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Trauer um Ex-ÖFB-Präsident: Leo Windtner ist tot

Bei einer Bergtour auf dem Traunstein ist Leo Windtner am Freitag an den Folgen eines Herzstillstands gestorben. Der 74-Jährige war von 2009 bis 2021 Präsident des ÖFB.

Leo Windtner.
Leo Windtner.
Doppelpass: Windtner und sein Sportdirektor Willi Ruttensteiner.
Doppelpass: Windtner und sein Sportdirektor Willi Ruttensteiner.
„Mit dem Zug zum Tor“: Leo Windtner (unten ganz rechts) war selbst begeisterter Kicker bei Union St. Florian.
„Mit dem Zug zum Tor“: Leo Windtner (unten ganz rechts) war selbst begeisterter Kicker bei Union St. Florian.

Der ÖFB bestätigt den SN am Freitag, dass Leo Windtner verstorben ist. Er war nach Mitteilung aus seinem Umfeld am Beginn einer Tour auf den Traunstein gewesen. Er dürfte auf dem Weg zum Naturfreundehaus einen Herzstillstand erlitten haben. Windtner hinterlässt seine Ehefrau und drei Töchter.

Die Beisetzung wird am Samstag (16. August) um 10 Uhr in der Basilika St. Florian stattfinden.

Generaldirektor der Energie AG, Präsident des Österreichischen Fußballbundes, Präsident der Sportunion, Obmann des Vereins "Freunde der St. Florianer Sängerknaben" und zehn Jahre lang Bürgermeister von St. Florian bei Linz: Leo Windtner hatte in seinem Leben immer den "Zug zum Tor". Dieser habe ihn schon in seiner Zeit als aktiver Kicker bei Union St. Florian ausgezeichnet, erzählte er einmal in einem SN-Interview. Die Leidenschaft für den Sport und für den Fußball lebte er fort. In der Energie AG, in der er von 1994 bis 2017 als Generaldirektor fungierte, etablierte er die "Sportfamilie", einen Kreis besonders geförderter Athletinnen und Athleten wie etwa Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger oder Abfahrtsstar Vincent Kriechmayr.

Coup mit Koller, Durchbruch für die Frauen

Nach dem Präsidentenamt im Oberösterreichischen Verband übernahm er 2009 als Nachfolger von Friedrich Stickler den höchsten Posten beim ÖFB. In seine Amtszeit fällt als größter Erfolg die erstmalige Qualifikation für eine EM-Endrunde. Die gelang 2016 unter Teamchef Marcel Koller. Dessen Bestellung hatten Windtner und sein Sportdirektor Willi Ruttensteiner gegen viel Widerstand durchgesetzt.

Frankreich, wir kommen: Mit Marcel Koller gelang die EM-Qualifikation 2016.
Frankreich, wir kommen: Mit Marcel Koller gelang die EM-Qualifikation 2016.

Das Gespann der beiden Oberösterreicher bewegte im ÖFB aber auch vieles im Hintergrund. Reformen im Nachwuchswesen, bei den Leistungszentren und im Frauenfußball wirken bis heute nach. Dass die Frauen in seiner Ära aus der Bedeutungslosigkeit heraus ins Rampenlicht traten, bereitete Windtner mehr Stolz als vieles andere. Beim Besuch im Teamquartier während des "Sommermärchens" der ÖFB-Frauen 2017 schnürte er sogar selbst die Fußballschuhe, um mit Viki Schnaderbeck und Co. ein paar Bälle zu spielen. Der Bau eines neuen Nationalstadions blieb ein Traum, dafür gelang es Windtner aber, vor seinem Ausscheiden noch die Weichen für das neue ÖFB-Hauptquartier in Wien-Aspern zu stellen.

Abgang nach vielen Querschüssen

Die Schattenseite des Erfolgs war Missgunst in den hinteren Funktionärsreihen. Windtner musste nach Querschüssen aus den Landesverbänden 2017 Ruttensteiner opfern und Peter Schöttel als Nachfolger akzeptieren. Die Unruhe im Verband ließ aber nicht nach, obwohl auch Kollers Nachfolger Franco Foda es zur EM schaffte.

2021 kandidierte Windtner nicht mehr. Es folgten Chaosjahre, in denen der ÖFB ein mitunter höchst peinliches Bild in der Öffentlichkeit abgab. Mittlerweile ist mit Josef Pröll bereits der fünfte Nachfolger Windtners im Amt. Trotz allem verabschiedete er sich ohne Blick zurück im Zorn: "Ich gehe ohne Bitternis", sagte er 2021 und freute sich auf mehr Zeit: "Das einzige Amt, das ich jetzt noch habe, ist das des Präsidenten der Freunde der St. Florianer Sängerknaben." Im Stiftsort nahe Linz pflegte er mit großer Leidenschaft den weitläufigen Obstgarten - Gäste bewirtete Windtner gern mit selbst gebranntem Schnaps.

Herzensprojekt für Kinder in Afrika

Ein Herzensanliegen waren Windtner karitative Engagements. Das Fußballprojekt Acokor in Kenia stand unter der Schirmherrschaft seiner Frau, Windtner war selbst oft vor Ort. Weil er sich beim damaligen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter um eine Förderung für das private Projekt bemüht hatte, gerieten seine Bemühungen in ein schiefes Licht. Die Vorwürfe verliefen im Sand. Wohlwollend stand er auch der Initiative seiner damaligen Nationalspieler gegenüber, die im Zuge der Flüchtlingswelle 2015 mit einem Transparent ("Respect Refugees") ihre Haltung untermauerten. "Es ist wichtig, dass man gerade den Sport als integrierende Kraft einsetzt", erklärte Windtner damals.

"Mit viel Herz und Verstand"

Bundeskanzler Christian Stocker nahm zum Tod Leo Windtners Stellung: "Mit großer Trauer habe ich vom plötzlichen Ableben des ehemaligen ÖFB-Präsidenten Leo Windtner erfahren. Mit ihm verliert die heimische Sportwelt eine Persönlichkeit, die mit unermüdlichem Einsatz den österreichischen Fußballsport geprägt hat. Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen."

Der ÖFB-Aufsichtsratsvorsitzende Josef Pröll teilte mit: "Leo Windtner hat den ÖFB und den österreichischen Fußball über viele Jahre mit viel Herz und Verstand geführt. Er war ein Präsident, der nah bei den Menschen war und den Sport als verbindende Kraft verstand. Sein jahrzehntelanger persönlicher Einsatz, seine Visionen und insbesondere seine charismatische Persönlichkeit werden unvergessen bleiben und den Fußball in Österreich noch lange prägen. Wir werden das Wirken und Andenken unseres Ehrenpräsidenten Leo Windtner mit großem Respekt und Dankbarkeit bewahren und fortführen."

In seinem Job beim größten Energieversorger Oberösterreichs war Windtner mit den Herausforderungen der Strommarkt-Liberalisierung konfrontiert. "Er war insgesamt 38 Jahre in der Energie AG Oberösterreich tätig, davon hat er vor allem in den 22 Jahren als Generaldirektor aus der vormaligen OKA als regionalen Stromversorger einen erfolgreiche Infrastrukturkonzern für Ver- und Entsorgung geformt", würdigte die Energie AG Windtner in einer Aussendung.

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