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Nur bei drei Bundesligisten sind auch die Frauen am Ball

Die meisten Clubs der höchsten österreichischen Spielklasse gehen das Thema Frauenfußball nur sehr zögerlich an. Der Serienmeister Red Bull Salzburg evaluiert.

Sturm Graz (im Bild Lilli Purtscheller) jagt Serienmeister St. Pölten.
Sturm Graz (im Bild Lilli Purtscheller) jagt Serienmeister St. Pölten.

Vom FC Barcelona über Bayern München bis Manchester City investieren die Großen im Clubfußball massiv in ihre Frauenabteilungen. Österreich hinkt hinterher: Mit Vizemeister Sturm Graz, der Wiener Austria und SCR Altach, der in einer Spielgemeinschaft mit dem FFC Vorderland tätig ist, sind nur drei Männer-Bundesliga-Vereine auch bei den Frauen im Oberhaus vertreten. In Zukunft soll die Zahl steigen. Die Liga, in der kleine Clubs wie FC Bergheim (Salzburg) oder SKV Altenmarkt (NÖ) sich finanziell nach der Decke strecken müssen, würde dadurch weiter aufgewertet werden.

Schon seit Jahren ist davon die Rede, dass der Einstieg von Männer-Topclubs wie Serienmeister Red Bull Salzburg oder Rapid große Strahlkraft hätte. Nun kommt zumindest bei den Hütteldorfern Bewegung in die Sache. "Wir werden uns sowohl mit einer möglichen Kooperation mit einem bereits im Frauenfußball engagierten Verein als auch mit einer clubinternen Lösung beschäftigen", sagte Rapid-Präsident Martin Bruckner.

Wann sieht man die "Frauen-Bullen" im Trikot?

Spätestens im Sommer 2024 sollen dann erstmals Mädchen und Frauen im Rapid-Dress um Punkte spielen. Wann man "Frauen-Bullen" im Trikot sehen wird, ist noch nicht abzusehen. "Wir beschäftigen uns schon längere Zeit intensiv mit dieser Thematik und evaluieren noch, wie wir uns in diesem Bereich sinnvoll aufstellen bzw. einbringen können", verlauteten die Salzburger.

Spielende Mädchen im Red-Bull-Trikot hat es schon gegeben: Nach der Übernahme von Austria Salzburg 2005 waren die jüngeren Nachwuchsteams noch gemischt, ehe auf reine Buben-Teams umgestellt wurde.

Auch der WAC steht noch ohne Frauenmannschaft da. "Es ist natürlich nicht einfach, von heute auf morgen eine schlagkräftige Frauenmannschaft aufzustellen, daher sehen wir dieses Vorhaben als einen Prozess, der bei uns nun langsam in die Wege geleitet wird", erläuterte Clubchef Dietmar Riegler.

Kein Druck für die Vereine

Druck von der Männer-Bundesliga bekommen die Vereine nicht. Liga-Vorstand Christian Ebenbauer werde immer wieder gefragt, warum man nicht eine Frauensektion als Lizenzkriterium schafft: "Ich halte den Weg nicht für sinnvoll. Wir wollen es über Förderung, nicht über Forderung schaffen."

Über Kooperationen denken auch kleinere Bundesligisten wie der TSV Hartberg und Austria Lustenau nach. Bei der WSG Tirol wollte Präsidentin Diana Langes schon in der Vergangenheit eine Frauenmannschaft ins Leben rufen. Zu wenige Spielerinnen und die Konkurrenz durch Wacker Innsbruck beendeten die Planungen. "Sollten sich die Rahmenbedingungen irgendwann ändern, bin ich die Erste, die diesen Ball wieder aufgreifen wird", sagt Langes.

Ried wird ab kommender Saison ein Projekt mit dem SV Antiesenhofen und der Union Weilbach starten. Momentan sind die Innviertler in der dritthöchsten Spielklasse tätig, so wie der LASK nach dem in der Premierensaison verpassten Aufstieg. Auch Austria Klagenfurt hat im ersten Jahr den Aufstieg in Liga zwei nicht geschafft.

St. Pölten ist der große Gejagte

Sturm, der Austria und dem Sechsten Altach ist das schon gelungen. Die Grazer wollen nach dem im Finale verpassten Cup-Sieg und fünf Punkten Rückstand auf St. Pölten kommende Saison "wieder einen Schritt näher" an den Serienmeister herankommen und "Österreich international würdig vertreten", sagt Sportchef Mario Karner.

Für die Austria ist 2022/23 ein Platz unter den ersten drei das Ziel. "Mittelfristig wollen wir die Mannschaft so weiterentwickeln, dass wir nicht nur in Österreich eine Chance auf den Meistertitel haben werden, sondern auch im internationalen Geschehen eine Rolle spielen können", gab Sportdirektor Martin Pototschnig die Marschroute vor. Altach strebt eine Rangverbesserung an. Als Fernziel in den nächsten drei bis fünf Jahren nannte Obmann Walter Weiss einen Top-3-Platz.

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