McLaren legte in den vergangenen Jahren in der Formel 1 einen kometenhaften Aufstieg hin. Das britische Traditionsteam entwickelte sich seit der Einführung des neuen technischen Reglements zu Beginn der Saison 2022 sukzessive vom Nachzügler zum Topteam. In den vergangenen Rennen war der McLaren ohne Zweifel das schnellste Auto in der Königsklasse des Motorsports. Trotzdem konnte das Team in der laufenden Saison erst drei Rennen für sich entscheiden. Denn um in der derzeit unberechenbaren Formel 1 nachhaltig erfolgreich zu sein, braucht man nicht nur einen WM-tauglichen Boliden und gute Fahrer, sondern auch eine klare Struktur innerhalb des Teams. Diese fehlte bislang bei McLaren. Beim Grand Prix von Italien vor zwei Wochen nahmen sich die beiden Piloten Lando Norris und Oscar Piastri zum wiederholten Male in diesem Jahr gegenseitig wichtige Punkte weg.
"Wir haben uns entschieden, Lando im Kampf um den Titel zu unterstützen"
Spät, aber doch ist nun bei McLaren vor dem Grand Prix von Aserbaidschan in Baku an diesem Sonntag (13 Uhr/live ServusTV, Sky) die Entscheidung gereift, dass man im Kampf um den Fahrertitel gegen Max Verstappen - der Red-Bull-Pilot hat 62 Punkte Vorsprung auf Norris - nur dann eine Chance hat, wenn man eine klare Nummer eins innerhalb des Teams definiert. "Wir haben uns entschieden, Lando im Kampf um den Titel zu unterstützen", erklärte Teamchef Andrea Stella, der aber gleichzeitig relativierte: "Dabei wollen wir aber unsere Prinzipien nicht zu sehr über Bord werfen. Die Interessen des Teams stehen für uns immer an erster Stelle. Sportlichkeit ist uns im Motorsport sehr wichtig. Wir wollen auch fair mit beiden Fahrern umgehen."
Piastri akzeptiert seine neue Rolle
Piastri, der in den vergangenen sechs Rennen die meisten Punkte aller Formel-1-Fahrer sammeln konnte, will seine neue Rolle als "Norris-Helfer" für den Rest dieser Saison akzeptieren. "Wir wollen beide Meisterschaften gewinnen. Ich bin mir bewusst, dass sich die Welt nicht nur um mich dreht", erklärte der 23-jährige Australier. Den Zeitpunkt für die Stallregie hält er für richtig. "Jetzt ist ein angemessener Zeitpunkt, dem Team zu helfen, beide Titel zu gewinnen."
Der durch die Teamorder bevorzugte Norris begrüßte die Entscheidung seines Rennstalls, der 24-jährige Brite stellte aber auch klar: "Es kann sein, dass er mir in diesem Jahr gar nicht helfen muss. Wenn ein Fahrer besser ist als ich, dann muss ich einfach einen besseren Job machen. Ich möchte keine Meisterschaft geschenkt bekommen, sondern der Beste auf der Strecke sein und Max (Verstappen, Anm.) schlagen".