Roko Simic behielt vom Punkt die Nerven
Keineswegs geschockt von den Missgeschicken auf beiden Seiten ging es turbulent weiter. João Mário traf mit einem wuchtigen Schuss nur die Stange (12.), beim Gegenstoß wollte Innenverteidiger António Silva eine Bogenlampe klären. Der Ball sprang erst an die Querlatte und dann an die Hand des Benfica-Kickers. Wieder gab es Elfmeter und diesmal traf Salzburg auch zum 1:0 (15.). Stürmer Roko Simic schickte Torhüter Trubin ins falsche Eck. Die Portugiesen schwächten sich außerdem durch den Ausschluss von António Silva selbst und mussten fortan zu zehnt gegen stark verteidigende Salzburger ihr Glück versuchen. Benfica-Trainer Schmidt reagierte mit einem taktischen Wechsel, brachte Innenverteidiger Morato und holte Mittelfeld-Star João Mário vom Feld.
Bullen stemmten sich dagegen
Nach dieser völlig verrückten Anfangsphase kehrte erst ab der 20. Minute eine gewisse Ordnung ein. Benfica versuchte auch in numerischer Unterzahl, das Spiel zu machen, agierte bis zur Strafraumgrenze gefällig, doch dieses Match sollte für die Portugiesen wie verhext sein. Salzburg versuchte, das Tempo gegen müder werdende Hausherren hochzuhalten. Und wurde dafür zu Beginn der zweiten Hälfte belohnt: Benfica verteidigte bei einem Pass in die Tiefe schlampig, Simic legte für Oscar Gloukh auf und der israelische Teamspieler musste nur noch ins leere Tor zum 2:0 einschieben (51.). Zuvor hatte Bullen-Keeper Alexander Schlager wie mehrere andere Male an diesem aus Salzburger Sicht so glorreichen Champions-League-Abend bei einem Schuss von Musa einen starken Reflex gezeigt. Benfica versuchte mit der Unterstützung der 61.000 recht heißblütigen Zuschauerinnen und Zuschauer alles, aber das vergeblich. Die Bullen stemmten sich spielerisch und - durchaus bemerkenswert für die junge Mannschaft - auch körperlich dagegen. Vitoria, der Weißkopfseeadler, flog an diesem Abend für Red Bull Salzburg.
Die Reaktionen nach dem Sieg
Gerhard Struber (Salzburg-Trainer): "Heute haben wir ein paar Magic-Momente erlebt. Das zu realisieren wird noch ein bisschen brauchen. Ich bin sehr stolz auf die Jungs, wie sie das auf den Platz gebracht haben und das Mindset in diese Richtung geschärft haben. Es ist ein sehr schöner Moment, auch für mich als Trainer. Es freut mich, dass wir es auswärts bei so einem Gegner hingekriegt haben. Jeder war mit dieser Winner-Mentalität unterwegs, die hat es heute gebraucht."
Roko Šimić (Salzburg-Stürmer/Torschütze zum 0:1): "Ich bin wirklich stolz, an erster Stelle für meine Mannschaft. Vor 15 Jahren hat mein Vater in diesem Bewerb gespielt und ihn gewonnen. Es bedeutet mir so viel, heute zu gewinnen. Beim Elfmeter habe ich keinen Druck gespürt. Es ist ein spezielles Gefühl. Ein Sieg ist ein Sieg."
Alexander Schlager (Salzburg-Torhüter): "Für uns war es schon so, dass wir hergefahren sind und unbedingt was mitnehmen wollten. Wir wollten mit Eiern in den Hosen aufs Spielfeld gehen und bis zur letzten Minute durchziehen. Da dürfen wir sehr stolz sein. Wir haben einen intensiven Spielstil gehabt und versucht, sie von der ersten Minute unter Druck zu setzen. Wir haben die Tore nicht ungerecht geschossen, es war ein sehr mutiger Auftritt. In Summe können wir sehr zufrieden sein. Der Spielverlauf war natürlich optimal, aber wir haben es auch erzwungen. Wir nehmen es, das passt gut."
Amar Dedić (Salzburg-Abwehrspieler und -Kapitän): "Wir sind alle glücklich. Es war ein hartes Stück Arbeit gegen einen richtig starken Gegner. Wir haben wirklich über 90 Minuten vieles wegverteidigen müssen, konzentriert bleiben müssen in der Mannschaft. Mannschaftsleistung ist das Wichtigste und ich bin wirklich extrem stolz, Kapitän so einer Mannschaft zu sein. Das ist für den Anfang wirklich sehr gut, drei Punkte auswärts mitzunehmen in Lissabon. Aber ich würde sagen, es geht weiter. Wir haben noch fünf Spiele, die sind genauso wichtig."
Samson Baidoo (Salzburg-Verteidiger): "Es war eine brutale Mannschaftsleistung. Es war unglaublich und etwas Neues, vor so vielen Fans zu spielen. Dafür spielt man Fußball."
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