Die Meldung, dass Christoph Freund Österreichs Serienmeister Red Bull Salzburg nach dem Ende der Transferzeit (1. September) Richtung München verlassen wird, schlug am Dienstagvormittag hohe Wellen. Während sich die deutschen Medien über den für sie weitgehend unbekannten neuen Sportchef erst schlaumachen mussten, stellte sich in Österreich schnell die Frage, wer den Mastermind hinter dem Erfolg der Bullen ersetzen soll.
Lehrjahre unter ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick
Im Jahr 2006 stieg der Pinzgauer in das Red-Bull-Imperium ein und lernte unter dem heutigen ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick das große Fußballbusiness kennen. Nach Lehrjahren unter Rangnick übernahm Freund 2015 das Amt des Sportdirektors und formte die Bullen nicht nur zum dominanten Team in Österreich, sondern auch zu einem in Europa anerkannten Club. Nun gilt es den 46-Jährigen, der trotz aller Erfolge immer bodenständig und demütig blieb, zu ersetzen. Ein Nachfolger, der auf Anhieb in seine Fußstapfen treten kann, wird wohl nicht auf die Schnelle zu finden sein.
Bullen-Bosse Reiter und Mintzlaff suchen Nachfolger
Mit der Suche beschäftigen sich derzeit der kaufmännische Geschäftsführer Stephan Reiter und Oliver Mintzlaff, der seit dem Ableben von Didi Mateschitz der Red Bull GmbH als Geschäftsführer vorsteht und bei den Sportaktivitäten des Getränkeherstellers ein sehr gewichtiges Wort hat. Über den Freund-Nachfolger sollen sich die beiden Bosse noch nicht ganz einig sein. Laut SN-Informationen favorisiert Reiter eine interne Lösung, Mintzlaff würde lieber einen erfahrenen Branchenkenner installieren. Im eigenen Stall wären wohl Liefering-Geschäftsführer Manfred Pamminger und Chefscout Johann Eder, der seit Jahren mit Freund sehr eng zusammenarbeitet, die Favoriten. Auch Akademie-Leiter Bernhard Seonbuchner kennt den Verein seit Jahren und soll ein Thema sein. Wahrscheinlicher dürfte aber sein, dass ein Fachmann, der schon Erfolge auf hohem Niveau nachweisen kann, in Zukunft die Geschicke bei Österreichs Serienmeister führt. Ein möglicher Kandidat ist der Deutsche Jochen Schneider, der derzeit bei RB New York als Sportdirektor tätig und bei Mintzlaff angesehen ist.
Freund noch bis Transferende bei Red Bull
Zumindest bis zum Transferende können die Bullen noch auf ihren Sportchef Freund bauen. Erst wenn die Kader in Salzburg und bei den Bayern stehen, wird der Pinzgauer seinen Job beim deutschen Rekordmeister antreten. Obwohl der Wechsel nach München überraschend kommt, war abzusehen, dass Freund Salzburg verlassen wird. Er hat sich in den vergangenen Jahren durch geschickte Transfers in ganz Europa einen sehr guten Namen gemacht. Beim Angebot des englischen Traditionsvereins Chelsea hatte Freund noch Bedenken, bei den Bayern konnte er nicht mehr ablehnen.
Freund verlässt die Bullen nach 17 Jahren
Zu verlockend war die Chance, einen der größten Clubs der Welt zu führen, und das in der Nähe seiner Familie. Ins kalte Wasser werden die Bayern ihren neuen Sportchef, der nicht wie sein Vorgänger Hasan Salihamidžić im Vorstand sitzen wird, nicht werfen. In den ersten Monaten wird ihm das Sportgremium rund um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zur Seite stehen. Weil sich am Dienstag die Ereignisse überschlugen, brach Freund sogar seinen Ibiza-Urlaub ab und wird am Mittwoch (18 Uhr) vor die Öffentlichkeit treten.
"Nach überragenden 17 Jahren bei diesem für mich so besonderen Club habe ich mich nun entschieden, eine neue große Herausforderung anzunehmen und als Sportdirektor zum FC Bayern München zu wechseln. Die unzähligen schönen und emotionalen Momente sowie die so erfolgreiche gemeinsame Zeit werden mir immer in Erinnerung bleiben", sagte der scheidende Sportdirektor am Dienstag in einer Vereinsaussendung.