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Corona-Regeln missachtet: Skandal um den LASK bringt die Bundesliga in Bedrängnis

Der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga hat Mannschaftstrainings absolviert und damit gegen die CoV-Vorgaben der Regierung verstoßen. Jetzt droht eine saftige Geldstrafe. Oder gar der Liga-Ausschluss?

Das erste Pflichtspiel im österreichischen Fußball soll exakt heute in zwei Wochen stattfinden. Am 29. Mai steht im Klagenfurter Wörtherseestadion das ÖFB-Cup-Finale zwischen Red Bull Salzburg und dem Zweitligisten Austria Lustenau auf dem Programm. Dies ist als Ouvertüre zum Bundesliga-Neustart vier Tage später gedacht. Höchste Zeit also, nach den Kleingruppentrainings endlich das Mannschaftstraining wieder aufzunehmen. Ab Freitag ist nach Vorgaben der österreichischen Bundesregierung das Training in voller Mannstärke wieder erlaubt. Begleitet wird das von einem strengen Maßnahmenkatalog, der vorsieht, dass sich zuvor jeder einem Coronatest unterziehen muss.

Doch wie am Donnerstag bekannt wurde, haben sich nur elf von zwölf Bundesliga-Clubs an die CoV-Regeln gehalten. Tabellenführer LASK soll schon seit längerer Zeit verbotene Mannschaftstrainings (bei denen sich Peter Michorl sogar einen Nasenbeinbruch zugezogen haben soll) absolviert haben - und sorgt damit für einen handfesten Skandal. Nach der Zuspielung von anonymem Videomaterial hat der zuständige Senat 1 der Bundesliga gegen den LASK ein Verfahren eingeleitet. Der Strafrahmen reicht laut Paragraf 111a der ÖFB-Rechtspflegeordnung von einer Ermahnung über eine Geldstrafe und Punkteabzüge bis hin zu einem Zwangsabstieg und im schlimmsten Fall sogar zu einem kompletten Ausschluss aus dem ÖFB.

Wie die Liga in einer Aussendung am Nachmittag bekannt gab, wurden mehrere Videos übermittelt, welche die Oberösterreicher beim Teamtraining zeigen. Nur wenige Minuten später äußerten sich die übrigen Bundesliga-Clubs in einer gemeinsam verfassten Pressemitteilung empört über das Verhalten des LASK. Darin heißt es etwa: "In den Videos werden seit Tagen bestehende Gerüchte bestätigt. Durch dieses rechtswidrige Verhalten werden die enormen Bemühungen der Liga und ihrer Clubs, die Gesundheit aller am Bundesliga-Fußball Beteiligten sicherzustellen, ad absurdum geführt. Das eigentlich gemeinsam ausgearbeitete und einstimmig von allen Clubs angenommene Präventionskonzept wurde dadurch mutwillig hintergangen. Zudem leitet sich daraus auch ein klarer Wettbewerbsvorteil des LASK gegenüber den anderen Clubs ab, der so nicht zu akzeptieren ist." Salzburgs Geschäftsführer Stephan Reiter zeigte sich "schockiert und fassungslos". "Seit vielen Monaten arbeiten wir gemeinsam so hart an Perspektiven, nicht nur für den österreichischen Bundesliga-Fußball. Offensichtlich sind sich nicht alle dieser großen Verantwortung bewusst", sagte Reiter.

Die Linzer wiederum hatten ihrerseits etwa eine Stunde zuvor "Wirtschaftsspionage" beklagt und von zwei vermummten Verdächtigen berichtet, die in der Nacht auf Mittwoch in die Raiffeisen-Arena in Pasching eingebrochen waren und dort eine Überwachungskamera angebracht hatten. "Der LASK hat bereits Strafanzeige bei der Polizei eingebracht", hieß es in der Aussendung, der ein Foto der beiden Verdächtigen beigefügt war. LASK-Geschäftsführer Andreas Protil meinte dazu: "Aufgrund des bereits zweiten Vorfalls in kurzer Zeit haben wir uns dazu entschieden, an die Presse zu gehen. Wir sind schockiert, dass es offensichtlich Dritte gibt, die bereit sind, mit krimineller Energie in unser Vereinsgelände einzubrechen, um Wirtschaftsspionage zu betreiben." Zu den Betrugsvorwürfen gab es von den Linzern mehrere Stunden lang keine Stellungnahme.

Kein Dementi des LASK

Die folgte erst in den Abendstunden in einer kurz gehaltenen Aussendung, in der man auf ein Dementi verzichtete. Vielmehr kündigte der Bundesliga-Tabellenführer volle Kooperation an. Der LASK betonte darin, dass es dem Club "fern lag und liegt, uns - wie nun unterstellt wird - durch Trainingsmaßnahmen einen unfairen Wettbewerbsvorteil zu erschleichen. Wie eine im Rahmen eines nächtlichen Einbruchs illegal angebrachte Kamera festgehalten hat, wurden offenbar im Training die Abstandsregeln nicht konsequent eingehalten. Wir nehmen dies zur Kenntnis und werden mit dem Senat 1 der Bundesliga in jeglicher Form kooperieren und uns dort erklären." Ein erstinstanzliches Urteil soll es noch vor dem Liga-Neustart Anfang Juni geben.

Außerdem teilten die Oberösterreicher mit: "Um den Spiel- und Trainingsbetrieb nicht zu gefährden, unterzieht der LASK seine Spieler seit Längerem auf eigene Kosten engmaschigen PCR-Testungen. Weil für uns die Gesundheit aller Beteiligten an erster Stelle steht, wurden die Intervalle der Tests bewusst kurzgehalten! Im Lichte dieser Tatsachen ist ein Ansteckungsrisiko im Rahmen unseres Trainings de facto ausgeschlossen. Es lag daher zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung unserer Spieler oder anderer Personen vor."

Von den restlichen Bundesligisten war indessen zu vernehmen, dass man überlege, Schadenersatzklagen in Anspruch zu nehmen, sollte die Liga aufgrund des LASK-Skandals ihren Spielbetrieb doch nicht aufnehmen können.

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Auf LASK-Trainer Valerien Ismael kommen schwierige Zeiten zu.
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