Nach über drei Jahren Olympiaqualifikation steht nun fest: Lukas Hollaus zählt zu den 55 Triathleten, die am 26. Juli in Tokio im Einzel antreten dürfen. Der 34-Jährige aus Niedernsill hat Österreich einen vierten Quotenplatz verschafft, was auch einen Antritt in der Mixed-Staffel (31. Juli) ermöglicht. Am Dienstag wurde er vom Triathlonverband als Starter nominiert. Die Bestätigung des Österreichischen Olympischen Comités sollte nur Formsache sein.
Wie fühlt es sich an, endlich Gewissheit zu haben? Lukas Hollaus: Großartig. Damit geht mein sportlicher Lebenstraum in Erfüllung. Ich habe mit meinem Trainer Toni Kesselbacher 15 Jahre darauf hingearbeitet. Die Vorfreude ist riesig. Dass das alles ein Jahr hinausgezögert wurde, hat es nicht leichter gemacht hat. Aber jetzt ist der sportliche Höhepunkt bald da.
Sie waren ja schon auf dem besten Weg zu den Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Ich war damals 22 von 24 Qualifikationsmonaten auf Kurs, aber ein Sturz hat mich aus der Bahn geworfen und ich habe Rio haarscharf verpasst. Dank meines Umfelds und mentaler Stärke habe ich diesen Rückschlag aber schnell überwunden. Vor allem 2019 habe ich mir eine gute Ausgangsposition geschaffen. Seit Winter ist das Training voll auf den Sommer in Tokio ausgelegt.
Was mussten Sie investieren und auch opfern, um dieses Ziel zu erreichen? Es richtet sich alles nach dem Sport. Wer Triathlon nicht zu 100 Prozent macht, kommt in dieser Weltsportart nicht weit. Ein freies Wochenende gibt es praktisch nie. Die Zeit, die wir als Familie in Ruhe haben, ist begrenzt. Mit drei Kindern ist das eine Herausforderung. Ohne den Rückhalt meiner Freundin würde das alles nicht funktionieren. Ich freue mich, wenn alles wieder ruhiger wird, aber vor Tokio wollte ich noch einmal alles aus mir herausholen.
Dabei sein ist also wohl nicht alles, oder? Ich fliege nicht mit der Einstellung nach Japan, dass ich nun alles geschafft habe. Ich tue alles, um erfolgreich zu sein. Derzeit schlafe ich etwa in einem Zelt, in dem eine Höhenlage von über 2000 Metern simuliert wird.
Was steht noch am Plan? Ab Freitag bin ich bei der EM in Kitzbühel im Einsatz. Das werden die letzten Wettkämpfe vor den Spielen sein. Bis zum Abflug Mitte Juli holen wir im Training noch einmal das Maximum heraus.
Haben Sie die Coronasituation in Japan im Blick? Ich habe ein gutes Gefühl, dass die Spiele sicher sein werden. Das Flair wird vielleicht anders sein als bei bisherigen Olympischen Spielen, aber der sportliche Wettkampf, um den es ja geht, ist nicht eingeschränkt. Die Athleten sind gleich gut, wenn nicht besser als in der Vergangenheit. Der Sport steht heuer vielleicht sogar mehr im Vordergrund als jemals zuvor.
Mit Lukas Pertl haben Sie einen weiteren Salzburger als Ersatzmann im Schlepptau. Für ihn ist es eine super Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln. Sein großes Ziel ist Olympia 2024 in Paris. Luki hat das Potenzial, dann dort am Start zu stehen.
Und Sie? Ich werde mich nach Tokio von der Kurzdistanz verabschieden. Der Europacup in Portugal war mein letztes ITU-Rennen im Ausland. Ich will es sportlich auf der Mittel- und vielleicht auch Langdistanz ausklingen lassen und Rennen in Österreich bestreiten, die ich immer schon machen wollte, aber nicht konnte.
Nach Karriereende hört sich das aber nicht an. Nein, aber ich werde mehr Semi- als Vollprofi sein. Das große Ziel war und ist Tokio. Danach soll der Spaß im Vordergrund stehen. Alles mit weniger Druck, entspannter, familienfreundlicher. Doch zuerst kommt Olympia.