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"David hat das Beste aus drei Kontinenten"

Popstar, DJ und nicht zuletzt Vater von Österreichs bestem Fußballer: Die Vita von George Alaba könnte kaum bewegter sein. Ein SN-Exklusiv-Interview anlässlich des 20. Geburtstags des prominenten Sohnes.

"David hat das Beste aus drei Kontinenten"
"David hat das Beste aus drei Kontinenten"
"David hat das Beste aus drei Kontinenten"
"David hat das Beste aus drei Kontinenten"
"David hat das Beste aus drei Kontinenten"
"David hat das Beste aus drei Kontinenten"


Eine Familienkonstellation wie die im Hause Alaba hat es in Österreich wohl noch nie gegeben: Vater George war früher Popstar und Nachtclub-DJ, Mutter Gina ist eine philippinische Schönheitskönigin, Tochter Rose steigt gerade in die Musikbranche ein und Sohn David verdient sein Geld als Fußballprofi. Im SN-Interview erzählt das männliche Familienoberhaupt (51), wieso sich sein erfolgreiches Musikprojekt Two in One aufgelöst hat, wie es war, der erste Dunkelhäutige beim Bundesheer zu sein und weshalb sich Sohn David nicht für ein Angebot des FC Barcelona interessiert.

SN: Herr Alaba, Hand aufs Herz: Sind Sie froh, dass Österreich nicht bei der EM dabei ist?

Alaba: Ich kann mir schon denken wieso Sie die Frage stellen . . . Sagen wir es so: Ich sehe das Ganze mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Es ist zum einen wirklich schade, dass es Österreich nicht geschafft hat. Auf der anderen Seite freue ich mich, dass ich meinen Sohn in den nächsten Wochen regelmäßig sehen kann.

SN: Sie feiern dann wohl auch den 20. Geburtstag von David am 24. Juni gemeinsam. Gibt es konkrete Pläne?

Alaba: Nein, wir haben noch nicht darüber gesprochen. Es gibt auch noch keine Urlaubspläne. Die letzten Jahre ist David über den Sommer meist zu Hause geblieben. Auch daran sieht man: Er liebt Österreich!

SN: Die nächsten Wochen dürften dann wohl auch für Sie ein wenig ruhiger werden. Seit Kurzem managen Sie Ihren Sohn ja.

Alaba: Das stimmt, ich habe einen Teil des Managements von David übernommen. Es ist ein aufwendiger, aber zugleich auch dankbarer Job. Jemanden zu managen, den alle lieben, ist etwas Schönes.

SN: Dass David annährend von allen gemocht wird, liegt mit Sicherheit auch an seiner Erziehung.

Alaba: Die Erziehung hat sicher eine Rolle gespielt. Wir haben versucht, ihm das Beste aus drei Kontinenten - Europa, Afrika und Asien - mitzugeben. Wichtig war aber auch, dass David immer schon sehr gehorsam war.

SN: Sie sprechen Ihre familiären Wurzeln an. Sie sind Nigerianer, Ihre Frau ist Philippinerin. Wie kamen Sie nach Österreich?

Alaba: Der Onkel eines Schulkollegen hat in Wien bei der UNO gearbeitet - so bin ich 1984 nach Österreich gekommen. Ich habe dann drei Semester Wirtschaft studiert, bevor ich mein Studium abgebrochen und mich auf auf die Musik konzentriert habe.

SN: Sie haben als Rapper bei Two in One Ende der 90er eine Reihe von Charterfolgen gefeiert. Wieso hat sich die Band aufgelöst?

Alaba: Wir hatten Probleme mit dem Namen. Sieben Jahre waren wir schon als Two in One unterwegs, als plötzlich eine Plattenfirma in Deutschland auf die Idee kam, ein gleichnamiges Bandprojekt zu starten. Da wir den Namen leider nur für Österreich haben schützen lassen, mussten wir uns entscheiden: Das Projekt aufgeben oder mit einem neuen Namen bei null beginnen. Wir haben uns für die erste Variante entschieden.

SN: Wie ging es danach weiter?

Alaba: Ich habe als DJ in Wien gearbeitet. Und bevor Sie fragen: Ja, es waren auch Gogo-Clubs dabei. Es war aber nichts Schlimmes - das waren reine Tanzschuppen und keine Prostitutionslokale.

SN: Die Nachtarbeit scheint Ihnen nicht geschadet zu haben. Oder anders gesagt: Sie schauen wirklich jung aus.

Alaba: Ja, die 51 gibt man mir selten. Manchmal glauben die Leute auch, ich sei Davids Bruder, was ihm dann furchtbar peinlich ist (lacht).

SN: Bei Ihrem beruflichen Hintergrund war es sicher nicht einfach, eine Familie aufzubauen.

Alaba: Wir haben das eigentlich ganz gut hingekriegt. Ich habe meine Frau, die als Krankenschwester nach Österreich gekommen war, auf einer Party in Wien kennengelernt. Auch unsere beiden Kinder sind hier geboren. Wir werden unsere Herkunft nie vergessen, Österreich ist aber zu unserer Heimat geworden.

SN: Sie haben auch Dienst für ihr Heimatland geleistet. Stimmt es, dass Sie der erste Dunkelhäutige beim Bundesheer waren?

Alaba: Ja, das stimmt. Und ganz ehrlich: Die Bundesheer-Zeit war super! Ich hab mich wohlgefühlt und tolle Kameraden kennengelernt. Ich hatte überhaupt noch nie einen gröberen Konflikt wegen meiner Hautfarbe. Man muss auch wissen, wie man mit dem Thema umgeht. Wir hatten zum Beispiel vor Jahren Nachbarn, die nicht wollten, dass ihre Kinder mit unseren spielen. Wir haben uns einfach auf keine Diskussion darüber eingelassen. Diese Einstellung haben wir auch David und Rose mitgegeben.

SN: Sie sprechen Ihre 18-jährige Tochter Rose an. Bei ihr bahnt sich eine Showkarriere an.

Alaba: Nachdem sie es ins Finale der TV-Castingsendung "Popstars Österreich" geschafft hat, hat sie einige Singles veröffentlicht. Parallel besucht sie die Schauspielschule in Wien. Sie hat sich noch nicht entschieden, ob Sie Sängerin oder Schauspielerin werden will.

SN: Das Musiktalent hat sie wohl vom Papa . . .

Alaba (lacht): Das kann ich so nicht sagen. Es gibt viele, die Talent haben. Wichtig ist, wie man damit umgeht. Außerdem bin ich überzeugt, dass im Grunde alles von Gott gegeben ist.

SN: Religion scheint in Ihrem Leben eine große Rolle zu spielen.

Alaba: Auf alle Fälle! Wir sind Siebenten-Tags-Adventisten (eine protestantische Freikirche, Anm.). Auch David ist sehr religiös. Er liest die Bibel, betet vor den Spielen. Ich bin überzeugt, dass auch sein Talent gottgegeben ist.

SN: Wann haben Sie dieses Talent das erste Mal bemerkt?

Alaba: Als David fünf oder sechs Jahre alt war, ist er regelmäßig mit mir joggen gegangen - dabei wurde er aber nie müde. Man musste David als Kind auch nie lang suchen: Wenn er nicht in der Wohnung war, hat auf der Wiese hinter dem Haus Fußball gespielt.

SN: War immer klar, dass David für das österreichische Nationalteam auflaufen wird?

Alaba: Die Philippinen haben angefragt. David wollte aber schon immer für Österreich spielen - er liebt Österreich!

SN: . . . und alle Welt scheint David zu lieben. Pflegt er eigentlich auch Spielerfreundschaften?

Alaba: Wenn ein Mensch angenehm ist, hat er schnell Freunde. Ribéry, Boateng oder Badstuber (allesamt Bayern-Spieler, Anm.) holen ihn oft zum Essen ab.

SN: Apropos Bayern: Was ist an dem Gerücht dran,dass David mehrere Angebote von anderen Topclubs vorliegen sollen?

Alaba: Ganz ehrlich: Es gibt viele Angebote. David fühlt sich aber wohl in München und will auch in München bleiben. Was in ein paar Jahren ist, wird man sehen.

SN: Stimmt es, dass auch der große FC Barcelona wegen David angefragt hat?

Alaba: Ich will nicht zu viel verraten. Aber sagen wir es so: Hätte es nicht gestimmt, hätte Barcelona das Ganze dementiert - und das haben sie nicht.

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