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Trainerlegende Otto Barić ist tot

Otto Barić ist im Alter von 88 Jahren verstorben. Mit dem Einzug ins UEFA-Cup-Finale 1994 mit Austria Salzburg schrieb der Trainer Fußballgeschichte.

Otto Barić
Otto Barić
Erfolgsduo in Salzburg: Barić und Präsident Rudi Quehenberger.
Erfolgsduo in Salzburg: Barić und Präsident Rudi Quehenberger.

Über den Tod des Trainers berichtet die "Kleine Zeitung" am Sonntagabend mit Berufung auf die kroatische Tageszeitung "Vecernji List". Demnach ist Barić in seiner Heimat Kroatien an den Folgen einer Coronainfektion gestorben.

"Otto Maximale" war eine schillernde Figur an der Seitenlinie. In einer Zeit, als noch keine Coachingzone den Aktionsradius engagierter Trainer einengte, als noch gute kroatische Freunde unentdeckte Talente vermittelten, und nicht Spielerberater, und als Selbstinszenierung noch nicht im Posten alltäglicher Banalitäten in sozialen Medien bestand.

Eigen-PR beherrschte Barić mindestens ebenso gut wie die Taktiktafel. Mit unverwechselbarer Sprache, stets engagiert und im Dialog mit seinen Spielern feierte er unzählige Erfolge in Österreich. Er war sieben Mal Meister mit Wacker Innsbruck, Rapid und Austria Salzburg, Finalist im Europapokal der Pokalsieger mit Rapid und Finalist im UEFA-Cup 1994 mit Salzburg. Als österreichischer Teamchef scheiterte er an der EM-Qualifikation 2000 und in der WM-Qualifikation 2002. Später betreute er auch das Nationalteam Kroatiens.

Über mehr als 30 Jahre spannte sich der Bogen von Barićs Tätigkeit in Österreich. Erstmals tauchte der 1932 im kärntnerischen Eisenkappel geborene Barić 1970 bei Wacker Innsbruck als Nachfolger von Branko Elsner auf und holte prompt den ersten Meistertitel für die Tiroler. Es folgten Stationen beim LASK und bei Sturm Graz, wo er 1981 knapp am Titel vorbeischrammte.

Dann folgte die Erfolgsgeschichte Barić & Rapid: Bei den Hütteldorfern arbeitete der Coach von 1982 bis 1985 und von 1986 bis 1988 mit großen Kickern wie Hans Krankl, Heribert Weber, Zlatko Kranjcar oder Antonin Panenka. Drei Mal wurde der Meisterteller geholt, 1985 ging das Finalspiel im Europapokal der Pokalsieger gegen Everton mit 1:3 verloren. Dazwischen lag ein eher mäßiger Ausflug in die deutsche Bundesliga zum VfB Stuttgart, wo der selbstbewusste Kroate aneckte.

Das System Barić funktionierte nur in Österreich, wo er ab 1991 in Salzburg ein weiteres Erfolgskapitel aufschlug. Er machte ein Team aus guten, aber nicht überragenden Fußballern zur heimischen Spitzenmannschaft, die sich auch international in ungeahntem Ausmaß steigern konnte. 1992 und 1993 scheiterte der Anlauf zum ersten Meistertitel jeweils noch knapp. Doch in einem magischen Jahr 1993/94 gelang ein Fußballwunder: Die Salzburger Austria eliminierte Eintracht Frankfurt und den Karlsruher SC (was Barić nach seinem missglückten Deutschland-Ausflug ein persönlicher Triumph war) und unterlag trotz grandioser Leistung in den UEFA-Cup-Endspielen gegen Inter Mailand zwei Mal nur knapp mit 0:1.

Glücklose Ära im Traumjob als Teamchef

Unkonventionelle Maßnahmen gehörten bei Barić dazu. So ließ er das Wintertrainingslager vor den besagten UEFA-Cup-Spielen in Belgien abhalten, wo es bitterkalt und die Fußballplätze gefroren waren. Nach dem zweiten Titel in Salzburg 1995 kam die Erfolgsmaschinerie ins Straucheln, Barić musste nach dem Aus in der Champions-League-Qualifikation gegen Steaua Bukarest gehen. Es folgten Stationen in seiner Heimat bei Dinamo Zagreb und später bei Fenerbahçe Istanbul, ehe er via LASK 1999 endlich zu seinem Traumjob fand: Als österreichischer Teamchef folgte er Herbert Prohaska nach der 0:9-Schlappe von Valencia gegen Spanien nach. Die EM 2000 verpasste er ebenso wie die WM 2002. Letztere endete mit dem denkwürdigen 1:1 gegen Israel, wo Andreas Herzog in letzter Minute per Freistoßtor die Relegation für Österreich erzwang. Dort setzte es aber ein klares Aus mit 0:1 und 0:5 gegen die Türkei.

ÖFB-Präsident Leo Windtner würdigte den Verstorbenen: "Otto Barić war über viele Jahre für ganz Österreich eine regelrechte Leitfigur des Fußballs."

Windtner erinnerte an die Europacup-Finalspiele, die Barić mit Rapid und Salzburg bestritt. "Sie werden genauso unvergessen bleiben wie seine unverwechselbare und mitreißende Art. Otto Barić hat seine Ära geprägt und unglaublich viel für den österreichischen Fußball geleistet - auf Vereinsebene und beim Nationalteam. Er nimmt einen Ehrenplatz in der heimischen Fußballgeschichte ein."

Die zweite Salzburger Ära 2001/02 als Sportdirektor blieb nicht mehr nachhaltig in Erinnerung. Als Teamchef von Kroatien und Albanien musste der bereits über 70-jährige Barić feststellen, dass sich die Fußballwelt verändert hatte. Abwertende Äußerungen über Homosexuelle brachten ihm eine Geldstrafe ein.

In den vergangenen Jahren lebte Barić zunehmend zurückgezogen in Zagreb, unweit des Maksimir-Stadions. Sein Sohn Otto jr. ist ein international anerkannter Architekt und hat Ambitionen auf das Bürgermeisteramt von Zagreb. Zum 25-Jahr-Jubiläum des UEFA-Cup-Einzugs im vorigen Mai konnte Barić aus gesundheitlichen Gründen bereits nicht mehr anreisen. Rudi Quehenberger verlas damals im Kreis der violetten Spielerlegenden eine Grußbotschaft des Trainers, in der er mitteilte: "Ich bin stolz, Trainer einer solch großen Mannschaft gewesen zu sein."

Mehr über Otto Barić im Salzburgwiki.

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