Schloss zum Restepreis verkauft
Das Märchenschloss Sighartstein wurde weit unter seinem Wert um drei Mill. Euro verkauft. Genutzt wird es als privates Heim.

BILD: SN
Schloss zum Restepreis verkauft
Die Geschichte des Verkaufs schien eine unendliche zu werden. 15 Jahre lang versuchte der ehemalige Eigentümer, Salzburgs "Messezar" Arnold Henhapl, sein 750 Jahre altes Schloss Sighartstein zu verkaufen. Vor drei Jahren schlitterte der Ex-Unternehmer in den Konkurs. Seitdem war das aufwendig restaurierte Schloss die einzige Hoffnung, die mehr als neun Millionen Euro hohen Forderungen der Gläubiger zu bedienen. Eine geplante Versteigerung im Sommer scheiterte, weil niemand das Mindestgebot von 3,75 Millionen Euro zahlen wollte - und das bei einem Schätzwert des Objekts von 7,5 Millionen Euro. Jetzt sicherte sich das Schloss um drei Millionen Euro eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die im Mehrheitsbesitz eines österreichischen Staatsbürgers ist. Dem Vernehmen nach handelt es sich bei dem Geschäftsmann um einen Spross des Adelsgeschlechts Getschmann-Waldeck, der zumeist im Ausland tätig ist. Er habe zufällig vom geplanten Verkauf des Schlosses gehört und seine Frau habe sich bei einem Lokalaugenschein sofort in das Haus verliebt. Der ehemalige Besitzer Arnold Henhapl betrachtet den Verkauf einerseits gelassen und gönnt den neuen Besitzern auch den Schleuderpreis: "Weil es mich ja eh nichts mehr angeht." Andererseits bezeichnet er die geringe Summe auch als "staatlich autorisierten Diebstahl". Und zwar weil nach wie vor sein Herz am Schloss hänge und allein schon das Grundstück mehr als drei Millionen Euro wert sei. Mausoleum inklusiveDer Salzburger Immobilienfachmann Franz Stiller (Stiller & Hohla) war mit dem Verkauf zwar nicht befasst. Auf SN-Anfrage erklärte er das mögliche Zustandekommen eines derartig weit unter dem Schätzwert liegenden Verkaufspreises so: "Das liegt daran, dass so ein Objekt am Markt normal nicht gehandelt wird." Zur Erklärung: Sighartstein ist ein eigenwillig umgebautes Schloss mit barocken Elementen, einem Mausoleum sowie einer auffällig jagdorientierten Einrichtung. Bei Immobilienverkäufen gilt laut Stiller die Regel, dass etwas nicht regelmäßig Gehandeltes eben auch keinen fixen Preis erzielt: "So etwas ist nicht mit einer 60-m2-Wohnung in der Josefiau zu vergleichen - so etwas wird ständig nachgefragt. Da sind immer auch viele bereit, einen üblichen Preis zu zahlen." Das wohl noch größere Problem sei aber gewesen, dass diese Immobilie jahrelang "durch die Medien gezerrt wurde". Schloss Sighartstein sei nur für Liebhaber einer solchen Immobilie interessant gewesen. Und solche Käufer wollen meistens ihre Ruhe haben. So sei die potenzielle Zielgruppe schnell weg gewesen. Die neuen Besitzer dürften jetzt beides haben: ein billiges Schloss - und nach dem Ende der Geschichte auch ihre Ruhe.