Salzburgs Coach Matt McIlvane ist eigentlich die Ruhe in Person. Sehr oft fragt man sich, wie der Coach auch in turbulenten Phasen sein Pokerface bewahren kann. "Wir haben Gelassenheit gelernt", sagte der Trainer im SN-Interview vor dem Saisonstart, soll bedeuten: Man will auf diese Art in allen Situationen, wie hitzig sie auch sein mögen, den Fokus bewahren.
Doch mit Gelassenheit, Ruhe und Contenance war es Samstagabend in Spielminute 57 vorbei: McIlvane stürmte wutentbrannt und laut schreiend Richtung Spielerbank von Fehérvár und nur die Plexiglas-Umrandung hielt ihn vor Dingen ab, die ihn wohl in Turbulenzen gebracht hätten. Was war passiert? Das Spiel war längst entschieden (4:1), Kapitän Thomas Raffl war auf dem Schritt auf die Spielerbank, als er völlig ohne Körperspannung (weil eigentlich nicht mehr im Spiel) einen bösartigen Crosscheck von Csanád Erdély, den er auch nicht kommen sah, einstecken musste und benommen zu Boden ging. Ein absolutes No-Go im Eishockey, das eine längere Sperre nach sich ziehen sollte. "So ein Foul habe ich in meiner ganzen Karriere noch nicht gesehen," meinte McIlvane nach dem Spiel. Raffl selbst war nach dem Spiel noch fuchsteufelswild, was sein zu Kleinholz verwandelter Schläger ausbaden musste, blieb aber zum Glück unverletzt.
Und wie reagierten die Referees auf die Situation? Das seit vielen Saisonen einschlägig auffällige Schiedsrichtergespann Thomas Berneker und Trpimir Piragic sah kein Foul, eine Meinung, die sie wohl im ganzen Stadion exklusiv hatten. Die Folge der Untätigkeit der Schiedsrichter: Die letzten Minuten glichen einem Amoklauf mit Ansage auf beiden Seiten - auch das sahen die Referees anders und verhängten genau eine Zwei-Minuten-Strafe …
Leider wurde nach dem Schlager über das Finish gesprochen und nicht über einen perfekten Liga-Auftakt mit zwei Siegen gegen die Herausforderer Vienna (2:1) und Fehérvár (4:1), die saisonübergreifend schon den 14. Sieg in Serie bedeutet haben. Im Spiel hat Salzburg noch etwas Luft nach oben, in Sachen Wille, Emotion und Leidenschaft ist man schon wieder ganz oben. Auch Keeper Atte Tolvanen schloss nahtlos an die letzte Saison an. Toll für ihn, toll für das Team, doch man kann nur hoffen, dass National-Teamkeeper David Kickert als sein Ersatz heuer auch zu genug Eiszeit kommt.
Aber das ist wie so vieles in diesem Salzburger Kader ein Luxusproblem ...