SN.AT / Sport / Wintersport

Betrugsvorwurf in der Biathlon-Equipe: Beste Feindinnen in einem Team

Ein dubioser Kriminalfall belastet Frankreichs Frauen-Biathlonteam. Die Weltcupsiegerin Julia Simon und ihre Kollegin Justine Braisaz-Bouchet reden kein Wort miteinander - und laufen gemeinsam in der Staffel.

Anfeuerung für die Teamkollegin trotz eines erbitterten Streits: Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon.
Anfeuerung für die Teamkollegin trotz eines erbitterten Streits: Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon.

Die eine Berührung zwischen den beiden musste gemäß den Staffelregeln sein. Die französische Biathletin Justine Braisaz-Bouchet übergab bei der Weltcup-Staffel am Mittwoch in Östersund als Sechste an Schlussläuferin Julia Simon. Abgesehen davon haben die beiden einander derzeit wenig mitzuteilen, obwohl sie gemeinsam für die Grande Nation siegen sollen.

Der Grund ist ein Kriminalfall, der in Frankreich hohe Wellen schlägt und einen tiefen Riss im Erfolgsteam verursacht. Die aktuelle Weltcup-Gesamtsiegerin Simon soll 2022 mit der Kreditkarte von Braisaz-Bouchet Einkäufe im Wert von 1600 Euro getätigt haben. Fest steht, dass die Transaktionen auf Simons Computer und mit ihrer Mailadresse getätigt worden sind. Damit konfrontiert, erklärte sie, dass jemand Dritter am Gerät tätig gewesen sein muss. Diese Version lieferte sie aber erst, als sie im Oktober von der Polizei in Gewahrsam genommen worden war. Die Ermittlungen laufen nach wie vor.

Simon ist im Team isoliert

"Ich hoffe einfach nur, dass es noch so etwas wie ein Happy End geben kann", sagte Braisaz-Bouchet im Sommer, nachdem sie zuvor lange zur Causa geschwiegen hatte. Die 27-Jährige hatte die vorige Saison wegen ihrer Schwangerschaft ausgelassen. Deshalb kommt es auch jetzt erst zu ersten gemeinsamen Wettkämpfen der beiden zerstrittenen Athletinnen. Braisaz-Bouchet weiter: "Ich wünsche ihr nichts Böses. Ich will einfach nur meine Karriere fortsetzen, mich um meine Familie und mich selbst kümmern. Ich hoffe, die Sache endet bald." Daraus wurde nichts, weil Simon eisern abstritt, selbst die Täterin gewesen zu sein. In der Mannschaft stehen die meisten Kolleginnen auch hinter Braisaz-Bouchet. "Julia hat unsere ausgestreckte Hand nicht angenommen und viele schlechte Entscheidungen getroffen", sagt etwa Lou Jeanmonnot über die Vermittlungsversuche.

Eisige Atmosphäre im Quartier

In der Equipe hatte man versucht, den Konflikt intern zu lösen. Um eine Eskalation zu vermeiden, musste Julia Simon außerhalb der Gruppe allein trainieren. In Östersund beim Weltcupauftakt war das Zusammentreffen nun aber unvermeidbar. Eiskalt wie die aktuellen Temperaturen soll die Atmosphäre im französischen Quartier sein. Braisaz-Bouchet und Simon reden kein Wort miteinander, alle anderen versuchen das heikle Thema möglichst auszublenden und trotz allem eine erfolgversprechende Atmosphäre zu schaffen - ein Drahtseilakt.

Konflikt schlägt auf die Leistung

Bislang zeigten die beiden Weltklassebiathletinnen in ungewohnter Weise Nerven und schossen im Einzelrennen am Wochenende schlecht. Frankreichs Staffel lief am Mittwoch inklusive einer Strafrunde schon hinterher, bevor die beiden als dritte und vierte Läuferin ins Rennen gingen. Es wurde der fünfte Platz, den Sieg holten die Norwegerinnen. Österreichs Frauen wurden Siebente. Startläuferin Kristina Oberthaler übergab als 15. mit bereits 1:40 Minuten Rückstand auf die Führende. Lisa Hauser, Tamara Steiner und Anna Gandler betrieben dann weit hinter der Spitze noch Schadensbegrenzung. Mit insgesamt sieben Nachladern war die Schießleistung der ÖSV-Staffel vergleichsweise gut.

Am Donnerstag folgt die Herrenstaffel (15.20, live in ORF 1).

SPORT-NEWSLETTER

Jetzt anmelden und wöchentlich die wichtigsten Sportmeldungen kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.