SN.AT / Sport / Fußball / International / Europa League

Red Bull Salzburg schafft das Wunder gegen Lazio Rom

In Salzburg wurde Fußballgeschichte geschrieben. Red Bull Salzburg steht nach einem 4:1 gegen Lazio Rom im Halbfinale der Europa League. Die Italiener waren im Rückspiel sogar in Führung gegangen, doch die Truppe von Trainer Marco Rose drehte die Partie in einem mitreißenden Finish noch um.

Die Bullen schafften die Sensation.
Die Bullen schafften die Sensation.

Der Erfolgslauf von Red Bull Salzburg in der Fußball-Europa-League geht weiter. Österreichs Doublegewinner besiegte Lazio Rom dank einer fulminanten zweiten Hälfte vor eigenem Publikum mit 4:1 (0:0) und steht dadurch mit einem Gesamtscore von 6:5 im Semifinale. Die Auslosung erfolgt am Freitag um 12.00 Uhr, mögliche Gegner sind Arsenal, Atletico Madrid und Olympique Marseille.

Ciro Immobile hatte Lazio zwar in der 55. Minute in Führung gebracht, dann aber drehten die "Bullen" groß auf und sorgten dank der Treffer von Munas Dabbur (56.), Amadou Haidara (72.), Hwang Hee-chan (74.) und Stefan Lainer (76.) noch für die große Sensation.

Salzburg-Coach Marco Rose hatte seine Formation im Vergleich zur ersten Partie an zwei Positionen verändert. Anstelle des gesperrten Diadie Samassekou rutschte Reinhold Yabo in die Startformation, der in Rom gesperrt gewesene Hwang ersetzte Fredrik Gulbrandsen. Lazio begann mit derselben Formation wie im Hinspiel und hatte zunächst nur in der fünften Minute Probleme.

Nach einem optimalen Lochpass von Xaver Schlager kam Hwang am Sechzehner frei zum Schuss, scheiterte jedoch an Lazio-Schlussmann Thomas Strakosha. Danach dauerte es bis zur 36. Minute, ehe die Salzburger wieder ansatzweise Gefahr ausstrahlten. Nach einem Corner von Andreas Ulmer flog ein Kopfball von Duje Caleta-Car weit neben das Tor.

Ansonsten fanden die "Bullen" gegen die Italiener vorerst kein Rezept. Lazio stand sicher, zeigte sich von den Pressingversuchen der Hausherren unbeeindruckt und kam gegen Ende der ersten Hälfte zweimal einem Treffer nahe. In der 40. Minute misslang ein Volley von Immobile wenige Meter vor dem Tor, drei Minuten später stand der Stürmer nach Fersler von Luis Alberto allein vor Alexander Walke, scheiterte jedoch am Salzburger Schlussmann.

Auch in der 49. Minute behielt Walke nach einem Fehler von Caleta-Car gegen Immobile noch einmal die Oberhand, in der 55. Minute aber bezwang der italienische Teamspieler den Deutschen. Möglicherweise hauchdünn aus Abseitsposition gestartet, schlenzte Immobile den Ball unhaltbar für Walke ins lange Kreuzeck.

Die Antwort gab Salzburg 83 Sekunden später. Dabbur zog knapp außerhalb des Strafraums ab, sein Schuss wurde von Dusan Basta entscheidend abgefälscht. Plötzlich änderte sich die Charakteristik der Partie: Lazio begann zu wanken - und Salzburg witterte die Chance auf das Husarenstück. Zunächst klatschte ein Weitschuss von Schlager an die Außenstange, dann aber folgten vier Minuten, die wohl noch lange in Erinnerung bleiben werden.

Zunächst ließ Luis Alberto in der 72. Minute eine Konterchance fahrlässig aus, indem er den Ball in die Arme von Walke schoss. Praktisch im Gegenzug stellte Haidara mit einem nicht unhaltbar scheinenden Weitschuss auf 2:1, Hwang erhöhte zwei Minuten später nach gefinkeltem Pass von Valon Berisha mit einem von Stefan Radu abgefälschten Schuss auf 3:1, und in der 76. Minute erzielte Lainer nach Corner von Berisha und Verlängerung von Andre Ramalho per Kopf das 4:1. Lazio war von diesen Tiefschlägen schwer gezeichnet und konnte in der Schlussphase nicht mehr entscheidend zusetzen, weshalb erstmals seit Rapid vor 22 Jahren im Cup der Cupsieger wieder ein österreichischer Club in einem Europacup-Semifinale steht.

Stimmen zum Spiel:

Marco Rose (Salzburg-Trainer): "Das war ein geiler Fußball-Abend, für mich und für die Jungs. Ich bin mächtig stolz auf die Mannschaft, weil wir daran geglaubt haben und diesen Erfolg uns auch erarbeitet haben. Das war eine reife Leistung, Hut ab vor den Jungs. Nach dem 0:1 schnell zurückzukommen war wichtig, aber du brauchst halt trotzdem noch zwei Tore. Daran haben wir geglaubt, und dass es so für uns ausgeht, ist natürlich großartig. Ich habe in der Kabine einfach mal die Klappe gehalten und es genossen zu sehen, wie glücklich die Jungs sind." Zu den Halbfinalgegnern meinte der 41-jährige Deutsche: "Atletico puh, Marseille hatten wir schon, also bitte (Arsenal, Anm.) London."

Reinhold Yabo (Salzburg-Spieler): "Das ist Fußball, da ist alles möglich. Wir haben den Glauben an uns nie verloren, auch als wir in Rückstand waren. Heute waren die Zuschauer der zwölfte Mann und haben uns nach vorne gepeitscht. Die nächsten 24 Stunden werden wir genießen, dann geht es weiter. Jetzt wünsche ich mir Arsenal im Semifinale."

Alexander Walke (Salzburg-Kapitän): "Es ist schon ein kleines Wunder, wenn man nach Rückstand noch einmal so zurückkommt. Das ist unglaublich, was die Mannschaft heute geleistet hat. Wir hatten einen Sahnetag, gepaart mit Mentalität, Wille, Mut. Wir haben uns das erarbeitet, wir haben uns belohnt."

Valon Berisha (Salzburg-Spieler): "Unglaublich, ich weiß, dass uns alle schon abgeschrieben haben, aber wir haben daran geglaubt. Diese Mannschaft ist ein Wahnsinn, wie wir uns gegenseitig unterstützen, wie wir kämpfen. So eine große Mannschaft nach einem 2:4 rauszuwerfen, das ist überragend. Wir sind gute Spieler, die Leute glauben, dass, weil wir aus Österreich sind, immer der Underdog sind. Aber wir lieben es, der Underdog zu sein, weil dann können wir zeigen, was wir so können. Wir haben heute ein unglaubliches Spiel abgeliefert, die zweite Halbzeit war ein Wahnsinn. Wir sind völlig verdient weitergekommen."

Stefan Lainer (Salzburg-Spieler/Torschütze zum 4:1): "Es ist unglaublich, unfassbar. 4:1 gewonnen gegen so eine Mannschaft - ich glaube, das beschreibt einfach die ganze Saison, dass wir nie aufgeben, dass wir immer positiv bleiben, immer die Hoffnung haben, einfach Spiele drehen können. Wir haben (nach dem 2:4 in Rom, Anm.) gewusst, es war nur die Halbzeit. Wir haben Fehler gemacht auswärts, aber heute haben wir eine sensationelle Partie abgeliefert. Jeder ist ans Limit gegangen, nur so kannst du so ein Ergebnis erzielen. Vor so einer Kulisse einen Treffer zu erzielen, das ist etwas Unglaubliches, wenn du vor diesen fanatischen Salzburger Fans eine Runde laufen kannst und alle feiern Dich. Das war ein ganz ein großer Moment meiner Karriere, den ich nie vergessen werde. Wir haben etwas Außergewöhnliches geschafft."

Senad Lulic (Lazio-Spieler): "Es ist schwierig, nach so einem Debakel die richtigen Worte zu finden. Salzburg ist eine gute Mannschaft, das haben sie heute bestätigt. Wir haben eigentlich gut begonnen, gehen in Führung, dann diese vier Minuten, das darf uns nicht passieren. Salzburg war in der zweiten Hälfte die bessere Mannschaft, und wenn sie die Tore machen, sind sie verdient im Semifinale. Wenn wir das 2:1 gemacht hätten, sieht das Spiel anders aus, aber so haben wir das zweite Tor kassiert. Aus dieser Niederlage müssen wir lernen, unsere Mannschaft ist jung."

Das Match zum Nachlesen im Liveticker:

Im Stadion ging es rund.   SN/AP
Im Stadion ging es rund.
Torjubel im Zwei-Minuten-Takt.   SN/APA/KRUGFOTO
Torjubel im Zwei-Minuten-Takt.
Trainer Marco Rose.   SN/GEPA pictures
Trainer Marco Rose.
Stefan Lainer in Aktion.  SN/GEPA pictures
Stefan Lainer in Aktion.
Xaver Schlager war einer der Besten.  SN/AP
Xaver Schlager war einer der Besten.
Amadou Haidara traf zum 2:1 – vier Minuten später stand es 4:1.  SN/APA/KRUGFOTO
Amadou Haidara traf zum 2:1 – vier Minuten später stand es 4:1.
Valon Berisha und Alexander Walke jubeln.  SN/GEPA pictures
Valon Berisha und Alexander Walke jubeln.
Trainer Marco Rose ist überglücklich.  SN/gepa pictures
Trainer Marco Rose ist überglücklich.
Die ganze Mannschaft ist außer sich.  SN/gepa pictures
Die ganze Mannschaft ist außer sich.
Auch Munas Dabbur (l.) kann es kaum glauben.  SN/GEPA pictures
Auch Munas Dabbur (l.) kann es kaum glauben.
Sportdirektor Christoph Freund ...  SN/GEPA pictures
Sportdirektor Christoph Freund ...
... jubelt mit der ganzen Mannschaft. Hier im Bild Duje Caleta-Car, Andreas Ulmer und Takumi Minamino.  SN/GEPA pictures
... jubelt mit der ganzen Mannschaft. Hier im Bild Duje Caleta-Car, Andreas Ulmer und Takumi Minamino.

SPORT-NEWSLETTER

Jetzt anmelden und wöchentlich die wichtigsten Sportmeldungen kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.