Mit dem klaren Ziel, noch einmal eine Medaille zu holen, war Alisa Buchinger zu den World Games nach Birmingham (USA) gereist. Und tatsächlich schaffte die Salzburger Karatekämpferin wie bereits 2017 in Breslau den Einzug ins Finale. Dort musste sie sich zwar erneut geschlagen geben. Doch die Enttäuschung, dass es wieder knapp nicht zu Gold gereicht hat, war rasch verflogen. "Das ist ein Wahnsinn! Diese Medaille ist die zweitwichtigste meiner Karriere nach dem WM-Titel 2016 in Linz", jubelte Buchinger. Trainer Manfred Eppenschwandtner pflichtete ihr bei: "Diese Silberne glänzt wie Gold. Die weite Reise hat sich gelohnt."
Dabei war Buchinger mit einer überraschenden Niederlage ins Turnier gestartet. Gleich im ersten Kampf musste sie sich der Italienerin Silvia Semeraro, gegen die sie heuer schon drei Mal gewonnen hatte, nach 2:1-Führung noch mit 2:4 geschlagen geben. Die Salzburgerin behielt aber die Nerven und sicherte sich mit 2:0-Siegen über Lokalmatadorin Skylar Lingl und die Kanadierin Melissa Bratic noch Platz zwei in der Gruppe und damit den Aufstieg ins Semifinale, wo die Französin Alizée Agier wartete.
Wie in den beiden Kämpfen zuvor zeigte sich Buchinger erneut taktisch clever und geduldig und ließ keinen Gegentreffer zu. So stieg sie mit einem 1:0-Sieg ins Finale auf. Dort wartete erneut die Italienerin Semeraro − sowie das rot-weiß-rote Faustball- und das Flag-Football-Team, die Buchinger mit Sprechchören von den Rängen des Bill Battle Coliseum anpeitschten. "Das Publikum war fantastisch, ich bin mir vorgekommen wie bei der Heim-WM in Linz. Es war einer der schönsten Augenblicke", freute sich die 29-jährige Salzburgerin über die lautstarke Unterstützung.
Beim Kampfgericht brachte ihr das aber keinen Vorteil ein. Während ein Video-Einspruch ihres Coachs abgelehnt wurde, wurde dem der italienischen Seite stattgegeben. Damit lag sie 1:2 zurück, musste riskieren und lief noch in zwei Konter zur 1:4-Niederlage. "Gold war möglich. Die Italienerin hat leider einen wahnsinnigen Bonus bei den Kampfrichtern", meinte Coach Eppenschwandtner, der angesichts des wohl bevorstehenden Karriereendes seines langjährigen Schützlings schon einmal Bilanz zog. "WM-Gold, zwei Mal Silber bei den Weltspielen und dazu zwei EM-Titel - eine Karriere, die sich sehen lassen kann."