Rückschläge, Rekord, Geburt der Tochter, Olympiaqualifikation, dann Olympia-Absage - und nun der bronzene Leonidas: Ein Jahr auf der Hochschaubahn der Gefühle endet für Peter Herzog mit einem echten Happy End. "Das ist eine Riesenfreude", sagte der Marathonläufer aus Saalfelden, als er von der Auszeichnung durch die SN-Leser und die Fachjury erfuhr.
Wie die Trophäe aussieht, wusste er aber schon: "Ich hab mir den bronzenen Löwen von Biathletin Kathi Innerhofer genau angeschaut." Der steht bei Mama Innerhofer, bei der sich der Sportler gelegentlich seine Muskeln massieren lässt. Die Nachricht von der Auszeichnung ist gerade jetzt Balsam auf seiner Seele. Alles war bei ihm ausgerichtet auf Anfang August, den Termin des Olympiamarathons in Sapporo. Die Verschiebung der Spiele um ein Jahr löste bei allem Verständnis auch große Enttäuschung beim 32-jährigen Pinzgauer aus: "Auf dieses große Ziel habe ich hingefiebert und trainiert. Wer weiß, wo ich nächstes Jahr stehe?"
Als Spätberufenem im Marathon ist Herzog bewusst, dass Zeit kostbar ist. Die Disziplin, in der er Olympiareife erlangte, hat er erst nach einigen sportlichen Umwegen für sich entdeckt. Im Biathlon war er ein Schützling von Trainer-Urgestein Alfred Eder. Dem Sport blieb Herzog als Trainer im Skigymnasium Saalfelden erhalten, selbst versuchte er sich aber als Rad-Trial-Artist und fungierte bei der Mountainbike-WM 2012 in seiner Heimatstadt als Parcours-Chef. Im Triathlon verhinderte die Schwimm-Performance bessere Resultate. Es folgte mit 27 Jahren ein Marathonversuch und trotz noch mäßig professioneller Vorbereitung gleich eine Zeit von 2:39 Stunden.
Drei Jahre später war er unter mittlerweile fachkundiger Anleitung von Trainer Peter Bründl in 2:15:29 Stunden EM-Zehnter und Team-Bronze-Gewinner geworden. 2019 aber stotterte vorerst der Erfolgsmotor des Senkrechtstarters. Die Vorbereitung lief unrund, der Wien-Marathon brachte eine enttäuschende Zeit. Peter Herzog suchte neue Impulse und bekam sie nach einem Trainerwechsel zu Hannes Langer geliefert: umgestellte Ernährung, Höhentraining, veränderte Schrittfrequenz und Progression beim Renntempo, sprich: zum Ziel hin schneller werden. Genau das setzte der Heeressportler am 29. September beim Berlin-Marathon perfekt um und unterbot in 2:10:57 Stunden das Olympialimit - mit einem Foto seiner damals zehn Tage alten Tochter als Motivation im Gepäck.
Der ausgeklügelte Plan bis zum Olympiamarathon in Sapporo wäre bereits gestanden, samt Höhentrainings in St. Moritz. Schon als die Vorbereitungsläufe im Frühjahr (Halbmarathon-WM, Vienna City Marathon, Salzburg-Marathon) kippten, legte er zwei Wochen Trainingspause ein. "Aber als Sportler ist man ohne Bewegung ein anderer Mensch", sagt Herzog. Daher trainiert er jetzt trotz Ungewissheit wieder nach Plan. Laufband statt Höhentraining - auch dem Olympioniken in spe bleibt das Homeoffice nicht erspart.
Lesen Sie am Freitag, wer in der Kategorie "Bester Sportler des Jahres" den silbernen Löwen erhält.