Probleme auf dem Center Court hatte Jannik Sinner erst beim Siegerinterview, als der Südtiroler sagte: "Kann ich im Dialekt reden? Weil in Hochdeutsch tu ich mir schwer." Und so bekamen die 9800 Zuschauer in der erstmals in dieser Woche ausverkauften und bis auf den letzten Platz gefüllten Wiener Stadthalle auch noch Unterhaltung, die sportlich gesehen zuvor in nur 58 Minuten sehr einseitig war. Länger konnte sich Daniel Altmaier in der 1. Runde der Erste Bank Open nicht wehren. Es war eine Demonstration Sinners einsamer Klasse.
Sinner: "Die Atmosphäre ist großartig"
"Ich habe sehr gut aufgeschlagen, habe mich super gefühlt auf dem Platz und bin logischerweise sehr zufrieden mit so einem Start", sagte Sinner nach dem 6:0, 6:2 unter tosendem Applaus, der mit 106 Dezibel gemessen wurde. "Die Atmosphäre ist großartig. In einer Halle ist es immer noch lauter. Ich mag das, wenn man so viel Energie vom Publikum bekommt", sagte Sinner zur Stimmung, die in den Pausen mit Musik aufgeheizt wird.
Die Nummer zwei der Welt zeigte passend dazu ein Feuerwerk an Schlägen, beeindruckte nicht nur mit seinen bekannt schnellen Grundschlägen, sondern auch mit Stoppbällen und Aufschlagvolley. Altmaier - der Deutsche ist immerhin Weltranglisten-51. - kämpfte um den Gamegewinn, was ihm zwei Mal auch glückte. Die Chance, dass sich das Duell am Donnerstag (nicht vor 17.30 Uhr) im Achtelfinale gegen seinen Landsmann Flavio Cobolli zumindest etwas ausgeglichener gestaltet, ist groß. Der 23-Jährige hat sich heuer bis auf Platz 22 gespielt, ist Italiens Nummer drei.
Ziel ist die Nummer eins
Dass Sinner nicht nur zum Startgeld einsammeln nach Wien kam, stand ohnehin nie in Zweifel. Dennoch machte er nicht nur mit seinem Auftritt klar, dass der Turniersieg nur über ihn führen kann: "Es gibt hier viele Punkte, die mir helfen können, nächstes Jahr wieder die Nummer eins zu werden. Das ist das klare Ziel." Seinen großen Rivalen Carlos Alcaraz hatte er erst am Samstag mit 6:4, 6:2 in die Schranken gewiesen. "Klar war das kein Grand-Slam-Finale, aber es hat mir trotzdem viel gegeben, weil ich ein sehr hohes Niveau gespielt habe."
Misolic: "Motiviert mich noch härter zu arbeiten"
Während sich also Sinner, im Gegensatz zu Alexander Zverev, gar keine Blöße gab, ist danach der Australier Alex de Minaur bereits ins Viertelfinale eingezogen. Filip Misolic hatte der Nummer sieben der Welt mehr entgegenzusetzen, als Altmaier Sinner. Von einer Überraschung war der Lokalmatador beim 4:6, 4:6 aber doch entfernt. "Wenn ich einen der drei Breakbälle nütze im zweiten Satz, wird es vielleicht knapper, aber im Endeffekt hat man gesehen, warum er ein Top-10-Spieler ist", sagte der 24-Jährige über einen seiner bisher größten Auftritte. "So ein Gegner und so ein Publikum motivieren mich, dass ich noch härter arbeite und in Zukunft öfter solche Matches erlebe", sagte Misolic.
Im Einzel ist nun kein Lokalmatador mehr vertreten. Im Doppel sind am Donnerstag in der Marx-Halle dafür gleich vier Österreicher im Einsatz.
1. Runde: Zverev (GER-2) - Fearnley (GBR-Q) 6:4, 1:6, 7:6(5); Musetti (ITA-4) - Medjedovic (SRB-LL) 6:4, 6:3; Norrie (GBR) - Rublew (RUS-7) 6:2, 6:7(5), 6:2.
Mittwoch: Sinner (ITA-1) - Altmaier (GER) 6:0, 6:2; Medwedew (RUS-6) - Borges (POR) 6:4, 6:7(7), 6:2; Berrettini (ITA) - 7:6(5), 6:3; Cobolli (ITA) - Machac (CZE) 7:6(6), 6:2; Moutet (FRA) - Dzumhur (BIH-Q) 6:3, 6:0.
Achtelfinale: De Minaur (AUS-3) - Misolic (AUT-WC) 6:4, 6:4, Griekspoor (NED) - Nakashima (USA) 7:6(4), 7:6(2).
Donnerstag (ab 12.00 Uhr): Berrettini - Norrie, Medwedew - Moutet, Zverev - Arnaldi (ITA-Q), Sinner - Cobolli, Musetti - Etcheverrey (ARG). Doppel (ab 12.00/Marx-Halle): Cabral/ Miedler (POR/AUT) - Oberleitner/ Schwärzler (AUT), Erler/Galloway (AUT/USA) - Gonzalez/Molteni (ARG).