10.051 Fans waren am Dienstag zum Spiel der Women's Nations League zwischen Österreich und Frankreich gekommen, das ist Rekord für ein Frauenfußballspiel auf heimischem Boden. Doch viele Besucher betraten angesichts des Ansturms verspätet den Wiener Viola-Park und hatten noch gar nicht Platz genommen, als es schon 0:1 stand. Wendie Renard, achtfache Gewinnerin der Champions League, berührte den Ball nach einer Freistoßflanke in der 5. Minute zwar nur leicht mit dem Kopf, doch Österreichs Torfrau Manuela Zinsberger ließ den Ball über ihre Hände ins Tor rutschen. Es war ein tückischer Ball, doch so zentral, dass sich die Schlussfrau davon nicht hätte überraschen lassen dürfen.
Der frühe Treffer zeigte Wirkung, die Österreicherinnen waren gegen die schnellen und technisch starken Französinnen fast nur im Hintertreffen. Zum Glück agierten Eugénie Le Sommer und Co. im Abschluss zu lässig, sodass es bis zur Halbzeit beim knappen Rückstand blieb. Die Offensivbemühungen des ÖFB-Teams blieben harmlos. Bis zur 41. Minute, als Sarah Puntigam an einer Flanke knapp vorbeisegelte. In der Nachspielzeit kam dann Celina Degen drei Meter vor dem Tor frei zum Abschluss, setzte den Ball aber an die Querlatte.
Anderes Gesicht nach der Pause
Dieser Hammer war eine Art Weckruf für die zweite Halbzeit, in der Eileen Campbell ins Spiel kam. Mit der Torschützin des 1:1 am Freitag gegen Norwegen kam mehr Dynamik und Mut in die Angriffe der Gastgeberinnen. Die beste Chance entsprang aber einem unfreiwilligen Bogenschuss von Eugénie Le Sommer, den ihre Torfrau Constance Picaud per Kopf abwehrte (57.).
Wie gegen Norwegen steigerten sich Laura Feiersinger und Co. nach der Pause. Der Klasseunterschied war nicht mehr sichtbar, das aggressive Pressing behagte Frankreichs Team gar nicht. Der Ausgleich schien möglich, die Fans machten Stimmung. Barbara Dunst brachte mit einer Freistoßflanke auf den langen Pfosten große Gefahr, doch ins Tor wollte der Ball nicht (85.). In der 90. Minute jubelten die Fans nach einem Kopfballtreffer von Campbell, doch zuvor war schon wegen Abseits abgepfiffen worden. Es blieb beim 0:1. Nächste Gelegenheit für Österreich zu punkten ist am 27. Oktober gegen Portugal in Altach. Die Portugiesinnen siegten am Dienstag gegen Norwegen mit 3:2 und sind Gruppenzweiter hinter Frankreich.
Teamchefin Irene Fuhrmann sagte: "Es war ein sehr emotionaler Abend. Wir haben Historisches erlebt. Deshalb tut's mir für die Fans auch leid, dass wir nicht auch einen Punkt geholt haben. Gefühlt hätten wir einen Punkt mehr verdient als in Oslo. Eine neue Zeitrechnung ist angebrochen. Wir müssen uns von Anfang an mehr zutrauen. Extrem bitter, dass wir durch so ein Tor verlieren. Das Glück, das wir in Oslo mit dem Ausgleich hatten, hatten wir hier nicht."
Stimmen zum Spiel
Manuela Zinsberger kommentierte das Gegentor so: "Ich habe ihn einfach nicht gut gehalten. Ich muss meinen Körper besser hinter den Ball bringen und den einfach fangen. Schade, weil die Mannschaft so krass gekämpft hat."
Kapitänin Sarah Puntigam sagte: "Es war sehr intensiv, das 0:1 war sehr, sehr bitter. Wir hatten gute Chancen, die paar wenigen muss man gegen eine Nation wie Frankreich einfach nützen. Wir haben in der zweiten Halbzeit nichts mehr zugelassen, ich bin richtig stolz auf die Mannschaft. Wir haben gezeigt, dass wir gegen eine Topnation mithalten können und ihnen das Leben schwer machen können. Das nächste Mal nehmen wir einen Punkt auch mit."
Barbara Dunst bilanzierte: "Die Kulisse war unglaublich, das haben wir genossen. Wir hätten uns einen Punkt verdient gehabt. Frankreich hat individuell gute und robuste Spielerinnen. Wir sind eine Mannschaft, die sich nicht unterkriegen lässt. Die zweite Halbzeit liegt uns besser. Wir haben gesehen, dass etwas möglich ist."
Laura Feiersinger sagte: "Frankreich musste zum ersten Mal gegen uns auf Zeit spielen. Bitter, dass das 0:1 passiert ist. Aber das Spiel gibt uns Selbstbewusstsein für die nächsten Spiele. Wir waren heute so viel in deren Hälfte wie noch nie. Es gibt noch ein Rückspiel."