Sportlich surft Österreich weiterhin auf der Erfolgswelle. Die heimischen Fußballer gewannen am Donnerstag das schwere Auswärtsspiel in Kasachstan und können nun am Sonntag mit einem Heimsieg gegen Slowenien die Rückkehr in die Topgruppe der Nations League fixieren. Abseits des Platzes dürfte es in Österreichs größtem Sportverband aber immer mehr rundgehen.
ÖFB-Kicker kämpfen um Bernhard Neuhold
Bereits seit Jahren ist das ÖFB-Präsidium in zwei Lager gespalten, bei seinem Amtsantritt wollte Präsident Klaus Mitterdorfer diese einen. Gelungen ist es ihm nicht. Derzeit sieht es so aus, als ob die Gräben immer größer würden. Zudem haben die Machtkämpfe und Streitereien mittlerweile auch die Mannschaft erreicht. Manche Aussagen und die beschlossene Kündigung von Geschäftsführer Bernhard Neuhold stoßen Marcel Sabitzer und Co. sauer auf. Das hat der Mannschaftsrat rund um David Alaba am Montag Mitterdorfer und seinen Stellvertretern deutlich vermittelt. Im Gespräch soll der ÖFB-Präsident den Kickern versichert haben, dass er sich bei der Personalie Neuhold um eine zufriedenstellende Lösung bemühen wird. Dass er laut SN-Informationen rund zwölf Stunden später Neuhold informiert haben soll, dass er in Kürze ein Angebot zur einvernehmlichen Trennung erhalten wird, hat sicher nicht zum Frieden zwischen Verbandsspitze und Spielern beigetragen. Auch Teamchef Ralf Rangnick, dessen Verhältnis zu Mitterdorfer seit vielen Wochen nachhaltig gestört ist, will unbedingt weiter mit Neuhold, der etwa für die Organisation der Lehrgänge zuständig ist, zusammenarbeiten. Mitterdorfer könnte sich vorstellen, dass Neuhold als Teammanager bleibt, diese Degradierung ist für den Noch-Geschäftsführer aber keine Option.
Ein Vizepräsident wird deutlich
Deutlich wird im aktuellen ÖFB-Chaos der ÖFB-Vizepräsident Josef Geisler: "Mein Kollege Gerhard Götschhofer und ich nehmen die Anliegen der Spieler sehr ernst, leider sind wir die Einzigen im Präsidium. Dabei muss jedem bewusst sein, dass das Nationalteam unser Aushängeschild ist und die Erfolge wichtig für den gesamten heimischen Fußball sind", betont der Tiroler im SN-Gespräch. Dass Mitterdorfer für kommenden Freitag eine außerordentliche Präsidiumssitzung in Wien einberufen hat, versteht Geisler nicht: "Eine Woche später ist eine planmäßige Sitzung. Zudem erschließt sich mir nicht um was es gehen wird." Einziger Tagesordnungspunkt bei der außerordentlichen Sitzung: "Personalia - aktueller Stand und weitere Vorgehensweise".
Kritik wird immer lauter
Zum Thema wird kommenden Freitag in Wien sicher auch Horst Lumper. Der Vorarlberger Landespräsident hat am Donnerstag überraschend den Vorsitz der ÖFB-Finanzkommission zurückgelegt. Grund: die Ereignisse der letzten Tage und Wochen. "Wir werden mit Horst noch einmal das Gespräch suchen und hoffen, dass wir ihn umstimmen können. Zudem soll am Freitag auch die personelle Zukunft besprochen werden. Das Präsidium kennt den Wunsch der Spieler und des Trainers. Wir sind um eine zufriedenstellende Lösung bemüht", betonte Salzburgs Fußballpräsident Wolfgang Zingerle am Freitag nach der Rückkehr aus Kasachstan. Dass die Zeit von Mitterdorfer als ÖFB-Präsident bald zu Ende gehen könnte, will öffentlich niemand sagen. Hinter vorgehaltener Hand wird die Kritik am Kärntner aber immer lauter.