tageslicht ist ein wesentlicher Faktor bei Schulbauten, der aber oft vernachlässigt wird. Eine gute natürliche Lichtversorgung hat aber direkte Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Schüler. Dazu gehört auch ein freier Blick aus dem Klassenfenster.

Oft fehlt es an Weitblick und Licht
Oft fehlt es an Weitblick und Licht


Viele Menschen reden in jüngster Zeit von der Energieversorgung aus der Sonne. Seien es Solarzellen zur Warmwasserbereitung, sei es die Photovoltaik zur Stromerzeugung, überall ist von der Kraft der Sonne die Rede. Nur vom Licht sprechen wenige. Dabei gibt es ebenfalls Kraft und Energie. Das spürt in der jetzigen Jahreszeit jeder, der einen der raren Sonnenstrahlen erwischt.

Gerade jetzt im Winter ist der Faktor Sonnenlicht aber entscheidend. Noch wichtiger ist er in Schulgebäuden. Doch dort ist die Situation oftmals ungenügend, das zeigen aktuelle Studien. So staunten etwa Eltern und Lehrer im kalifornischen Capistrano. Denn seit die Kinder in tageslichtdurchflutete Klassenzimmer gewechselt sind, steigerten sich die Lernerfolge um 20 Prozent in Mathematik und um 26 Prozent beim Lesen. Ein ähnliches Ergebnis gab es in rund 3000 weiteren Schulen der USA.

Lernumfeld entscheidet Die amerikanische Heschong Mahone Group belegt damit in ihren Studien den Zusammenhang zwischen Leistungsfähigkeit und Lernumfeld. Dabei räumt sie auch mit der Befürchtung vieler Pädagogen auf, der Ausblick aus dem Klassenfenster sei zu viel Ablenkung. Genau das Gegenteil ist der Fall, stellten die Studienautoren fest. Der freie Blick in die Umgebung stellt einen für das Gehirn wichtigen Bezug nach außen her und regt das Denkvermögen an. Die Tageslichteinstrahlung fördert zusätzlich die Konzentration.

Künstliche Beleuchtung kein Ersatz"Die günstigen Wirkungen von Tageslicht für den Menschen nehmen ihren Ausgang in verschiedenen Fotorezeptoren in der Netzhaut des menschlichen Auges. Dort kommt die ganze spektrale Zusammensetzung des natürlichen Lichts zum Tragen, sodass unterschiedlichste Signale an das Gehirn geschickt werden", erklärt Hannes Moshammer vom Institut für Umwelthygiene an der Medizinischen Universität Wien. "Dabei ist das Tageslicht ein wichtiger Zeitgeber für den Tageslauf und fördert ein gesundes Zusammenspiel hormoneller Vorgänge im Körper. So verbessert sich auch das Konzentrationsvermögen."

Gegen das natürliche Tageslicht kommt keine künstliche Beleuchtung an, weiß auch Christina Brunner, Tageslichtplanerin bei Velux: "Allein schon das Licht der Morgendämmerung ist 50 Mal heller als herkömmliche Bürobeleuchtung. In modernen Schulen haben sich großzügige Belichtungsflächen in unterschiedliche Himmelsrichtungen als ideal erwiesen." Um den Anspruch an mehr Tageslicht in Klassenzimmern auch bestmöglich umzusetzen, braucht es innovative Lösungen. Nicht immer reichen herkömmliche Fassadenfensterflächen aus, zeigt die Erfahrung von Brunner: "In Schulgebäuden müssen durchdachte Fensterkonzepte eingesetzt werden, die neben der Erfüllung von Sicherheitsaspekten genug Licht und Frischluft in die Klasse lassen." Im Idealfall kommt das Licht dabei auch von oben, denn dieses sogenannte Zenitlicht bietet drei Mal so viel Tageslicht wie jenes von der Seite.

Die erhöhte Leistungsfähigkeit stellt sich nicht nur kurzfristig ein, sondern ist von Dauer. Für jene Kinder, die regelmäßig bei viel Tageslicht und Ausblick lernen konnten, belegen die wissenschaftlichen Studien der Mahone Group einen Lernvorsprung von ein bis zwei Monaten pro Jahr.

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