Es hatte sich am Donnerstag über den Tag bereits abgezeichnet, am frühen Abend wurde es verkündet. ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer hatte von den Querelen und Anschuldigungen im ÖFB genug und verkündete seinen Rücktritt. Nachdem absehbar war, dass er für seinen CEO-Vorschlag Silvia Kaupa-Götzl keine Mehrheit im Präsidium bekommen würde, war die Entscheidung für den Kärntner klar. "Ich habe immer versucht, das große Ganze zu sehen, konstruktiv im Sinne des Fußballs zu agieren und gemäß meiner Werte verbindend zu wirken. Letzteres ist zuletzt nicht mehr gelungen und daher ist der Zeitpunkt gekommen, die Konsequenzen zu ziehen", betonte Mitterdorfer in einer Aussendung.
Noch zwei Kündigungen ausgesprochen
Für Verwunderung im Verband sorgte die letzte Entscheidung von Mitterdorfer als Präsident. Rund eine Stunde vor der Bekanntgabe seines Rücktritts sprach er noch zwei Trennungen aus: Die beiden Geschäftsführer Bernhard Neuhold und Thomas Hollerer, deren Entlassungen im Oktober vom ÖFB-Präsidium beschlossen wurden, bekamen ihre Kündigungen noch zugestellt. Das Duo wird bis zum Ende der sechsmonatigen Kündigungsfrist aber weiter für den Verband tätig sein und in alle laufenden Prozesse eingebunden sein.
Bernhard Neuhold hat viele Fürsprecher
Ob Neuhold und Hollerer den Verband im kommenden Jahr tatsächlich verlassen müssen, ist derzeit äußerst fraglich. Vor allem Neuhold, der eine sehr enge Bindung zum Nationalteam und Teamchef Ralf Rangnick hat, hat im ÖFB genügend Fürsprecher. Wie es mit diesen beiden Personen weitergeht und ob die von Mitterdorfer forcierte Strukturreform weiterverfolgt wird, muss in den kommenden Monaten entschieden werden. Um weiterhin handlungsfähig zu bleiben, wird das ÖFB-Präsidium kommenden Freitag einen Interimspräsidenten bestimmen.
Auf der Suche nach einer Übergangslösung
Logischer Interimsnachfolger von Mitterdorfer wäre ein Vizepräsident. Nachdem aber Johann Gartner, Josef Geisler, Gerhard Götschhofer und Philip Thonhauser keine breite Mehrheit im Präsidium hinter sich haben sollen, könnte es zu einer Überraschung kommen. Zur Auswahl stehen Wolfgang Zingerle (Salzburg), Wolfgang Bartosch (Steiermark), Robert Sedlacek (Wien), Horst Lumper (Vorarlberg) und Martin Mutz (Kärnten). Das Burgenland hat nach dem überraschenden Rücktritt von Georg Pangl derzeit keinen Vertreter im ÖFB-Präsidium. Mitte Mai soll dann ein neuer ÖFB-Präsident gewählt werden. Der Wunsch nach einer externen Lösung ist vielerorts groß.