Wie Cristiano Ronaldo bei Portugal und Lionel Messi bei Argentinien steht Neymar im Team von Rekordweltmeister Brasilien besonders im Mittelpunkt. Jede ihrer Aktionen auf und außerhalb des Platzes wird kommentiert, beurteilt, bejubelt oder kritisiert. Für Neymar setzte es nach dem 1:1 gegen die Schweiz nicht nur wegen seiner schwachen, eigensinnigen Leistung Kritik. Auch seine neue Frisur mit den langen, blonden, gekrausten Haaren fand wenig Zustimmung. Nach vielen spöttischen Kommentaren, in denen seine Haare mit einer Portion Spaghetti verglichen wurden, reagierte Neymar und präsentierte sich vor der Partie gegen Costa Rica schon im Training mit neuer Frisur. Ob dadurch seine Leistung besser wird, bleibt einmal abzuwarten. Sicher ist, dass die Brasilianer schon mächtig unter Druck stehen. Das weiß auch der Topstar der Brasilianer. "Die Erwartungshaltung ist sehr groß", sagte Neymar. "Wir müssen sehr viel besser spielen als beim Auftakt." Auch eine leichte Fußverletzung bei Neymar ist ausgeheilt.
Für Brasilien und Neymar zählt nur der Titel
Das 1:1 zum Auftakt gegen die bissigen Schweizer hat die Seleção irritiert. Dieses eine Ergebnis hat bereits gereicht, um die ersten leisen Zweifel an der bisher so erfolgreichen Amtszeit von Trainer Tite etwas lauter werden zu lassen. Der Trainer der brasilianischen Mannschaft erlebt das erste Mal eine Phase der Unsicherheit - ausgerechnet zu Beginn der WM. Erst ein Spiel hat der 57-Jährige seit seinem Antritt im Sommer 2016 verloren, seit über einem Jahr ist die Mannschaft ohne Niederlage.
Das zählt in Brasilien aber nicht mehr. Weil weder Freundschafts- noch Qualifikationsspiele, sondern nur eine erfolgreiche WM die Schmach vom 1:7 gegen Deutschland bei der desolaten Heim-WM 2014 vergessen machen könnte. Und eine WM gilt für Neymar und Co. nur dann als erfolgreich, wenn sie gewonnen wird. Bei einer Niederlage gegen Costa Rica könnte Tite sehr wahrscheinlich schon seinen baldigen Abschied einplanen.
Angst haben die ebenfalls sieglosen Costa Ricaner jedenfalls nicht. "Es gibt noch zwei Spiele, und wir werden gewinnen", sagte Angreifer Joel Campbell. In einer FIFA-Umfrage auf Twitter sprachen sich in dieser Woche mehr als 50 Prozent der Teilnehmer dafür aus, dass die Ticos nach ihrer 0:1-Auftaktpleite gegen Serbien nun im Duell mit den Brasilianern voll auf Angriff setzen. Das zumindest könnte Tite und seiner offensivstarken Mannschaft um Neymar, Willian oder Philippe Coutinho entgegenkommen. Denn dann hätte die Seleção möglicherweise die Räume, die sie gegen die Schweiz so sehr vermisst hat. "Wir kommen, um zu gewinnen", sagte Neymar. Das dürfte einen Großteil der über 200 Millionen Brasilianer in der Heimat beruhigen. Aber nichts wäre für Tite überzeugender als ein möglichst klarer Erfolg.