"Damit habe ich in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet", sagte Luzia Ludwig im Ziel. Die in Wien lebende WU-Studentin aus Zell am See lief in 3:03:09 Stunden als Gesamtzweite hinter der Ungarin Barbara Molnar (2:59:17) ins Ziel. "Das war mein erster Marathon", sagte die 22-Jährige, die erst seit einem Jahr läuft. In der Vorbereitung wurde sie von ihrem Freund Lukas optimal trainiert - er ist ehemaliger Profi-Triathlet und machte das Tempo für sie. Und wie es sich gehört, ließ er Luzia kurz vor dem Ziel den Vortritt. Marathon-Dauerbrennerin Karin Freitag aus Tirol holte in 3:06:10 Platz drei.

Dass sie gewinnen kann, erfuhr Luzia Ludwig unterwegs an der Strecke von ihrer Schwester: "Sie hat mir gesagt, dass Eva Wutti aufgegeben hat." Die für einen Grazer Verein startende Eva Wutti war schon mit keinem guten Bauchgefühl ins Rennen gegangen - und das im wahrsten Sinn des Wortes. "Ich kämpfe seit einiger Zeit mit Magenproblemen", erklärte sie am Tag vor dem Rennen und zeigte sich skeptisch, ob sie das EM-Limit von 2:32:00 Stunden schaffen würde.
Eva Wutti bog zur Halbzeit ins Ziel ab
Am Sonntag wurden ihre Befürchtungen bestätigt. "Mir ist unterwegs schlecht geworden, ich musste sogar kurz anhalten", erklärte die 33-jährige frühere Triathletin. Somit bog sie mit ihrem Tempomacher, Olympiateilnehmer Peter Herzog, zur Halbzeit ins Ziel ab. Über die Bestzeit im Halbmarathon konnte sie sich nicht freuen, zudem wurde dieser erste Platz wegen ihrer Teilnahme an den Marathon-Staatsmeisterschaften nicht gewertet. Es jubelte Verena Cerna (SV Tomerdingen/LC Uster/GER) in 1:22:31 Std. vor Natalie Thompson (CAN/1:25:44) und Clara Carste (GER/1:26:35).
Den erwarteten Dreikampf um den Marathonsieg und damit auch den Staatsmeistertitel entschied der Wiener Mario Bauernfeind (KUS ÖBV Pro Team) für sich. In 2:22:26 Stunden war er um sieben Minuten schneller als bei seinem bisher schnellsten Marathon. Isaac Kosgei (Zehnkampfunion Linz) konnte das Tempo von Bauernfeind am Ende nicht halten, er kam in 2:27:00 ins Ziel. Dritter wurde Georg Schrank (RunninGraz) in 2:29:10. Sieger Bauernfeind ist auf der Königsdistanz noch eher ein Neuling, er kommt von den Mittelstrecken. In der Vorbereitung wurde er von Corona gebremst: "Nach dem Halbmarathon im Rahmen des Vienna City Marathons im April hat's mich erwischt. Zwar ohne Symptome, aber ich habe eine Woche nicht trainiert. So ist es dann ein bissl eng geworden."
"Vorn allein laufen war schon zach"
Unbeeindruckt von fast 30 Grad schon am Vormittag zeigte sich Hans-Peter Innerhofer vom LC Oberpinzgau. Er unterbot als Halbmarathonsieger in 1:06:46 Std. seine bisherige Bestzeit um 32 Sekunden. "Ich mag's eigentlich eher frisch", erklärte der 26-Jährige. "Vorn allein laufen war schon zach", stellte er fest. Nun steht wieder der Berglauf im Fokus für ihn, die EM auf Mallorca ist das Ziel.
Zweiter im Halbmarathon wurde der Tscheche Jan Vetchy (1:13:51), Dritter Leon Fian (SV Penk/1:14:07).
Mediziner war Schnellster über 10 Kilometer
Der Hervis 10k-Lauf sah den Salzburger Sportmediziner Mahdi Sareban (32:33 Min.) als Gewinner. Dominik Hirczy aus Bad Hofgastein (33:21) und Peter Müllner (ESIN Racing/SV Cobra, 33:28) folgten auf den Plätzen zwei und drei, Andreas Stöckl (SC Leogang) wurde Vierter. Er jubelte mit seiner Frau Conny Stöckl-Moser, die nach ihrem Sieg im Frauenlauf vom Freitag diesmal in 40:12 Zweite über 10 Kilometer wurde, geschlagen nur von Adela Stranska (CZE/35:55). Rang drei holte Katharina Loidl (Tri-team Hallein/40:42).
Mehr als 6000 Läuferinnen und Läufer haben die Bewerbe der Lauffestspiele der Mozartstadt in Angriff genommen, davon allein 1000 den Marathon. Wegen der Coronapandemie war die Veranstaltung zwei Mal ausgefallen und damit heuer erstmals seit 2019 wieder über die Bühne gegangen.