Der Auftakt zur EURO 2022 gegen Gastgeber England vor 75.000 Zuschauern im Old-Trafford-Stadion von Manchester wird für die österreichischen Fußballerinnen ein absolutes Karriere-Highlight. ÖFB-Präsident Gerhard Milletich wird an Ort und Stelle die Daumen drücken. Der Verband hat die finanzielle Unterstützung für die Frauenauswahl in den vergangenen Jahren stark erhöht, sodass der Betreuerstab fast gleich groß ist wie bei den Männern unter Teamchef Ralf Rangnick.
"Der Frauenfußball ist ein großes Zukunftsprojekt, er steigert das Image des Fußballs", unterstreicht Milletich, warum ihm die Förderung der weiblichen Sparte in seinem Verband ein wichtiges Anliegen ist. Manche Sponsoren würden mittlerweile vorrangig gerne mit dem Frauenteam arbeiten, auch die Politik habe erkannt, wie wichtig der Frauenfußball ist.
Ein Grund für die positive Entwicklung des heimischen Frauen-Kicks ist die Akademie in St. Pölten. Seit 2011 trainieren dort die 50 größten Talente Österreichs ganzjährig zusammen. Fixgrößen des A-Teams wie Manuela Zinsberger oder Nicole Billa sind aus dieser Talenteschmiede hervorgegangen. Dem ÖFB-Präsidenten schwebt eine ähnliche Einrichtung in einem westlichen Bundesland vor. "Wir müssen auch über einen Standort im Westen nachdenken, sonst gehen uns einige Hochtalentierte durch die Lappen", befürchtet Milletich. Viele Juniorinnen scheuen mit 14 Jahren den Schritt ins weit entfernte Internat nach St. Pölten. Die Beanspruchung durch Training, Schule und Heimreisen zum Stammclub am Wochenende ist für die jungen Kickerinnen enorm.
In der Bundesliga hat wie bei den Männern auch bei den Frauen auf heimischer Clubebene eine gewisse Fadesse Einzug gehalten - Abhilfe könnten eventuell Frauenteams der beiden wohl populärsten Clubs des Landes schaffen. "Ich würde mir sehr wünschen, dass Red Bull Salzburg und Rapid künftig Frauenteams stellen. Das wäre ein großer Gewinn für die Liga", sagte Milletich. Dieses Anliegen hatten in der Vergangenheit auch schon Teamchefin Irene Fuhrmann und ihr Vorgänger Dominik Thalhammer deponiert. Beim Serienmeister in Salzburg wurde stets betont, derzeit keinerlei Pläne in diese Richtung zu wälzen. Mit dem FC Bergheim vertritt einer der wenigen verbliebenen "Dorfclubs" das Bundesland Salzburg in der Bundesliga.