Der argentinische Fußballverband AFA bestätigte den Tod Maradonas am Mittwoch. "Der argentinische Fußballverband und sein Präsident Claudio Tapia spüren tiefen Schmerz über den Tod unserer Legende, Diego Armando Maradona. Du wirst immer in unseren Herzen sein", twitterte der Verband. Die argentinische Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.
Zuletzt war Maradona wegen einer Gehirnblutung in einem Krankenhaus nahe der argentinischen Hauptstadt operiert worden und hatte dann einige Tage in der Klinik verbracht. Bereits an seinem 60. Geburtstag am 30. Oktober hatte er einen angeschlagenen Eindruck gemacht. Vor dem ersten Spiel seines Vereins Gimnasia y Esgrima La Plata nach der Corona-Pause kam er zwar kurz ins Stadion, um Glückwünsche und Geschenke entgegenzunehmen. Allerdings musste er von zwei Begleitern beim Gehen gestützt werden. Die Partie selbst verfolgte Maradona auf Anraten seines Arztes von zu Hause aus.
Maradona gehört neben Pelé, Alfredo di Stefano, Franz Beckenbauer, Johan Cruyff und Lionel Messi zu den Allzeitgrößen des Fußballs. 1986 wurde er mit Argentinien Weltmeister. Die Endrunde in Mexiko markierte zugleich zwei Momente für die Ewigkeit: Im Viertelfinale gegen England erschummelte er sich ein Tor mit einem versteckten Handspiel - "die Hand Gottes" sei im Spiel gewesen, kommentierte Maradona selbst später. Wenige Minuten später verzückte er die Welt mit einem einzigartigen Sololauf durch die halbe englische Mannschaft mit abschließendem Torschuss. Im Endspiel gegen Deutschland blieb er, von Lothar Matthäus unter Sonderbewachung gestellt, lange unauffällig. Bis er mit einer einfachen Körpertäuschung kurz vor Schluss alle überlistete und den entscheidenden Pass auf Jorge Burruchaga spielte, der den 3:2-Endstand besorgte.
In Neapel wie ein Gott verehrt
Der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Diego Armando Maradona wechselte nach dem Karrierebeginn bei den Argentinos Juniors und den Boca Juniors 1981 um eine Rekordablösesumme zum FC Barcelona. Dort konnte er die Erwartungen nie wirklich erfüllen, auch seine erste Weltmeisterschaft 1982 endete mit Misstönen: Der von zahlreichen Unsportlichkeiten der Gegner genervte Jungstar sah nach einem Revanchefoul gegen Brasilien Rot.
Der SSC Neapel holte Maradona 1985. In der Metropole in Süditalien wurde und wird er wie ein Gott verehrt - bis heute ist das Bild von Diego in der ganzen Stadt präsent. 1987 und 1990 holte er die einzigen Meistertitel der Vereinsgeschichte und gewann den UEFA-Pokal 1989.
Eine Wiederholung des WM-Titels von 1986 scheiterte. 1990 kam Argentinien mit viel Glück ins Finale, unterlag aber Deutschland verdient. Danach flossen die Tränen bei Maradona, den die Fans in seiner Wahlheimat Italien ausgepfiffen hatten. 1994 endete das Abenteuer WM mit einem Albtraum: Maradona wurde positiv auf Doping getestet.
Wenig Ruhm als Trainer
Verletzungen, Skandale, Drogen - in seiner späten Karrierephase sammelte der einstige Superstar vor allem Negativschlagzeilen. Mit 37 Jahren trat er bei den Boca Juniors vom aktiven Fußball ab. Auch als Trainer konnte er nicht annähernd an das Niveau seiner Spielerkarriere anschließen. 2008 wurde der vormalige unbequeme Kritiker Teamchef von Argentinien. Bei der WM 2010 gingen die "Albiceleste" gegen Deutschland mit 0:4 unter.
Es folgten wenig ruhmreiche Trainerstationen im arabischen Raum, bei einem argentinischen Fünftligisten, in Mexiko und Weißrussland. Zuletzt arbeitete er in seiner Heimat beim Erstligaclub Gimnasia y Esgrima La Plata.
Die FIFA kürte Maradona zum "Fußballer des Jahrhunderts", sein zweites Tor gegen England von 1986 wurde zum Tor des Jahrhunderts gewählt. 1986 räumte er praktisch alle Weltsport-Auszeichnungen ab, Südamerikas Fußballer des Jahres war er sechs Mal.
Jahrelanger Drogenmissbrauch
Drogen und dadurch bedingte Gesundheitsprobleme begleiteten Diego Maradona seit langem. Bereits 2000 erlitt er einen schweren Herzinfarkt, der auf eine Überdosis Kokain zurückgeführt wurde. Bei der Entziehungskur auf Kuba begann seine Freundschaft mit dem kommunistischen Diktator Fidel Castro. 2004 erlitt Maradona eine Lungenentzündung, landete bald danach erneut auf der Intensivstation. Es folgte ein weiteres Rehabilitationsprogramm, um von den Drogen weg zukommen. Auch sein Gewichtsproblem bekam der Ex-Sportler langsam in den Griff, allerdings wurde er alkoholabhängig.
Die juristische Auseinandersetzung um einen unehelichen Sohn aus seiner Zeit in Neapel zog sich jahrelang hin. Erst 2016 bekannte er sich zu Diego junior. Neben den beiden Töchtern aus seiner Ehe mit Claudia sind zwei weitere uneheliche Kinder bekannt, dazu gibt es angeblich drei Kinder aus der Zeit seiner Kuraufenthalte in Kuba.
Maradona und Österreich
Rar sind die Kontakte des Genies mit Österreichs Fußball gewesen: 1980 kam das argentinische Team zu Abschiedsspiel von ÖFB-Kapitän Robert Sara. Der erst 19-jährige Jungstar narrte Österreichs Abwehr nach Belieben und erzielte beim 5:1-Sieg drei Tore. 1990 tauschte er als Argentinien-Kapitän die Wimpel mit Toni Polster, im WM-Test errang Österreich ein achtbares 1:1. Eine echte Sensation war hingegen, dass Austria Wien 1983 im Cupsiegerbewerb Barcelona mit dem Traumduo Maradona/Bernd Schuster aus dem Bewerb warf. Im Hinspiel in Wien (0:0) fehlte Maradona, im Rückspiel hatten die Superstars das Nachsehen nach einem 1:1 - das Auswärtstor von Gerhard Steinkogler gab den Ausschlag.