Gesucht waren: Sprintstarke, athletische und zugleich kräftige Frauen, die eineinhalb Minuten bei 130 km/h in einem unbequemen Gefährt stillhalten können, an den Wochenenden Zeit haben und sich mit wenig Bezahlung zufrieden geben. Dafür lockt die Chance, bei den Olympischen Winterspielen teilzunehmen: Diese ungewöhnliche Stellenausschreibung kam von Katrin Beierl, Österreichs Nummer-eins-Bobpilotin. Dieses Wochenende wird es in Innsbruck-Igls erstmals im Weltcup ernst für die mutigen Bob-Novizinnen.
Die Babypause von Beierls bisherige Beifahrerin Jennifer Onasanya machte die Suche nach neuen Bremserinnen notwendig. Bevor sie die Kandidatinnen aufs glatte Eis führte, mussten diese sich im sommerlichen Casting bewähren: "Wir haben Leistungstests gemacht und Sprint und Anschieben im Trockenen geübt", erklärt die Niederöstereicherin. Übrig blieb schließlich ein Viererteam: Leichtathletin Isabela Indruchova, Basketballerin Nicola Pichler und Fußball-Torjägerin Sandra Wöss. Außerdem wechselte Anna Schenk, eine bereits erfahrene Südtiroler Bobfahrerin, ins Lager der Österreicherinnen.
Spektakuläre Erstfahrt
Mittlerweile haben alle auch Praxis im Eiskanal gesammelt. "Die Rennsituation ist noch einmal etwas ganz anderes", sagt Beierl. Die erste Fahrt im Eiskanal verlief vor allem für Nicola Pichler in Lillehammer (NOR) gleich ungewollt spektakulär. "Das Lenkseil ist gerissen, wir haben einige Kurven in einem Tempo genommen, das ich sonst nie fahren würde", sagt Beierl. Die wilde Fahrt endete glücklicherweise ohne Sturz. Pichler hatte vom Malheur gar nichts mitbekommen: "Es war ja meine allererste Bobfahrt überhaupt, ich hatte keine Vergleichswerte", sagt die Polizistin aus Niederösterreich. Beierl zeigte sich hart im Nehmen: "Eine gute Erkenntnis, dass die Kurven auch schneller gehen..."
Im Europacuprennen gelang dem Duo danach ein zweiter Platz. Die 30-jährige Beierl war 2020 Gesamtweltcupsiegerin. Im Sommer 2022 erlitt sie auf einer Südamerikareise einen Schlaganfall und musste eine Zwangspause einlegen. Die Winterspiele 2026 bleiben nach dem Comeback ihr großes Ziel, auch Nicola Pichler sagt: "Olympia war eine große Motivation für den Einstieg."
Bei den Rennen werden jeweils eine Bremserin und eine Reserve-Frau mit Beierl unterwegs sein. Jede helfende Hand ist sehr gefragt: Der leere Zweierbob muss aus dem Transporter aus- und eingeladen werden, er wiegt immerhin 170 Kilogramm.
Katrin Beierl wird in Igls außerdem mit dem Monobob starten. Bei den Herren ist das Team von Markus Treichl am Start, im Skeleton wagt sich Janine Flock trotz gebrochener Nase ins Rennen auf der Heimbahn.