Für die Buchmacher geht Österreich als klarer Favorit in sein Achtelfinale gegen die Türkei. Doch im Vorbeigehen werden sich die Türken am Dienstag (21 Uhr) in Leipzig sicher nicht besiegen lassen. Was braucht es, damit Österreich erstmals in ein EM-Viertelfinale einzieht?
Kühlen Kopf: Auf Marko Arnautovic und Co. wartet ein sehr emotionales Spiel. Im Stadion werden die türkischen Fans in Überzahl sein und versuchen ihre Mannschaft zum Sieg zu peitschen. Auf dem Feld wird die türkische Mannschaft keine Gelegenheit auslassen, um sich einen Vorteil zu schaffen. Das ÖFB-Team muss also auch in einer womöglich aufgeheizten Atmosphäre einen kühlen Kopf bewahren und darf sich von Einflüssen von außen nicht aus dem Konzept bringen lassen. So wie man es schon gegen Polen gezeigt hat: Im zweiten Gruppenspiel wachten die polnische Mannschaft und die Fans in der zweiten Halbzeit auf und drückten auf den Führungstreffer. Das ÖFB-Team ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen und erzielte in der Drangphase des Gegners das wichtige 2:1.
Geduld: Dass die Türkei dem ÖFB-Team, wie bei der 1:6-Niederlage in Wien, ins offene Messer laufen wird und ohne Absicherung stürmt, ist nicht mehr zu erwarten. Viel eher wird Vincenzo Montella auf eine kompakte Defensive bauen und über Konter zum Erfolg kommen wollen. Österreich wird also Geduld brauchen, um den Abwehrriegel des Gegners zu knacken. Ein frühes Tor, wie es unter Rangnick schon oft gelungen ist, wäre natürlich Gold wert. Sollte es lange 0:0 stehen, dürfen Marcel Sabitzer und Co. auch nicht kopflos werden, sondern müssen weiterhin akribisch gegen den Ball arbeiten und auf ihre Chancen lauern.
Chancenverwertung: In der Vorrunde hat das ÖFB-Team aus wenigen Chancen sehr viel gemacht. Diese Effektivität kann auch im Achtelfinale zum großen Trumpf werden. Ein Chancenfeuerwerk ist nicht zu erwarten. Die ÖFB-Offensive hat gegen Polen und die Niederlande schon gezeigt, dass sie vor dem Tor sehr konzentriert agiert und fast keine Topmöglichkeit auslässt.
Kompakte Defensive: Die größte Gefahr geht wohl von den trickreichen und schnellen Flügelspielern Kenan Yildiz und Arda Güler aus. Nach Ballgewinnen sucht die Türkei sofort den Weg nach vorne und will über seine Außenspieler zum Erfolg kommen. Darauf muss sich die ÖFB-Defensive einstellen und nach Ballverlusten schnell wieder die Ordnung herstellen. Fix fehlen wird Gernot Trauner. Der Innenverteidiger zog sich gegen Polen eine Muskelverletzung zu und kann weiterhin weder trainieren noch spielen.
Standards: Ruhende Bälle spielen bei dieser Euro noch keine große Rolle. Auch das ÖFB-Team konnte in seinen ersten drei Spielen nur selten aus Standardsituationen gefährlich werden. Dabei legt Teamchef Rangnick großen Wert auf Ecken und Freistöße. Für die Euro wurden einige Varianten einstudiert, zum Erfolg führte aber noch keine. Doch mit Sabitzer, der von Spiel zu Spiel besser ins Turnier findet, hat Österreich einen sehr guten Standardschützen in seinen Reihen, der jederzeit Torgefahr ausstrahlen kann. Bleibt zu hoffen, dass Standardsituationen, die enge Spiele entscheiden können, ab jetzt ein positiver Faktor werden.
ÖFB-Team braucht gegen die Türkei einen kühlen Kopf
Österreichs Fußball-Nationalmannschaft muss sich am Dienstag im EM-Achtelfinale auf eine emotionale Partie einstellen. Gernot Trauner wird das Duell verletzungsbedingt verpassen.

BILD: SN/APA/GEORG HOCHMUTH
Marko Arnautović (r.) will auch gegen die Türkei jubeln.