Gern denkt der heimische Fußballfan an die starke EM im Sommer in Deutschland zurück. Österreichs Fußball-Nationalteam begeisterte mit seinem erfrischenden und mutigen Spielstil ganz Europa. Dass trotzdem bereits im Achtelfinale gegen die Türkei Endstation war, tat der Euphorie keinen Abbruch. Trainer, Spieler und Anhänger sahen sich auf einem sehr guten Weg und nahmen sofort die WM-Qualifikation für die Endrunde 2026 in den USA, Kanada und Mexiko ins Visier. Davor sollte in der Nations League noch der Aufstieg in die Topgruppe gelingen.
Nur ein Punkt aus zwei Spielen
Die Euphorie rund um das ÖFB-Team ist vorerst aber verflogen. Zu groß ist die Ernüchterung nach den mäßigen Leistungen gegen Slowenien (1:1) und Norwegen (1:2). "Bei der Euro haben wir die Galligkeit des Underdogs gehabt", erklärte Rangnick nach dem 1:2 in Oslo. "Gegen uns wollte keiner spielen. Das war die letzten Spiele nicht so der Fall." In der norwegischen Hauptstadt besiegelte Superstar Erling Haaland mit seinem Tor den Fehlstart des Teams aus der Alpenrepublik. Der Treffer des Torjägers wurde wegen Abseits erst nicht gegeben, wurde nach einer Videoüberprüfung dann aber doch anerkannt. Felix Horn Myhre (9. Minute) hatte Norwegen in Führung gebracht. Österreichs Kapitän Marcel Sabitzer sorgte für den zwischenzeitlichen Ausgleich (37.). Erklärtes Ziel der ÖFB-Elf ist die Rückkehr in die höchste Gruppe der Nations League, derzeit belegen die Österreicher aber nur Platz drei. Im Oktober geht es gegen Kasachstan und erneut gegen Norwegen. "Jetzt müssen wir schauen, dass wir die nächsten Heimspiele gewinnen, dann ist nach wie vor noch alles möglich", sagte der ÖFB-Teamchef. "Wir müssen insgesamt als Mannschaft aggressiver sein gegen den Ball und zielstrebiger mit dem Ball."
Probleme gegen kompakte Gegner
Bei der EM hatte sich Österreich mit einer aggressiven und offensiven Spielausrichtung in der schweren Gruppe mit Frankreich, den Niederlanden und Polen sensationell Platz eins gesichert. Doch schon im Achtelfinale gegen die Türkei wurde deutlich, dass das Rangnick-System auch Schwächen hat. Gegen tief stehende Gegner, die das ÖFB-Pressing mit langen Bällen umgehen, tun sich Sabitzer und Co. schwer. Dass war auch in den vergangenen beiden Partien zu sehen. Slowenien und Norwegen sind in der Defensive kein Risiko eingegangen und haben Österreich das Spiel überlassen.
Ohne Umschaltmomente und Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte tut sich die Rangnick-Truppe schwer, spielerisch können kompakte Gegner weiterhin nicht geknackt werden. Abhilfe könnte Kevin Stöger, der nach seinen Einwechslungen gute Leistungen zeigte, schaffen. Zudem bleibt zu hoffen, dass Christoph Baumgartner, der für die nötigen spielerischen Akzente sorgen kann, im Oktober wieder voll fit ist.
Alaba, Schlager und Kalajdzic fehlen noch lange
Eine Rolle spielte natürlich auch die angespannte Personalsituation. Während Innenverteidiger Kevin Danso und Torjäger Michael Gregoritsch wohl bald wieder einsatzbereit sein werden, sieht es bei den verletzten Leistungsträgern wie David Alaba, Xaver Schlager und Saša Kalajdžić schlechter aus. "Ein Comeback von David Alaba im Oktober ist völlig ausgeschlossen, auch eines im November", sagte Rangnick, bei Schlager und Kalajdžić sei es genauso. "Die drei werden definitiv dieses Jahr nicht für Österreich spielen."