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Neue Caritas-Direktorin Andrea Schmid im Gespräch: "Enormer Bedarf an Angeboten für von Gewalt betroffene Frauen"

Die Caritas Salzburg hat mit 1. Jänner ein neues Führungsduo erhalten: Andrea Schmid und Kurt Sonneck leiten seither die Geschicke der Organisation. In einer neuen Folge von "Die gefragte Frau" sprechen wir mit der neuen Direktorin über ihren Werdegang bei der Caritas, ihre Herzensprojekte, über den Schwerpunkt Familienhilfe und Gewalt an Frauen sowie zukünftige Pläne für die Caritas.

Hannah Mauracher
Andrea Schmid, die neue Caritas-Direktorin in Salzburg.
Andrea Schmid, die neue Caritas-Direktorin in Salzburg.

Schmid diplomierte 1988 als Pflege- und Krankenschwester in Horn, Niederösterreich, und übersiedelte kurz darauf nach Salzburg, wo sie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder arbeitete. "Das war schon immer mein Traumberuf. Als kleines Mädchen bin ich bereits mit der Rotkreuzhaube herumgelaufen", erzählt die Caritas-Direktorin. Nach der Babypause begann sie 2003 in der Altenpension in Salzburg als Pflegekraft zu arbeiten, die aufgrund finanzieller Probleme von der Caritas übernommen wurde.

Enger Kontakt zu den Einrichtungen

Seither arbeitet Andrea Schmid mit Leib und Seele für die Hilfsorganisation, absolvierte eine Sozialmanagementausbildung und war in diversen Tätigkeitsfeldern beschäftigt. Mehrere Jahre lang hatte sie die Bereichsleitung Begleitung, Inklusion und Pflege inne, seit 2018 hat sie als Vizedirektorin die Geschicke und Weiterentwicklung der Organisation wesentlich mitbestimmt.

"Die hohe Wertschätzung und den Respekt den Menschen gegenüber und diese in allen Lebenssituationen zu begleiten, finde ich wunderschön", beschreibt Schmid ihre Motivation, bei der Caritas tätig zu sein. Auch in ihrer neuen Rolle als Direktorin möchte sie den engen, direkten Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen sowie den Einrichtungen und Klienten unbedingt beibehalten.

Abhängigkeiten als großes Problem für von Gewalt betroffene Frauen

Die Caritas hält einen bunten Strauß an Angeboten in Salzburg bereit - von Pflege- und Palliativbetreuung über Familienhilfe und Armut bis hin zu Gewalt an Frauen und Obdachlosigkeit. In knapp 100 Einrichtungen können sich Menschen in Not im ganzen Bundesland Hilfe holen. Besonders am Herzen liegt Schmid der eigens gegründete Fachbereich Kinder, Jugend und Familie. Dazu gehören etwa die Familienhilfe, die Jugendnotschlafstelle Exit 7, das Jugend-Beschäftigungsprojekt Easy oder das Frauenprojekt Safe Home. "Wir sehen, wie groß der Bedarf ist, dass von Gewalt betroffene Frauen einen Ort finden, an den sie sich zurückziehen können", berichtet Schmid. Durch Beratung und Unterstützung könnten sie sich wieder neu ausrichten, ein neues Zuhause und einen Beruf finden. "Das Schwerwiegendste sind physische, psychische und strukturelle Abhängigkeiten, die Frauen hindern, sich aus der schlimmen Lage herauszulösen", sagt Schmid. Angst, Scham und die Sorge, wie es finanziell weitergehen soll, würden in den meisten Fällen überwiegen.

Der Bedarf ist enorm, viele Freiwillige unterstützen

"Der Bedarf an Hilfsleistungen ist generell riesig", betont Schmid. Etwa sei der mobile Palliativdienst aktuell nicht bedarfsdeckend, in den psychosozialen Einrichtungen stünden 40 Personen auf der Warteliste für einen Wohnplatz. Ausreichend Fachkräfte, freiwillige Helferinnen und Helfer sowie genügend Spenden gewinnen zu können stellt auch die Caritas vor Herausforderungen. "5600 Freiwillige begleiten uns im Jahr, ohne sie wären viele Projekte nicht möglich", sagt Schmid. Die Spendenbereitschaft in Salzburg sei jedenfalls sehr groß, aber die der Inflation geschuldeten zehn Prozent könnten nicht ganz aufgeholt werden.

Welche Projekte Andrea Schmid zuerst in ihrer neuen Funktion angehen möchte, wie familienfreundlich das Arbeitsumfeld der Caritas ist, was sie jungen Frauen rät, die eine Führungsposition anstreben, und warum wir offener mit Themen wie Armut, Gewalt daheim oder psychischen Erkrankungen umgehen müssen, erzählt sie ausführlich in der neuen Podcastfolge.