Kinderbetreuung: Warum das Berufsfeld für Eva Goetz trotz Personalmangels viele positive Seiten bietet
"Beim Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung ist es nicht nur fünf vor zwölf. Da ist es eine oder sogar drei Minuten nach zwölf", sagt Koko-Geschäftsführerin Eva Goetz in der neuen Folge der "Gefragten Frau". Warum für sie trotzdem die positiven Seiten der Berufsbranche dominieren.

Bereits seit rund 37 Jahren arbeitet Eva Goetz bei der Koko Salzburg. Das gemeinnützige Unternehmen ist in der Stadt Salzburg der größte private Anbieter der Kindertagesbetreuung. Schon während ihres Studiums arbeitete sie nebenbei ehrenamtlich in einer Krisenstelle für Jugendliche mit: "Das war für mich so einprägsam, dass ich von Anfang an begeistert vom Berufsfeld war", erzählt sie in einer neuen Folge der "Gefragten Frau". Später arbeitete Goetz als Pädagogin in einer Kleinkindgruppe, übernahm dann die Bereichsleitung in der Elementarpädagogik. Seit 2014 ist sie als Geschäftsführerin des Unternehmens tätig.
"Mir war ein Arbeitsumfeld wichtig, in dem es um Wertschätzung geht"
"Motiviert hat mich immer die Vision, zu einer Gesellschaft beitragen zu können, die die Kinder schützt und die ihnen Möglichkeiten bietet, sich darin gut zu entwickeln", sagt Goetz. Für sie sei früh klar gewesen, dass sie in einem Umfeld arbeiten möchte, bei dem im Mittelpunkt der Mensch stehe: "Mir war ein Arbeitsumfeld wichtig, in dem es um Wertschätzung geht. Um Respekt - und um Chancen und Möglichkeiten für alle."
"Wo man hört und redet, ist Not - meist an der Frau"
In der Praxis gebe es aber einen hohen Mangel an Personal. Woran das liegt? "Das öffentliche Bild macht den Beruf noch immer unattraktiv. Da geht es natürlich dann auch um Geld und die Rahmenbedingungen", sagt Goetz. "Die Gesellschaft muss sich insgesamt im sozialpädagogischen Bereich, auch in der Pflege, überlegen, wie das weitergehen soll - weil Menschen frustriert sind und ausbrennen." Noch immer würden vor allem Frauen in der Branche arbeiten: "Wo man hört und redet, ist Not - meist an der Frau."
Bei Koko gilt ab 2024 der Kollektivvertrag
Bis zu 600 Eltern stünden bei Koko im Laufe eines Jahres auf der Warteliste für Kinderbetreuungskräfte. "Das gelingt nur, wenn wir ausreichend Personal finden", sagt die Geschäftsführerin. Der Fachkräftemangel sei nicht nur bei Koko ein Problem, sondern überall erkennbar: "Die Politik ist gefordert, da gegenzusteuern." Der Betrieb will auch selbst gegensteuern. Ab Jänner 2024 sollen alle pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach dem Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) bezahlt werden. Das soll nicht nur als Anreiz dienen: "Wir wollen Kolleginnen, die schon bei uns sind, zeigen, dass wir sie schätzen, und neue Kolleginnen dazu bringen, zu Koko zu kommen", sagt Eva Goetz. Bereits jetzt zeige das neue System Wirkung: "Noch vor Kurzem hätte ich noch gesagt, dass wir 15 neue Fachkräfte brauchen. Durch die Einführung des Kollektivvertrags haben wir aber schon Verbesserung gespürt."
Im Podcast spricht Eva Goetz über mögliche Lösungsansätze gegen den Fachkräftemangel in der Branche, den Wandel der Pädagogik in den vergangenen Jahrzehnten und darüber, was sie an der Arbeit mit Kindern besonders schätzt.
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