Vor 1750 Zuschauern besiegte Österreichs Fußball-Nationalteam der Frauen am Freitag Schottland in Ried in der Nations League mit 1:0 (1:0). Die Premiere für den neuen Teamchef Alexander Schriebl ist damit geglückt.
ÖFB-Frauen besiegen Schottland bei Schriebl-Premiere
Erstes Länderspiel unter Teamchef Alexander Schriebl, erster Sieg: Österreich Frauenfußball-Nationalteam bezwang am Freitag in Ried Schottland verdient mit 1:0.

Mit Dreck und Blut verschmiert war das weiße Trikot von Lilli Purtscheller am Freitagabend nach dem Spiel. Die für die SGS Essen spielende Tirolerin hatte beim 1:0-Sieg von Österreichs Frauenfußball-Nationalteam gegen Schottland in Ried das goldene Tor erzielt. Das Trikot mit den Kampfspuren stand symbolhaft für die Tugenden, mit denen dieser Erfolg erkämpft worden war. "Ich gebe immer hundert Prozent, und letztendlich haben wir es als Team geschafft", sagte eine erschöpfte, aber glückliche Purtscheller. Ihr Abstaubertor in der 14. Minute war am Ende entscheidend, nur zwei Minuten später hatte sie sogar das 2:0 auf dem Fuß.
Ralf Rangnick interessierter Zaungast
Leidenschaft, Intensität und das unermüdliche Anlaufen des Gegners prägten vor 1750 Zuschauern (darunter Männer-Teamchef Ralf Rangnick) die Premiere für den neuen Teamchef Alexander Schriebl, der den ÖFB-Frauen damit gleich ein markantes Profil verlieh. Debütantin Chiara d'Angelo und Claudia Wenger von SKN St. Pölten waren die nicht unbedingt erwarteten Neuen in Österreichs Startaufstellung. Wie von Alexander Schriebl gefordert, suchte sein Team sofort mutig den Weg nach vorn. Höchste Torgefahr entstand aber zunächst vor dem eigenen Kasten: Kirsty Hanson lief nach einem Stellungsfehler von Chiara d'Angelo allein auf Torhüterin Manuela Zinsberger zu. Die Arsenal-Keeperin behielt im eins-gegen-eins gegen die Stürmerin von Aston Villa die Oberhand (8.).
Österreichs erste Chance führte dann auch gleich zum 1:0: Kapitänin Sarah Puntigam scheiterte noch mit ihrem Abschluss, im Gewühl vor dem Tor behielt Lilli Purtscheller die Oberhand und schloss ab (14.). Die Stürmerin der SGS Essen hätte beinahe auch gleich nachgelegt, nach einem eleganten Haken hielt Torhüterin Lee Alexander (16.).
Zinsberger-Reflex rettete die Führung
Das Schriebl-Team blieb am Drücker, setzte seine etwas verunsicherten Gegnerinnen (Sophie Howard musste zudem schon nach 20 Minuten verletzt vom Platz) mit aggressivem Pressing unter Druck und machte ihnen so viel Stress im Strafraum. Aber erneut brannte es vor dem österreichischen Tor weitaus gefährlicher: Hanson zog nach einem Eckball aus fünf Metern ab, mit einem sensationellen Reflex parierte Zinsberger (30.).
Nach Seitenwechsel neutralisierten einander die beiden Teams weitgehend. Schottland versuchte es mit hohen Bällen, die aber allesamt eine Beute von Manuela Zinsberger wurden.
"Eine beherzte Leistung"
Strafraumszenen blieben Mangelware. Bis zur 82. Minute, als die beiden eingewechselten Spielerinnen Viktoria Pinther und Carina Brunold beinahe die Nachlässigkeit der schottischen Abwehr bestraft hätten. Brunold wurde unsanft von den Beinen geholt, der Elfmeterpfiff der italienischen Schiedsrichterin blieb aus. Der große läuferische Einsatz machte sich bei den Österreicherinnen bemerkbar, aber sie brachten den Sieg über die Zeit - der Jubel war groß, nur Teamchef Alexander Schriebl blieb zumindest äußerlich ruhig. Nach dem Schlusspfiff sagte er: "Ich bin sehr zufrieden. Wir haben von Anfang an eine beherzte Leistung gezeigt. Die Schottinnen hatten aus dem Spiel heraus fast keine Chance. Der Sieg war sehr verdient. Ich war schon vorher positiv gestimmt, weil wir die ganze Woche gute Arbeit geleistet haben und die Mädchen herausragend waren. Schottland ist ein starker Gegner, aber mit Leidenschaft, Verstand und einem guten Plan haben wir es geschafft. Ob das gegen Deutschland auch so gelingen wird, wird man sehen."
Schon am Dienstag (18.15 Uhr, live in ORF eins) folgt diese große Herausforderung für Sarah Zadrazil und Co. in Nürnberg.
Stimmen zum Spiel
Marie Höbinger: "Es war ein intensives Spiel und ich denke man hat gesehen, wie viel wir ins Pressing investieren wollen. Aber es macht auch Spaß, so zu spielen und die Gegner unter Druck zu setzen und vor Probleme zu stellen. Wir haben uns auf wenige Schwerpunkte konzentriert und für das Erste haben wir es ganz gut gemacht. Natürlich wollen wir uns weiter verbessern. Der Teamchef hat uns ein gutes Gefühl und Selbstvertrauen gegeben, das haben wir auch gebraucht."
Kapitänin Sarah Puntigam: "Die Zeit war natürlich knapp, aber er hat uns schon klar gesagt, was er von uns verlangt. Es ist ein laufender Prozess, aber es war ein guter erster Stepp. Wir wollen voll draufgehen und hohes Angriffspressing spielen. Das ist uns gerade in der ersten Hälfte gut gelungen. Es ist anstrengend, aber wenn es gut funktioniert, läuft man auch gerne."
Debütantin Chiara D'Angelo: "Ich bin froh, dass ich bei meinem Debüt auch einen Sieg feiern konnte und bin dankbar für das Vertrauen. Über allem steht aber heute der Sieg. Ich denke, wir haben es heute ganz gut gemacht und ich denke, der Sieg spiegelt das auch wieder. Man hat gesehen, dass wir gegen den Ball sehr präsent sein wollen, das liegt uns und macht Spaß."
Österreich spielte mit: Zinsberger; D'Angelo, Wenger, Kirchberger, Hanshaw; Zadrazil (56. Feiersinger); Schasching, Höbinger (79. Brunold), Puntigam; Hickelsberger, Purtscheller (79. Pinther).