Ihre erfolgreichen Teamkolleginnen reden kein Wort miteinander, Lou Jeanmonnot hingegen durfte am Freitag laut jubeln: Die 25-jährige französische Biathletin gewann den Weltcupsprint in Östersund (SWE) mit einer fehlerfreien Schießleistung.
Die Equipe Tricolore muss auf der ersten Station des Winters einen massiven internen Konflikt bewältigen. Julia Simon, die Gesamtsiegerin des Vorjahres, ist teamintern isoliert. Sie soll Landsfrau Justine Braisaz-Bouchet mittels Onlineeinkäufen mit deren Kreditkarte um 1600 Euro geschädigt haben. In Östersund herrscht eisiges Schweigen zwischen den Kontrahentinnen. Im Sprint blieben sie unter ihren Möglichkeiten, Simon wurde 16., Braisaz-Boucht 24. Die Teamkolleginnen wie Siegerin Jeanmonnot stehen mehrheitlich auf der Seite der mutmaßlich Geschädigten Braisaz-Bouchet.
Simon wiederum klagte in Östersund: "Ich bin mental abgestumpft. Ihr wisst sehr gut, worauf ich diesen Mangel an geistiger Frische zurückführe." Teamchef Cyril Burdet sagt über seine heikle Aufgabe: "Intern reden wir nicht jeden Tag darüber. Wir konzentrieren uns darauf, was wir tun müssen, um gut auf Skiern zu sein. Wir werden Lösungen finden, damit jede ihr Bestes gibt. Julia ist Teil des Kollektivs."
In Österreichs Team herrscht Harmonie, doch für Lisa Hauser reichte es am Freitag in ihrem 300. Weltcuprennen nur zu Platz 22 (ein Schießfehler). Punkte gab es auch für die bereits im Einzel sehr starke Tamara Steiner (30./0), während Anna Gandler (45./3 Fehler), Kristina Oberthaler (50./1) und Anna Juppe (73./4) in der Verfolgung am Sonntag eine Aufholjagd starten müssen.
Hochfilzen putzt sich für WM-Bewerbung heraus
Am Samstag folgt in Östersund der Sprint der Herren, nach den Verfolgungsrennen am Sonntag übersiedelt der Biathlontross nach Hochfilzen. Der Stützpunkt des österreichischen Biathlonteams präsentiert sich bereits von seiner besten Seite. Es liegt genug Schnee, um perfekte Bedingungen für die Rennen (8. bis 10. Dezember) bieten zu können. "Bei der Präparierung der Strecke hat uns der Naturschnee sehr geholfen, dadurch müssen wir wenig Maschinenschnee auftragen", sagt Organisationschef Franz Berger. Die Voraussetzungen sind ideal, um sich für die WM-Bewerbung für 2029 von der besten Seite zu zeigen.
Für diese Pläne ist Hochfilzen auch hinsichtlich Nachhaltigkeit gut aufgestellt. So sichert seit Jahren ein Schneedepot das "weiße Gold" aus dem Vorjahr. Falls zusätzlich eine technische Beschneiung notwendig ist, kommt laut ÖSV erneuerbare Energie zum Einsatz. Das benötigte Wasser, das nach dem Winter wieder in den natürlichen Kreislauf gelangt, stammt aus einer eigenen Quelle. Das Heizmaterial kommt aus einer eigenen Hackschnitzelanlage. Im Gastronomiebereich wird auf regionale Produkte und Mehrweg-Materialen Wert gelegt. Die Eintrittskarte gilt zudem als Ticket für die Öffi-Anreise von Tirol aus bzw. für Shuttlebusse aus Saalfelden und Leogang.