Für die Salzburger Teilnehmer bei Olympia ist es nicht besonders gut gelaufen. Beachvolleyballer Julian Hörl musste sich nach drei Niederlagen mit Partner Alex Horst verabschieden, Schützin Sylvia Steiner scheiterte zwei Mal an der Finalqualifikation und Segler Lukas Haberl musste sich im Nacra 17 mit Tanja Frank mit Platz 15 begnügen. Aber einen Salzburger Sportler gibt es noch in Paris. Und auch wenn er nicht selbst um eine Medaille kämpfen wird, hätte er einen wichtigen Anteil am Erfolg.
Am Samstag geht es um alles
Aleksandar Radojkovic ist der Schattenmann, er fungiert bei den Spielen als Sparringpartner für Taekwondo-Kämpferin Marlene Jahl aus Oberösterreich (Kategorie +67 kg). Sie hat ihren Wettkampf am Samstag. Der 28-Jährige hat selbst bis zum heurigen März auf ein Olympiaticket gehofft, scheiterte aber in der Qualifikation. "Leider hat es für mich knapp nicht geklappt", sagt Radojkovic. "Aber dann hat sich Marlene qualifiziert, und sie hat mich gefragt, ob ich bei ihr aushelfen will." Ein Angebot, das er nicht ausschlagen konnte: "Es war immer mein Ziel, es zu Olympia zu schaffen. Für einen Erfolg des österreichischen Taekwondo mache ich das gern und unterstütze sie, so gut es geht."
Schon vor drei Jahren in Tokio ist dieses Modell mit Salzburger Sparringpartnern aufgegangen: In Tokio übernahmen Aleksandra Grujic und Matthias Kowarik diesen Job für Bettina Plank im Karate - die Vorarlbergerin holte dann Bronze.
Komplett ausgestattet nach Paris
Radojkovic, ein Schützling von Taekwondo-Mastermind Sudhir Batra, ist mehr als nur ein Statist bei den Spielen. Er erhielt bei der Einkleidung sogar die komplette ÖOC-Ausstattung. In Paris simuliert er die Gegnerinnen von Jahl. "Vor allem geht es einmal um die erste Kontrahentin, Zhou Zeqi aus China. Die möglichen nächsten Gegnerinnen beobachtet unser Trainer Markus Weidinger." Je nach Erfolg geht es dann weiter und die Trainings werden angepasst. Sollte Jahl ihren Auftaktkampf verlieren, besteht noch die Chance auf die Hoffnungsrunde, falls die Chinesin weiter aufsteigt. Auch beim Medientermin im Austria House am Donnerstag war er mit dabei - die Stimmung war kurz nach dem Olympiasieg der Segler Lara Vadlau und Lukas Mähr dort prächtig.
Traumkulisse für Taekwondo
Marlene Jahl unterstreicht die Bedeutung von Radojkovic: "Es ist extrem wichtig, dass er ähnlich schnellkräftig und groß wie die Gegnerin ist. Er kann gut auf mich eingehen. Damit können wir die Taktik schärfen."
Für Radojkovic bringt die Rolle ein etwas anderes Erlebnis als bei eigenen Wettkämpfen: "Die Spannung ist nicht so groß wie bei ihr. Zum Beispiel muss ich nicht abnehmen, um das Gewichtslimit zu schaffen", sieht er es positiv. "Aber ich habe 13 Jahre lang selbst gekämpft, ich kenne alle diese Routinen." Bis zum Aufwärmen wird er bei Jahl sein, dann wird er im gewaltigen Ambiente des Grand Palais auf der Tribüne Daumen drücken: "Eine großartige Kulisse", sagt der Oberndorfer, der in seiner Karriere auch schon einiges gesehen hat. "Aber das hier übertrifft alles. Es soll schon so gut wie ausverkauft sein." 15.000 Zuschauende werden für eine mitreißende Atmosphäre sorgen.
Ob das auch Radojkovic motiviert, selbst noch einmal das Ziel Olympia anzugehen? Der Heeressportler und Angehörige des Olympiakaders 2024 gibt sich skeptisch: "Ich bin am Überlegen, wie es weitergeht. Ich bin 28 Jahre alt. Da geht der Blick auch auf die Zukunft und es ist fraglich, ob man dann noch einmal vier Jahre kämpft." Die vielen Reisen bei der Jagd nach Olympia hätten bei ihm auch den Wunsch geweckt, jetzt einmal mehr Zeit daheim mit Familie und Freunden zu verbringen. Dem Taekwondo-Sport möchte er aber erhalten bleiben, möglicherweise auch als Trainer mit einer internationalen Aufgabe.