Die Speedskifahrer haben ihre Rennen in den letzten Jahren weitgehend ohne größere Beachtung durch die Öffentlichkeit durchgezogen. Dabei zeigt der Sport, wozu ein perfekt trainierter Athlet auf zwei Latten imstande ist. "Mit mehr als 200 km/h den Berg herunterzurasen ist für den normalen Skifahrer nicht vorstellbar, aber enorm beeindruckend", weiß Manuel Kramer, der seit 2015 lieber den geraden Weg ins Tal wählt.
Zuvor hatte der Flachauer lange als eines der größten heimischen Talente im alpinen Skirennsport gegolten. Den durch seinen Junioren-Weltmeistertitel im Super G 2009 geweckten Hoffnungen konnte er dann im Weltcup aber nie vollauf gerecht werden. Nach seinem Rücktritt 2014 stieg er schließlich voll in die Speedskiszene ein.
"Das war sicher der richtige Schritt. Neben meinem Studium an der FH Kuchl hat das einfach perfekt gepasst", betont der Salzburger, der mittlerweile seine Ausbildung abgeschlossen und beim Pongauer Energie Center angeheuert hat. So ist er auch am Wochenende nach fünf Tagen bei der Weltmeisterschaft in Vars gleich zurück in die Heimat gereist, um am Montag wieder seiner Arbeit nachgehen zu können.
Die Reise nach Frankreich hat sich jedenfalls gelohnt. Zwar war der Titel einmal mehr außer Reichweite, doch sicherte sich der 33-Jährige zum zweiten Mal nach 2017 die Silbermedaille. "Ich bin überglücklich mit meiner Leistung und stolz, da ich nur vom Hausherrn Simon Billy geschlagen wurde, und der ist der einzige echte Speedskiprofi unter uns", erläutert Kramer.
Das erste Rennen der Saison könnte für ihn aber auch gleich das letzte gewesen sein. Denn mit Jahresbeginn hat sich der ÖSV aus dem Speedskiweltcup zurückgezogen. "Natürlich könnte ich jetzt auch privat bei den Rennen antreten, aber ohne ein Team nur zur Gaudi mitzufahren, das ergibt für mich einfach keinen Sinn", erklärt Kramer.
Während er einen Start im heurigen Weltcup damit für sich ausschließt, hat er zumindest noch ein weiteres Rennen auf der Rechnung. "Das Weltrekordrennen Ende März in Vars würde mich schon reizen, aber dafür muss allein vom Wetter her alles passen", sagt Kramer. Auf die aktuelle Rekordmarke fehlen ihm mit einer persönlichen Bestleistung von 246,914 km/h knapp acht Stundenkilometer. "Die bin ich gleich zu Beginn meiner Karriere gefahren. Hier noch einmal nachzulegen wäre schon ein Traum. Sonst gehe ich einfach wieder mehr normal Ski fahren."