SN.AT / Sport / Motorsport

Formel 1: Hamilton gewinnt in Silverstone nach Crash mit Verstappen

Nach fünf sieglosen Rennen hat sich Weltmeister Lewis Hamilton eindrucksvoll zurückgemeldet. Beim Formel-1-Grand- Prix von Großbritannien am Sonntag siegte er trotz einer Zehn-Sekunden-Strafe. Die bekam er aufgebrummt, nachdem er in der Startrunde Red-Bull-Pilot Max Verstappen aus dem Rennen bugsiert hatte.

Rad an Rad: Max Verstappen und Lewis Hamilton.
Rad an Rad: Max Verstappen und Lewis Hamilton.

Nach einem Highspeed-Crash von Max Verstappen in Silverstone hat Lewis Hamilton den Formel-1-WM-Titelkampf wieder hochspannend gemacht. Der englische Lokalheld fing mit einem Hammer-Überholmanöver kurz vor dem Ende noch den führenden Ferrari-Fahrer Charles Leclerc ab. Nach dem Blitz-Aus von Verstappen verkürzte Mercedes-Pilot Hamilton trotz einer Zehn-Sekunden-Strafe mit seinem achten Heimsieg in England den Rückstand im Titelkampf auf nur noch acht Punkte.

Im England-Chaos vor der XXL-Kulisse von rund 140.000 Fans wurde Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas Dritter. Verstappen stand unter Schock und wurde zur Vorsorge in einem Krankenhaus weiter medizinisch betreut. "Wir geben nie auf", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff über Funk. "Verdammt richtig", antwortete Hamilton.

Der Grand Prix von Großbritannien in Silverstone musste bereits kurz nach dem Start in der ersten Runde unterbrochen werden. Grund dafür war ein schwerer Unfall von WM-Leader Max Verstappen nach einer Berührung mit Lewis Hamilton. Die beiden WM-Kontrahenten lieferten sich in der ersten Runde ein episches Duell um die Führung. Eine halbe Runde lang kämpften die beiden Rennfahrer in einem Rad-an-Rad-Duell um den Spitzenplatz. In der Hochgeschwindigkeitskurve "Copse" kam es zu einem folgenschweren Kontakt zwischen dem rechten Hinterrad am Red Bull und dem linken Vorderrad des Mercedes-Boliden. Verstappen krachte daraufhin mit hoher Geschwindigkeit in die Streckenbegrenzung. Beim Aufprall wirkten Kräfte von 51 g. Selbstständig aber sichtlich benommen konnte der Niederländer seinen Boliden verlassen. Der WM-Leader wird derzeit im Medical Center untersucht, das Rennen wurde um 16.42 Uhr wieder gestartet. Hamilton konnte weiterfahren, kassierte aber eine Zehn-Sekunden-Strafe für den Zwischenfall.

Aufholjagd von Hamilton belohnt

Danach holte der siebenfache Weltmeister aber in rasantem Tempo auf und überholte den Führenden, Ferrari-Pilot Charles Leclerc, drei Runden vor Schluss - in der selben Kurve, in der das Manöver gegen Verstappen passiert war. Leclerc verlor dabei kurz die Kontrolle über sein Fahrzeug, wodurch Hamilton sich vorbeischieben konnte. 140.000 Zuschauer in Silverstone feierten den Briten überschwänglich.

Sichtlich niedergeschlagen und erbost über den Zwischenfall zeigt sich Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko: "Es war ein wahnsinnig harter Aufprall. Die erste Meldung ist, dass Max nichts Gravierendes passiert ist. Es ist die schnellste Kurve des Kurses, blöder hätte es nicht kommen können. Die Folgen sind unglaublich, das war gemeingefährlich. Max hat genug Platz gelassen."

Festivalstimmung herrschte auf den Rängen - und bei den Fahrern. "Diese Flaggen zu sehen, diese Energie, diese Menschen, das verstärkt meine Liebe zum Sport noch", schwärmte Hamilton beim Blick auf die Fanmassen vor dem Start. Voraussetzung für den Grand-Prix-Besuch waren bei den Ticketbesitzern entweder ein negativer Schnelltest oder der Nachweis über eine vollständige Impfung.

"Ich gebe alles", kündigte Hamilton an, der in der Startaufstellung Besuch von Hollywood-Star Tom Cruise erhielt. Und dann ging es knallhart los! Seite an Seite duellierten sich Verstappen und Hamilton, nachdem die Roten Ampeln erloschen waren.

Wütende Reaktionen bei Red Bull

Nach nur einer Runde krachte es. In der Copse-Kurve, wo ein Tempo von etwa 290 km/h gefahren wird, touchierten sich der Führende Verstappen und Hamilton an den Reifen. Der Niederländer verlor die Kontrolle, schoss vom Asphalt ins Kiesbett und krachte in die Reifenstapel. Er konnte sichtlich mitgenommen aus dem Wagen jedoch selbst wieder aussteigen und winkte danach ins Publikum.

"Er hat einen Schock und ist richtig durchgebeutelt worden", berichtete Marko im TV-Sender Sky. Er bewertete Hamiltons Manöver als "fahrlässiges bis gefährliches Verhalten" und forderte eine Sperre. Verstappens Teamchef Christian Horner schimpfte: "Das ist ein enormer Unfall und es war zu 100 Prozent die Kurve von Max, Hamilton hätte nie in dieser Position sein dürfen."

51g hätten bei dem Einschlag geherrscht. Zum Vergleich: In Formel-1-Autos wirken in Kurven bei normaler Fahrt schon mal 5g auf die Piloten. Das Safety Car kam auf die Strecke, anschließend wurde das zehnte Saisonrennen aber unterbrochen. Verstappens Wagen war heftig demoliert, die Unfallstelle musste gesichert werden.

Mit einem stehenden Start ging das Spektakel weiter - diesmal mit Ferrari-Fahrer Charles Leclerc an der Spitze direkt vor Hamilton, dessen Auto bei der Kollision auch beschädigt worden war. Vettel leistete sich prompt einen Fahrfehler, drehte sich von der Strecke und wurde von Platz sechs ans Ende des Feldes zurückgeworfen.

Hamilton musste nun Gas geben, war er doch von den Rennkommissaren mit einer Zehn-Sekunden-Strafe belegt worden. Vor ihm klagte Leclerc mehrmals über Leistungsaussetzer seines Motors. In Runde 28 kam Hamilton an die Box, saß seine Strafe ab und nahm nach 14,2 Sekunden Standzeit wieder die Verfolgung auf. Vettel und Schumacher mühten sich derweil am Ende des Feldes ab.

Leclercs Stopp zwei Runden später lief reibungslos, der Monegasse gab vorne das Tempo vor. Vettel musste seinen Wagen enttäuscht in der Garage abstellen. Hamilton griff vehement an und war auf den letzten Kilometern nochmal dran - und schnappte sich vor Leclerc sogar den umjubelten Heimsieg.

SPORT-NEWSLETTER

Jetzt anmelden und wöchentlich die wichtigsten Sportmeldungen kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.