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Von Olympia direkt ins Spitalspraktikum

Marlene Jahl ist in mehrfacher Hinsicht eine außergewöhnliche Olympiateilnehmerin im österreichischen Aufgebot. Die Taekwondo-Kämpferin, die am Samstag ihren Einsatz hat, ergatterte als eine der Letzten ihr Paris-Ticket. Dann reiste sie nach der Eröffnungsfeier noch einmal zurück nach Hause. Und schon zwei Tage nach ihrem Olympiaauftritt wird sie ihren Dienst im Krankenhaus antreten.

Marlene Jahl.
Marlene Jahl.

Zunächst gilt aber alle Konzentration den Kämpfen im Grand Palais. "Der Kopf ist bereit, der Körper auch", sagt die 29-jährige Oberösterreicherin. Die Chinesin Zhou Zegi ist ihre erste Gegnerin in der Kategorie +67 kg. Intensiver als Marlene Jahl kann man sich kaum vorbereiten. Trainer Markus Weidinger engagierte zwei Europameisterinnen und die Nummer eins der Welt als Sparringpartnerinnen. Jahl sagt: "Die Vorbereitungswoche mit Europameisterin Lorena Brandl in Deutschland hat mir gezeigt, wo ich stehe." Es folgte ein zweiter Block in Frankreich mit Altéa Laurin. Letzte Feinheiten wurden daheim in Österreich ausgebessert, in Paris arbeitet sie intensiv mit Sparringpartner Aleksandar Radojkovic aus Oberndorf. Weil nach der Eröffnungsfeier noch zwei Wochen Zeit blieben, flog der Taekwondo-Tross noch einmal nach Hause.

Der Rückflug war auch mental positiv, denn die Eindrücke waren überwältigend: "Mir sind fast die Augen rausgefallen im olympischen Dorf", sagt Jahl. "Alle Erwartungen sind noch hundertfach übertroffen worden." Die Krönung des Olympiaerlebnisses ist die Wettkampfstätte, das Grand Palais, das schon beim Fechten mit 15.000 Zuschauern zum Tollhaus geworden ist.

Für die in Eidenberg (OÖ) lebende Jahl war die erste Taekwondo-Teilnahme für Österreich bei Olympia seit 20 Jahren eigentlich schon abgeschrieben. Bei der EM im März hatte Jahl im Halbfinale gegen eine Russin verloren, damit war auch die letzte Chance auf Paris dahin. Der Sieg im Kampf um Platz drei schien nur ein schwacher Trost zu sein. Bis im Juni die Mitteilung kam, dass die Russin die Kriterien für ein Antreten unter neutraler Flagge nicht erfüllen konnte und Jahl nachrückte.

Olympia hin oder her, gleich nach den Spielen setzt die Medizinstudentin ihre Ausbildung mit dem klinisch-praktischen Jahr am UKH Linz fort. "Ich habe schon Aufschub um eine Woche bekommen, am Montag um 7.30 Uhr muss ich aber antreten", sagt sie. Eine gute Motivation: "Wenn ich eine Medaille schaffe, bin ich bei der Schlussfeier am Sonntag dabei. Dann darf ich hoffentlich erst am Dienstag anfangen …"

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