Man kann nicht von seinem zweiten Leben sprechen, denn seinen zweiten Geburtstag erlebte der Rennfahrer Niki Lauda am 1. August 1976 nach seinem schweren Unfall auf dem Nürburgring. Aber für den bereits zweifachen Formel-1-Weltmeister begann mit 30 Jahren ein neuer Lebensabschnitt. Am 4. April 1979 gründete er die Lauda Air und wurde Luftfahrtunternehmer. In der Funktion sollte er fortan hauptsächlich in Erscheinung treten - neben seiner Rolle als Formel-1-Manager, gefragter Auto- und Airline-Experte und Parade-Promi.
Unternehmertum, Geld und der starke Wille zu Sieg und Erfolg waren Lauda, wenn schon nicht direkt in die Wiege gelegt, so doch ständige Wegbegleiter seit früher Kindheit. Er stammt aus einer Unternehmerfamilie, Großvater Hans Lauda war Präsident der Industriellenvereinigung. Weil ihn aber seine Familie nicht im Sport, sondern in den Wirtschaftsseiten der Zeitung sehen wollte, sah sich der junge Motornarr Lauda dazu veranlasst, sich seine Rennfahrerkarriere selbst über Bankkredite zu finanzieren.
Es lassen sich Parallelen erkennen zwischen Laudas Tätigkeit als Rennfahrer und Airline-Betreiber. In beiden Feldern gab es Erfolge, aber auch herbe Niederlagen. Auf der Habenseite steht die Gründung von Lauda Air, Niki (flyniki) und Laudamotion. Überschattet sind die Erfolge vom Absturz eines Flugzeugs in Thailand und der Beinahe-Pleite der Lauda Air.
Im Rückblick zeigt sich dabei stets ein ähnliches Muster: Lauda erwarb eine Luftfahrtkonzession und brachte anschließend die Fluggesellschaft dank seines Namens, attraktiven Services und guten Marketings zum "Fliegen", nicht zuletzt auch deshalb, weil er oft selbst am Steuerknüppel saß. Danach verkaufte er "seine" Airline wieder mit Gewinn - stets rechtzeitig, bevor sich die Dinge in eine negative Richtung zu entwickeln begannen. Bei der Lauda Air stieg zunächst ab 1992 die deutsche Lufthansa ein, ab 1997 auch der Hauptkonkurrent Austrian Airlines. 2001 übernahm die AUA die Lauda Air komplett - nach einem erbitterten Machtkampf und bevor die AUA wegen hoher Lauda-Schulden selbst in schwere Turbulenzen geriet.
2003 kaufte Lauda die Aero Lloyd Austria, taufte sie in Niki um und verkaufte sie stückweise an die Air Berlin. Im Vorjahr gab er wenige Monate nach dem Rückkauf der Niki-Flugrechte den neuen Billigflieger Laudamotion (heute Lauda) an die irische Ryanair ab, gegen die er sich zuvor im Bieterwettkampf durchgesetzt hatte.
Laudas schwärzeste Stunde als Airline-Unternehmer war der Absturz der Lauda-Air-Maschine "Mozart" am 26. Mai 1991. Auf dem Flug von Bangkok nach Wien stürzte die Boeing 767-300 (Flug NG 4) kurz nach dem Start mit 223 Personen in den thailändischen Dschungel, nachdem sich selbstständig die Schubumkehr aktiviert hatte. Lauda kommentierte den Vorfall auf seine unnachahmlich trockene Art, die ihn auszeichnete. "Wenn die Schubumkehr unerwartet einsetzt, dann hat man Vorwärtsbewegung und Rückwärtsbewegung gleichzeitig. Dann muss es alles zerlegen."