Er ist mit der olympischen Erfolgsgeschichte seines Vaters aufgewachsen - und ist nun selbst Olympiasieger: Johannes Strolz gewann Gold in der alpinen Kombination, also in jener Disziplin, in der sein Vater Hubert 1988 in Calgary triumphiert hat. Für ihn selbst war das fast unbegreiflich. "Das ist so emotional für mich, ich muss aufpassen, dass ich nicht gleich losheule."
In allen Gesprächen mit dem neuen Olympiasieger spürte man danach, welche Bedeutung sein Vater in seinem Leben hat und hatte - und dass der Olympiasieg ohne den Senior in der Form wohl gar nicht möglich gewesen wäre. In dem Zusammenhang sagte der Sohn einen interessanten Satz: "Ein Kind braucht einen Vater, keinen Olympiasieger." Den hat er auch immer gehabt. "Unser Vater hat meine Schwester und mich immer und bei allen Dingen unterstützt und war mir ein Vorbild. Er hat immer gesagt: Ihr könnt im Leben machen, was ihr wollt, solange ihr es mit Herz macht."
Das war bei Johannes Strolz das Skifahren. Doch der hoch talentierte Techniker aus Warth am Arlberg brachte sein Potenzial nie auf die Ergebnislisten. Bis der 29-Jährige im letzten Frühjahr die Rechnung präsentiert bekommen hat: Der ÖSV strich ihm die Kaderzugehörigkeit, normal das Ende einer Karriere. Strolz arbeitete im letzten Sommer zweieinhalb Monate als Polizist, was für ihn eine wichtige Erfahrung war. Zum einen habe er auch in der fordernden Arbeit viel Zusammenhalt gespürt, zugleich nahm es ihm Existenzsorgen. "Ich wusste: Ich habe einen Job." Auf dem aufbauend unternahm er einen letzten Anlauf in Sachen Skisport - und nach dem Kreuzbandriss von Adrian Pertl bekam er doch noch einen Weltcupeinsatz. Bei dem schied er zwar in Madonna aus, zeigte aber so starke Teilzeiten, dass er im Jänner auch noch eingesetzt wurde - da gewann er mit Startnummer 38 den Slalom von Adelboden.
War der Rauswurf hinterher ein Glücksfall? "Das kann ich so nicht beurteilen. Auf jeden Fall war mir danach klar: Jetzt muss ich mich noch mehr auf das Skifahren fokussieren, nicht um das Drumherum." Mangels Servicemann musste er sich auch die Ski selbst präparieren, das behielt er bei Olympia bei. "Ich wollte nicht unter der Saison etwas ändern." Nach einer sensationellen Abfahrt, die ihn auf Rang vier gebracht hat, spürte er erstmals Druck. "Ich habe zwischen den Läufen nur an die Medaille gedacht, daran, dass ich heute wie mein Vater Gold holen kann - und es nur an mir liegt."
War Strolz der große Triumphator, so war Kombiweltmeister Marco Schwarz das genaue Gegenteil. "Der Slalom hatte nichts mit Rennfahren zu tun", meinte Schwarz, der dem ganzen Winter über seiner Form nachläuft.
