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Christoph Freund erzählt von seinem Transfercoup bei Red Bull Salzburg: "Hier bin ich, um Munas zu verpflichten"

SN-Podcast "Fußball aus der Dose": Ein Gespräch mit dem langjährigen Sportdirektor von Red Bull Salzburg über seine anekdotenreichen Anfänge als Fußballmanager. Am 6. April vor 20 Jahren hat der Getränkekonzern Red Bull die finanziell angeschlagene Austria übernommen.

Christoph Freund war beim SN-Podcast „Fußball aus der Dose“ zu Gast in der SN-Redaktion.
Christoph Freund war beim SN-Podcast „Fußball aus der Dose“ zu Gast in der SN-Redaktion.

Der steile Aufstieg von Red Bull Salzburg zu einer angesehenen internationalen Fußballadresse ist eng mit dem Namen Christoph Freund verbunden. 17 Jahre lang prägte der frühere Zweitliga-Spieler aus Leogang den Club in verschiedenen Positionen, ab 2012 hatte er gemeinsam mit Ralf Rangnick die sportliche Führung, ab 2015 war er allein verantwortlicher Sportdirektor. In seine Amtszeit fallen nicht nur zahlreiche Titelgewinne in Österreich und sagenhafte Europacup-Nächte, sondern auch bis dahin nicht für möglich gehaltene Millionentransfers. Freund gerät im SN-Podcast "Fußball aus der Dose" im Rahmen der Serie "20 Jahre Red Bull Salzburg" regelrecht ins Schwärmen.

Vom Tischler zum Sportdirektor von Bayern München

Dabei sollte er heute eigentlich Tischler sein. Zumindest war er das, als am 6. April 2005 die Sensationsmeldung die SN-Redaktion und schließlich ganz Fußball-Österreich in hellen Aufruhr versetzte: Red Bull steigt bei der Austria ein. Der Tag gilt als Zäsur im Salzburger Fußball, die bis heute polarisiert. "Damals hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Es war viel Tamtam dabei, aber es war auch sehr spannend", erinnert sich Freund, der 2005 nach dem plötzlichen Tod seines Vaters die elterliche Tischlerei im Pinzgau führte.

"Da gibt es keinen besseren Lehrmeister als den Ralf"

"Was Red Bull dann aber aus dem Verein gemacht hat, war sehr beeindruckend. Und zwar mit einer Konsequenz, wie man das im österreichischen Sport, vielleicht sogar im gesamten europäischen Fußball, noch nie gesehen hat", sagt Freund. Er sei in der Folge mit dem Verein mitgewachsen und habe von Rangnick viel lernen können: "Vor allem, was es heißt, Dinge voranzutreiben. Da gibt es keinen besseren Lehrmeister als den Ralf." Auch Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz hat den damaligen Quereinsteiger sehr beeindruckt. "Er war eine unglaubliche Persönlichkeit, einfach ein Macher, ein Visionär."

Von Salzburg zu Bayern München

Ein zufälliges Treffen mit einem engen Mitarbeiter Mateschitz' war 2006 schicksalhaft für den späteren Salzburger Erfolgsarchitekten. "Ich habe ihm das Haus eingerichtet. So sind wir ins Gespräch gekommen und als er fragte, ob ich Interesse hätte, bei Red Bull Salzburg mitzuarbeiten, habe ich sehr schnell Ja gesagt", erzählt Freund. Die Karriere als Fußballmanager hat ihn bis zum FC Bayern geführt. Als erster Österreicher ist der Leoganger in der deutschen Fußballhauptstadt Sportdirektor, die Heimatverbundenheit ist jedoch geblieben. "Ich weiß, dass mein Job etwas ganz Besonderes ist, und ich bin extrem dankbar dafür, aber wenn ich daheim bin in den Bergen, meine alten Freunde treffe, einen Landjäger esse und dazu ein Bier trinke, bin ich immer noch der Christoph, der sonst Tischler geworden wäre", sagt Freund im SN-Podcast.

Immer noch stark mit Red Bull Salzburg verbunden

Auch mit Red Bull Salzburg ist der 47-Jährige immer noch eng verbunden, sind über die vergangenen Jahre doch viele Freundschaften entstanden, wie etwa mit Geschäftsführer Stephan Reiter. Dass die Bullen in den vergangenen Monaten eine sportliche Durststrecke durchlaufen haben, sieht Freund halb so schlimm - und warnt von außen vor Schnellschüssen. "Der Weg ist absolut richtig. Nur weil man jetzt einmal eine schwierigere Phase erlebt hat, darf man nicht alles über Bord werfen." Der sinnvollste und beste Weg für Red Bull Salzburg und jeden anderen österreichischen Club sei es, junge Talente in die Bundesliga zu locken und sie auszubilden. "Nur so kann man gesund wirtschaften." Die Anfeindungen mancher Bullen-Fans gegen ihn als Sportdirektor nach höchst lukrativen Spielerverkäufen - von Erling Haaland über Dominik Szoboszlai bis hin zu Konrad Laimer - kann Freund deshalb nicht nachvollziehen: "Für die Fans war das vielleicht nicht immer leicht. Aber wir haben es jedes Jahr aufs Neue geschafft, eine Mannschaft aufzustellen, die Titel gewinnt und international vertreten ist."

"Hier bin ich, um Munas zu verpflichten"

Manchmal griff Freund dafür auch zu ungewöhnlichen Mitteln, wie er in einer Anekdote zum 20-Jahr-Jubiläum der Bullen erstmals öffentlich erzählt: "Wir waren damals schon länger an Munas Dabbur interessiert, er war Torschützenkönig in der Schweiz. Doch von seinem Verein Grasshoppers Zürich hieß es, er sei unverkäuflich. Also bin ich in einen Flieger nach Zürich gestiegen und zum Trainingszentrum gefahren. Ich habe angeklopft und gesagt: ,Hier bin ich, um Munas zu verpflichten.' Wie ein Vertreter. Zumindest war ich ein ungeladener Gast, dennoch bin ich den ganzen Tag geblieben - und am Abend saß ich mit Munas, dessen Berater, dem Sportdirektor und dem Präsidenten zusammen. Wir haben uns schließlich darauf geeinigt, dass er ein halbes Jahr später zu Red Bull Salzburg wechseln wird."

Diese Vehemenz hat nicht nur den Club, der in 20 Jahren nicht weniger als 14 Meisterschaften und neun Mal den ÖFB-Pokal gewinnen konnte, sondern auch Christoph Freund persönlich weit gebracht.

"Fußball aus der Dose": SN-Podcast zu 20 Jahren Red Bull Salzburg

Im SN-Podcast "Fußball aus der Dose" blicken wir mit prominenten Gästen auf die Clubübernahme im Jahr 2005, die größten Erfolge und die kuriosesten Geschichten in 20 Jahren Red Bull Salzburg zurück.

Heimo Pfeifenberger

Salzburgs Jahrhundertfußballer war ein Popstar. Der heute 58-Jährige erzählt von seinen prägendsten Momenten als Profikicker und seinen Erfahrungen als erster Nachwuchsleiter von Red Bull Salzburg. Besonders "hörenswert": Pfeifenbergers Anekdoten aus seiner Zeit als talentierter Amateurspieler beim USV Zederhaus.

Christoph Freund

Der heutige Sportdirektor von Bayern München zu Gast im SN-Studio! Freund erzählt von seinen Anfängen bei Red Bull Salzburg als Sportkoordinator im Jahre 2006 bis hin zu seinem steilen Aufstieg vom Ralf-Rangnick-Schüler zum Sportchef der Bullen. Außergewöhnlich ist Freunds Beschreibung, wie Stürmer Munas Dabbur tatsächlich in Salzburg gelandet ist.

Thomas Winklhofer

Der Seekirchner ist neben Rene Aufhauser der einzige Fußballprofi, der sowohl mit Austria Salzburg als auch mit Red Bull Salzburg Meister wurde. 2007 gewann Winklhofer den Titel im Bullen-Trikot und wechselte danach in die Administration des Clubs. Wie er den fliegenden Wechsel vom violetten Europacuphelden zum roten Glamourkicker erlebte, erzählt er in der dritten Podcast-Folge.

Gerhard Eibl

Er war glühender Anhänger der alten Salzburger Austria und jubelt heute für Red Bull Salzburg. Wie das möglich wurde und warum sich "Capo" Gerhard Eibl für einen Farbwechsel entschied, erlaubt einen tiefen Blick in eine Fan-Seele. Interessant sind die Zwischentöne: An die gute alte violette Zeit konnte Red Bull Salzburg offenbar (noch) nicht anschließen.

Andreas Ulmer

Die lebende Fußball-Legende ist der erfolgreichste Fußballer, der je das Red-Bull-Trikot getragen hat. Ohne Ulmer lief meist gar nichts. Inzwischen hat der 39-Jährige seine aktive Karriere beendet und arbeitet intensiv an seiner Trainerlaufbahn. Womöglich kommt es ja in dieser Funktion schon ab Sommer zu einem Comeback bei Red Bull Salzburg. Das sagt Ulmer selbst dazu ...

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