Je näher das Derby rückte, desto mehr Gerüchte schwirrten durch das ganze Bundesland: Von einem Platzsturm der Austria-Fans bis zu Raketen, die in den Fansektor von Red Bull Salzburg geschossen werden sollten. Von vielen Seiten wurden vor dem Derby zwischen den Erzrivalen Austria Salzburg und Red Bull Salzburg Schreckensszenarien verbreitet. Dass man diese Geschichten aber in das Reich der Fabeln schicken konnte, lag an den Fans beider Vereine. Sie verhielten sich, abgesehen von Pyrotechnikvergehen, vorbildlich und sorgten in der zweiten ÖFB-Cup-Runde in Grödig für ein Fußballfest, das es in Salzburg wohl so schnell nicht mehr geben wird.
Bullen drückend überlegen
Sportlich war der Unterschied zwischen dem Drittligisten und dem Champions-League-Teilnehmer von der ersten Minute an klar zu sehen. Bullen-Trainer Gerhard Struber wies seine Mannschaft mehrmals auf die Wichtigkeit dieses Prestigeduells hin und die Bullen-Verantwortlichen lobten laut SN-Informationen aus dem Clubumfeld eine Extraprämie für den Aufstieg ins Achtelfinale aus. Angeführt vom sehr spielfreudigen Luka Sučić schnürte Österreichs Serienmeister den krassen Außenseiter von Beginn an in der eigenen Hälfte ein und ging früh in Führung. Nach einer Flanke von Aleksa Terzić scheiterte Amar Dedić zuerst noch an Austria-Goalie Manuel Kalman, den Nachschuss verwertete der Bullen-Kapitän aber aus kurzer Distanz (8.). Dass es nach 45 Minuten trotz klarer Überlegenheit nur 1:0 für den Favoriten stand, lag nicht nur an der mangelnden Chancenverwertung von Sučić und Co., sondern auch an der kämpferisch überragenden Leistung der Austrianer. Kapitän Matthias Theiner und sein Team warfen sich in jeden Abschluss und wurden mit dem einen oder anderen umjubelten Achtungserfolg belohnt. So konnte Aaron Volkert einige Male mit seinen technischen Fähigkeiten glänzen oder die violette Defensive mit Ballgewinnen für Entlastung sorgen.
Forson sorgt für die Entscheidung
Nach der Pause konnte die Austria das Spiel einige Minuten offener gestalten und kam durch Yannic Fötschl sogar zu einer guten Ausgleichschance. Der Stürmer kam nach einer sehenswerten Kombination gegen ÖFB-Teamgoalie Alexander Schlager aber knapp zu spät (58.). Besser machte es Amankwah Forson: Der Joker zimmerte den Ball zuerst aus kurzer Distanz ins Netz (64.) und entschied danach das Spiel mit einem unhaltbaren Schuss vom Sechzehner (74.). Das 4:0 (83.) von Strahinja Pavlović, der nach einem Eckball gut nachsetzte, fiel nicht mehr ins Gewicht.
Letztendlich gab es an diesem denkwürdigen Abend aber nur Sieger. Red Bull Salzburg auf dem Spielfeld, abseits davon die Austria. Die violetten Anhänger bewiesen einem breiten Publikum, dass sie trotz aller Emotionen für ein friedliches Fußballfest sorgen können. Und auch sportlich schlugen sich die violetten Amateure gegen die hochdotierten Bullen-Profis sehr beachtlich.
Beide Trainer waren zufrieden
Bullen-Kapitän Amar Dedić war mit dem Auftritt seiner Mannschaft zufrieden: "Es war ein verdienter Sieg. Der Gegner ist sehr tief gestanden, mit dem 1:0 war es dann aber leichter für uns." Von der Atmosphäre im Grödiger Stadion war auch der Torschütze zum 1:0 begeistert: "Es war eine schöne Stimmung." Auch Bullen-Coach Gerhard Struber bilanzierte nach dem klaren Cuperfolg positiv: "Wir haben gewusst, dass es emotional wird. Mich freut richtig, dass die Jungs schnell den Fokus gefunden haben. Mit der Intensität war es eine Frage der Zeit, bis wir ins Toreschießen kommen."
Überwältigt zeigte sich nach Spielschluss Austria-Trainer Christian Schaider: "Die Stimmung war großartig. Die Fans haben uns gepusht, das Ergebnis ist human ausgefallen."