Nichts für schwache Nerven waren die letzten drei Spiele von Österreichs Nationalteam bei der Handball-EM in Deutschland. Wie schon gegen Kroatien und Spanien mussten die Fans auch am Donnerstag beim Hauptrundenauftakt gegen Ungarn bis in die Schlusssekunden zittern. Am Ende jubelte aber bislang stets Österreich.
Vier Österreicher als Dauerläufer
Doch nicht nur die Nerven der Fans wurden alles andere als geschont, auch die Leistungsträger im Team bekamen kaum Ruhepausen. Lukas Hutecek hatte nach vier Spielen die zweitmeisten Kilometer aller EM-Teilnehmer in den Beinen. Mit Sebastian Frimmel, Robert Weber und Mykola Bilyk zählten noch drei Österreicher zu den neun am meisten beanspruchten EM-Spielern.
Gesichter machen Bock
"Bei uns ist die Breite im Kader ein bisschen das Problem. Wir haben halt nicht zwei, drei Spieler auf jeder Position zur Verfügung", erklärt Teamchef Aleš Pajovič. Die hohe körperliche Beanspruchung bestätigt auch Kapitän Bilyk. "Das kostet alles natürlich viel Kraft, aber es macht auch enorm viel Spaß", betont der 27-Jährige, der mit 26 Treffern zu den erfolgreichsten Werfern des Turniers zählt. "Wenn ich in die Gesichter der Mitspieler schaue, habe ich aber gleich wieder Bock zu spielen. Wir genießen den Moment extrem und das gibt viel Kraft zurück."
Lanxess-Arena als Hexenkessel
Zusätzlichen Energieschub gibt dem Team am Samstag (20.30 Uhr) der Gegner. Denn Spiele gegen den Nachbarn Deutschland sind auch im Handball etwas Spezielles. "Natürlich gibt es da eine gewisse Rivalität, da brauchen wir nicht um den heißen Brei herumreden", sagt Bilyk, der seit 2016 für den deutschen Topclub THW Kiel spielt. Große Unterstützung von den Rängen wie zuletzt gegen Ungarn ist diesmal vor 20.000 (wohl großteils deutschen) Fans in der Lanxess-Arena in Köln nicht zu erwarten. "Uns erwartet da ein Hexenkessel", ist sich Bilyk sicher.
Weber ließ Familie einfliegen
Zumindest ein kleines Grüppchen wird auf jeden Fall Österreich anfeuern. "Ich habe extra meine Familie einfliegen lassen, damit mein Sohn das miterleben darf", verrät Teamroutinier Robert Weber, der als langjähriger Deutschland-Legionär auch im Gastgeberland große Sympathien genießt. Die Vorfreude auf das Match ist jedenfalls groß. "Das wird ein persönliches Karrierehighlight für jeden von uns", betont Kreisspieler Tobias Wagner, der beim sensationellen 33:33 gegen Vize-Europameister Spanien zum Man of the Match gewählt wurde.
Duell der Topkeeper
Schon zwei Mal hat Constantin Möstl diese Auszeichnung erhalten − beim Sieg über Ungarn trotz einer für ihn enttäuschenden Leistung in der ersten Hälfte. Mit 42 gehaltenen Bällen zählt er zu den absoluten Topkeepern des Turniers. Eine Parade mehr (allerdings bei 14 Schüssen weniger aufs Tor) hat Deutschlands Goalie Andreas Wolff auf dem Konto. Der 32-Jährige weiß um die Gefährlichkeit von Österreich. "Wir spielen jetzt gegen die Mannschaft der Stunde, die bisher äußerst positiv überrascht und mit Mykola Bilyk einen Ausnahmespieler in ihren Reihen hat. Die werden uns alles abverlangen", erklärt der Keeper. Und auch Bundestrainer Alfreð Gíslason nimmt das ÖHB-Team keineswegs auf die leichte Schulter. "Ich habe mich bis weit in die Nacht mit den Österreichern beschäftigt", gestand der Coach schon am Freitag.
